Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 28.01.2000

Gesellschaftsprobleme

kimschmitzii schrieb am 25. August 2004 2:40

> austragen müssen es immer die Opfer. Das kann der Psychopath selber
> sein oder eben - was wohl gravierender ist - dessen Opfer. Am
> wenigsten wollen jedoch die möglichen Verursacher eine Schuld
> anerkennen, z.B. weite Teile der Medien insbesondere in Deutschland,
> die das scheinbare Mitfühlen, die Oberflächlichkeit, die Hetze alles
> hinter dem Deckmantel der angeblichen moralisch letzten Instanz (vor
> dem Herrn) als größtes und einfachstes Verkaufsargument erkannt
> haben. Einen ausschlaggebenden Verursacher - vielleicht den
> wichtigsten - sehe ich im immer mehr zunehmenden Stress.
ACK. Es war schon immer so, daß die Menschen erst unter Belastung aka
Streß ihr wahres Gesicht zeigen.
> Die Viva-Moderatoren und Stefan Raab (obwohl der sich in Anbetracht
> seines MillionenKontos langsam ein wenig beruhigt aber total kindisch
> sein Alter nicht verraten will, weil sonst viele seiner Zielgruppe
> auf die Idee kommen könnten, dass er gar nicht mehr 'dazu gehört', wo
> gerade er so gern mal über die ältere Generation herzieht) werden
> immer quitschiger und nerviger, genauso wie viele WerbeSpots
> (insbesondere z.B. dieser jamba-Dreck). Und überall nimmt die Hetze
> und Lästerei, sei sie auch noch so unterschwellig (z.B. auch schon in
> einfachen WerbeSpots der Art 'das musst Du haben...' oder 'so musst
> Du sein...' um hipp zu sein / dazu zu gehören), immer mehr zu. Dass
> da als Endprodukt nur egoistische, oberflächliche, mehr oder weniger
> Wahnsinnige rauskommen können, kann niemand anders erwarten. Stress
> und fehlende Zuwendung, die einem den Umgang mit ersterem vielleicht
> erleichtern könnte. Stattdessen werden die Kleinen auch noch mit dem
> schlimmsten Erziehungsinstrument der Moderne von den eigentlichen
> Aufgabend er Eltern entbunden: den Medien und dem willenlos
> hinzugebenden Konsum. Nein heute zählt Karriere über alles (Achtung:
> damit meine ich Mann und / oder Frau -> es kann ja auch nur einer
> Karriere machen), sonst kann man unserem gesellschaftlichen Stress -
> beispielsweise den neusten BMW vor der Tür stehen zu haben damit man
> über den Nachbarn mit dem etwas angerosteten Mercedes lästern kann -
> standhalten. Und Kinder haben. Na das ist eigentlich ohnehin schon
> out. Wenn's dann doch passiert? Nun gut die TeleTubbies können ja die
> Erziehung übernehmen.
Der Erziehungsunwille vieler Eltern ist leider eine Tatsache. Was den
Zwang betrifft immer "hip" sein zu müssen: Der kommt bei Schulkindern
nicht nur von den Medien, sondern mindestens genauso stark von den
Klassenkameraden - glaub mir, Kinder können grausam sein und ich kann
jedes Schulkind verstehen das unter allen Umständen vermeiden will
als Außenseiter abgestempelt zu werden (was das heißt habe ich am
eigenen Leib erfahren müssen).
>
> Ich kannte mal eine Kindergärtnerin (die da schon keine mehr war...),
> die ihren Job aufgegeben hat, weil sie mit den Kindern nicht mehr so
> recht klar kommen wollte, diesen verwöhnten, egoistischen, immer
> aggressiveren Gören...
Nun mal langsam. Tatsache ist, daß Kindergärtnerinnen wie auch Lehrer
sich mit zunehmenden Alter immer schwerer tun, sich ihre Autorität
und den Respekt der Kinder zu erhalten. Dazu kommen dann oft noch
gesundheitliche Probleme. Ich kenne mehrere Lehrer die deswegen und
nicht wegen angeblich allgemein zunehmender Renitenz der Kinder
aufgehört haben. Schließlich kann ich dir versichern daß zu der Zeit
als ich im Kindergarten war (Anfang 70er Jahre) die Kinder beileibe
auch keine Engel waren.
>
> Vielleicht kann dem unsere Gesellschaftsform ja insgesamt nicht
> entkommen. Ich persönlich fürchte um eine Potenzierung des Wahnsinns,
> in alle Richtungen. Aber eigentlich kann doch kaum jemand genau
> definieren - schon gar nicht langfristig allgemeingültig - was
> Wahnsinn überhaupt ist. Das, was da in dem Artikel genannt wurde
> klingt mir auch ein bisschen nach PsychologieStudium, sprich nach
> Vereinfachung hoch 10. Hier kennt doch sicher so mancher den ein oder
> anderen PsychologieStundenten / die ein oder andere
> PsychologieStudentin bzw. Ausgelernte/n, die / der bereits auf einer
