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mehr als 1000 Beiträge seit 02.03.2007

Warum wir Werte brauchen!

Henrik Höfgen schrieb am 15. November 2007 14:40

> Werte sind letztendlich abstrakte Worthülsen, denen gegenüber keinerlei
> reellen Entsprechung existiert.

Niemand kann ohne Orientierung leben und Werte sind nichts anderes
als Fixpunkte in einer chaotischen&ungeordneten Welt. Jeder -auch
Du&ich- leben nach bestimmten Überzeugungen, die im praktischen
Gebrauch nicht ständig hinterfragt werden sondern halt so sind. Daran
ist weder etwas schlimmes noch verachtenswertes. Du hast vielleicht
andere Werte als dein Bischof, daraus aber zu folgern, das Werte
generell nicht existent seien ist problematisch.

> Werte können sich nur in Taten äußern

Nicht nur, aber in der Tendenz ist das nicht falsch.

> und genau an denen lassen sich die Spießer entlarven. Die Biedermeier
> und Kleinbürger waren es schließlich, die den NS voranbrachten, aus
> deren Kleingeist entstanden zwei Weltkriege und viele kleinere, mit
> deren Sündenbockmentalität vernichtete man die Juden und andere und
> schickt sich heute an, ähnliches mit den Moslems machen zu wollen.

Godwin's Law?

> Schaut man sich alleine die CDU an, so frage ich mich bei dem Schrei
> nach "Anständigkeit" aus dieser dummen Partei, wieso gerade sie die
> korrupteste in Deutschland ist?

Als ich das letzte mal hingeschaut habe -ist schon eine Weile her-
schienen mir eigentlich alle Parteien durchgehend gleich korrupt zu
sein, aber die Wahrnehmung will ich dir jetzt nicht verderben.

> Die sogenannten Sekundärtugenden
> dienen doch nur, den "kleinen Mann" ruhig zu stellen, um ihn besser
> ausbeuten zu können, um mehr Profite aus seiner Arbeitsleistung,
> seiner Paranoia, Intoleranz und daraus entstehenden, bzw.
> durchführbaren Kriegen zu erwirtschaften.

Noop, die sogenannten Sekundärtugenden erleichtern lediglich das
Leben ungemein. Ich kenne etwa einen Ausbilder, der sich gerade über
seine Azubine die Haare rauft und denn Mund fusselig redet, weil die
Dame unpünktlich, unzuverlässig und teilweise auch noch verlogen
ist...und nicht einzusehen vermag, was daran falsch sein soll. Wenn
jemand von fünfmal die Woche viermal zu spät kommt, dann auch noch
aggressiv wird, wenn man sie bittet, doch einfach mal pünktlich zu
sein usw. hat einfach einen wesentlichen Punkt in seiner
Sozialisation verpasst. Ohne diese oft verschmähten Tugenden würde
nämlich weder dein Bäcker am Morgen frische Brötchen haben noch sonst
irgend etwas in unserer Gesellschaft funktionieren.

> Es gibt niemals größere Heuchler als jene, die "Werte" propagieren.
> Das ist nur eine Scheinideologie, um von der eigenen verrotteten
> Wert-losigkeit abzulenken. Wer tolerant, offen und mitfühlend ist,
> braucht keine Werte, keine Gesetze, keine Regeln und vor allem keinen
> Anstand, denn er hat all das bereits.


Der Kirchenlehrer Augustinus hat als Quintessenz seiner Lehre einmal
in einem Brief formuliert 'dilige et quod vis fac'[=sei
achtsam/gewissenhaft/liebend und mach was du willst] womit er die
christliche Grundwerte wohl auf den kürzest möglichen Punkt gebracht
hat. Alles andere ist Zugabe. 

> Ganz besonders gefährlich ist der baby-artige Schrei nach
> "Leitkultur". Wann immer und wo immer das Geschehen ist, gab es am
> Ende Leid, Gewalt, Krieg, Vernichtung und Mord. Ich frage mich, woher
> diese unglaubliche, nie endende Dummheit, Denkfaulheit, Blindheit und
> Lernresistenz der bürgerlich-konservativen Spießer (und ihrer
> Pendants in allen Ländern und Kulturen) kommt. Das muß ein
> neurologischer Defekt sein, genetisch bedingt, denn rein rational
> kann kein denkender Mensch auf so einen Mist kommen.


Es fehlt: Auch sozialistische, humanistische und sonstige
Weltbeglücker aller anitbürgerlichen&anarchistischen Art haben
gemetzelt&gemordet und sind knietief durch die Blutflüsse
gewatet...am schlimmsten sind immer die, die eine 'bessere' Welt
versprechen und zu diesem Behufe nur noch schnell die ein oder andere
Rasse, Klasse oder Stand über die Klinge springen lassen müssen. Die
bösesten Verbrechen werden immer noch aus der 'Vernunft' heraus
begangen.     

> Noch einmal, mit Zusatz:

> Wer tolerant, offen und mitfühlend ist - und über sich und sein
> Verhalten/Weltbild kritisch nachdenkt - , braucht keine Werte, keine
> Gesetze, keine Regeln und vor allem keinen Anstand, denn er hat all
> das bereits.


Vielleicht funktioniert das in Shangri-La mit der dortigen
Idealbevölkerung, hierzulande haben wir es aber leider mit wirklichen
Menschen zu tuen, die in der Regel nicht fähig sind, ihre gesamte
ethische Welt aus sich selbst heraus zu schöpfen. Niemand ist eine
Insel und jeder lebt im Austausch mit seiner Umwelt und versucht sich
und sein Verhalten an der allgemeinen Normen anzupassen, alles andere
ist Illusion...und in dieser wirklichen Welt kommt halt die
Jugendlichen im Osten nicht mit Anstand&Achtsamkeit in Berührung,
sondern flächendeckend mit Rechten&Nazis.

> Anstatt also anderen Eure charakterlichen und intellektuellen
> Defizite vorzuschreiben und ihnen damit das Leben schwer zu machen,
> arbeitet doch mal lieber zur Abwechslung an Euch selbst und Eurem
> verlogenem Verhalten!

Immer gut. Statt die anderem zu verändern, ändere dich erst einmal
selber. Nur was man selber vorlebt, kann man auch guten Gewissens zur
allgemeinen Norm erhaben wollen...an wirklicher Ehrlichkeit gegen
sich selber hapert es gewiss am meisten.

Du hast zwar in [fast]allem Unrecht, aber Well roared, lion!

viele Grüße 

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