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mehr als 1000 Beiträge seit 07.07.2007

Von Tugenden und Tölpeln

> Niemand kann ohne Orientierung leben und Werte sind nichts anderes
> als Fixpunkte in einer chaotischen&ungeordneten Welt.

Richtig, aber woher kommt mein innerer Kompaß? Aus dem Herzen
(Mitgefühl) oder aus dem Wörterbuch (Wert)?

> Godwin's Law?

Nein, nur ist das 3. Reich das best bekannte und dokumentierte
Ereignis, wo deutlich wird, was passieren kann, wenn Menschen Worte
wichtiger nehmen als ihr Innerstes (weil sie ihr Innerstes nicht mehr
wahrnehmen können).

> Noop, die sogenannten Sekundärtugenden erleichtern lediglich das

Ich sage nicht, dass diese Tugenden etwas schlechtes sind (sind sie
ja nicht) - nicht immer denken, weil man etwas kritisiert, würde man
es gleich komplett ablehnen -, ich sage nur, dass sie lediglich
Verhaltungsgrundlagen im Miteinander sind, nicht mehr und nicht
weniger. Eine Frage der guten Erziehung (durch Vorbild). Wenn die
Azubine keine Erziehung genossen hat (und das geht immer mehr jungen
Menschen so, die während ihrer Kindheit vor dem Fernseher geparkt
wurden - ist aber eine Folge des Kapitalismus, nicht der 68er), dann
ist das sicher Pech für sie und ihren Chef. Mir ging es aber darum,
dass diese Tugenden nicht überbewertet gehören. Die deutsche
Geschichte (und nicht nur die) zeigt, wohin es führen kann, wenn man
aus diesen an sich selbstverständlichen Tugenden ein politisches
Program stricken möchte. Das habe ich kritisiert.

> Der Kirchenlehrer Augustinus hat als Quintessenz seiner Lehre einmal
> in einem Brief formuliert 'dilige et quod vis fac'[=sei
> achtsam/gewissenhaft/liebend und mach was du willst] womit er die
> christliche Grundwerte wohl auf den kürzest möglichen Punkt gebracht
> hat. Alles andere ist Zugabe.

Aber wie ich schon sagte: Werte sind Worthülsen, was zählt ist das
Verhalten, die Taten. Jetzt kommst Du noch mal mit dem Christentum,
bitte. :-)

> Es fehlt: Auch sozialistische, humanistische und sonstige
> Weltbeglücker aller anitbürgerlichen&anarchistischen Art haben
> gemetzelt&gemordet und sind knietief durch die Blutflüsse
> gewatet...am schlimmsten sind immer die, die eine 'bessere' Welt
> versprechen und zu diesem Behufe nur noch schnell die ein oder andere
> Rasse, Klasse oder Stand über die Klinge springen lassen müssen. Die
> bösesten Verbrechen werden immer noch aus der 'Vernunft' heraus
> begangen.   

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Mich stört auch nicht die
konservative Grundhaltung meiner Mitbürger, solange sie mich damit in
Ruhe lassen, mich stört die aktuelle Tendenz der Konservativen, der
Gesellschaft ihren Stempel aufdrücken zu wollen. Mich würde das bei
allen anderen Bewegungen genauso stören, denn ich bin Ideologiefeind
und absoluter Individualist - d.h. ich gönne jedem das Seine,
verlange aber im Gegenzug auch Gönnung. Was nervt sind Menschen, die
anderen ihre Sichtweise aufzwingen wollen und in Deutschland, Europa
und Nordamerika sind dies derzeit die sog. Konservativen und
Wirtschaftsliberalen. Deshalb stören die mich. In anderen Zeiten und
Orten würden mich sicher andere stören.

> Vielleicht funktioniert das in Shangri-La mit der dortigen
> Idealbevölkerung, hierzulande haben wir es aber leider mit wirklichen
> Menschen zu tuen, die in der Regel nicht fähig sind, ihre gesamte
> ethische Welt aus sich selbst heraus zu schöpfen.

Eine Frage der frühlindlichen Erziehung. Um zu verstehen, was ich
damit genau meine, empfehle ich Dir dieses Buch:
> http://www.lukesch.ch/Text99_01.htm

Ich bin überzeugt davon, dass der Mensch an sich ein soziales Wesen
ist, der seinen Nächsten nichts böses antun würde, wenn er nicht in
seiner emotionaler Wahrnehmungsfähigkeit gestört ist. Und die meisten
von uns werden halt gestört (früher schlimmer als heute, dank 68er)
durch falsche Geburt, falsche Handhabe als Kleinkind etc.

Und genau dann, wenn dieser natürliche, innere Kompaß zerstört wurde,
dann braucht man als Erwachsener plötzlich Regeln, Gesetze und Werte,
um sein Verhalten kontrollieren zu können. Wie ich schon sagte: Ein
Defizit.

> Immer gut. Statt die anderem zu verändern, ändere dich erst einmal
> selber. Nur was man selber vorlebt, kann man auch guten Gewissens zur
> allgemeinen Norm erhaben wollen...an wirklicher Ehrlichkeit gegen
> sich selber hapert es gewiss am meisten.

Jo, ich will mich nicht selber loben, aber ich bemühe mich genau
darum. Hier im Forum kommt das sicher nicht zur Geltung, aber im
Alltag denke ich schon. Verglichen mit früher habe ich schon eine
ganz schöne Wandlung vorgenommen, vieles hart erkämpft, auch mit
Therapien.

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