> Analyseform festgefahren ist. Wo wir auch schon bei dem heiklen Thema
> wären, welches auch in dem Artikel angedeutet wurde: was passiert mir
> Fehlurteilen, wenn Personen fälschlich in eine gesellschaftliche Ecke
> gedrängt werden (das muss auch gar nicht mal mit einem Stempel, einem
> 'Gütesiegel' geschehen; es reicht da schon die mediale Gehirnwäsche á
> la 'Du bist nicht hipp, wenn...' die so manche Klassenkameraden und
> Kollegen gerne aufgreifen, um ihr einfaches Leben fragwürdig
> interessanter zu gestalten - Stichwort Folter?) und dadurch erst zum
> Psychopaten werden (müssen?)? Fragen über Fragen.
> Vielleicht ist der Mensch ja von Natur aus ein Psycho, mal mehr, mal
> weniger; mal gefährlicher für andere, mal weniger gefährlich... Dazu
> gibt es doch bereits so schöne Tests: läßt sich eine Schulklasse für
> ein Experiment einsperren, mit klaren Rollenverteilungen zumindest
> unterteilt in Machtmensch und Unterworfenem/-er...
> Interessant ist auch mal in einem Altenheim gearbeitet zu haben. Dass
> die alten Menschen vielleicht nicht mehr ganz bei Verstand sind oder
> vielleicht auch nur völlig veraltete Ansichten haben, ist ja noch
> quasi 'technisch-bedingt' nachvollziehbar. Interessant sind aber die
> Pfleger, die doch sehr häufig in den 'Genuss der Machtausübung'
> kommen / meinen kommen zu müssen. Die stetig voranschreitende
> Rationalisierung, die uns einerseits zwar auch ein längeres Leben
> organisieren kann, begünstigt das Ganze andererseits aber ebenso...
Ich weiß nicht in welchem Altenheim du gearbeitet hast. Ich habe in
20 Monaten Zivildienst in einem Altenheim 1988/89 nicht einen
einzigen "Ausrutscher" dieser Art beobachtet. Aber vermutlich hängt
das sehr stark vom Chef und dessen Führungsstil ab. Tatsache ist
freilich, daß aus Gründen der Rationalisierung der Tagesrhythmus der
Alten gnadenlos dem Zeitschema der Pflegekräfte unterworfen wird (was
z.B. heißt daß alle Leute bis spätestens 7:30 aus dem Bett
geschmissen werden weil es dann Frühstück gibt, egal ob sie
eigentlich lieber länger schlafen würden oder nicht). Das würde ich
aber nicht als 'Genuß der Machtausübung' durch die Pfleger
bezeichnen.
>
> Naja. Ob das ganze System jetzt richtig oder falsch ist, läßt sich
> wahrscheinlich erst in ein paar hundert Jahren sagen. Denn ein
> Gegenargument dazu, dass es als falsch betrachtet werden könnte,
> liegt darin, dass man eben nicht alles haben kann, sprich das eine
> durch das andere irgendwie in Kauf genommen wird: beispielsweise das
> immer populärer werdende SingleDasein hat was Feines, soll Freiheit
> bieten z.B. in Form von freier Liebe; steigert auf der anderen Seite
> aber auch irgendwie die Oberflächlichkeit / erhöht die
> Bedeutungslosigkeit mancher Dinge.
Schon mal auf den Gedanken gekommen daß viele vor allem deshalb als
Single leben weil sie den "richtigen" Partner fürs Leben noch nicht
gefunden haben? Und gerade bei dem von dir anfangs ja angesprochenen
Streß wird es immer schwieriger diesen "richtigen" Lebenspartner zu
finden. Meiner Erfahrung nach ist der Anteil dieser Sorte Singles
mindestens genauso groß, eher sogar größer als der der Singles aus
Überzeugung.
> Noch einfacher läßt es sich bei
> marktwirtschaftlichen Dingen erklären, wo sich alles nur noch auf den
> Preis reduziert. Rationalisierung und Automation bringt
> Produktivitätssteigerung und gleichzeitig Kostensenkungen. Ich gebe
> zu, dass kaum jemand sich sicher gerne von einem Roboter im Alter
> pflegen lassen möchte. Da bekäme das Stichwort 'Abstellgleis' noch
> eine ganz besondere Note. Deine Kinder und Enkel möchten das aber
> vielleicht schon, weil sie dann immer noch problemlos zwei
> KaribikUrlaube im Jahr finanzieren können... So denkst Du heute
> vielleicht auch schon...
Was man sich im Alter an Pflegemaßnahmen wird leisten können oder
auch nicht ist bei den derzeit stattfinden Sozialreformen, die
eigentlich Sozialabbau im großen Stil bedeuten, doch gar nicht mehr
im voraus berechenbar. Unsere Eltern hatten es da noch besser. In 30
Jahren wirst du wahrscheinlich froh sein müssen wenn man dich nicht
in einer Straßenecke verrecken läßt.
>
> Naja schwieriges Thema das Ganze. Und den moralischen Zeigefinger zu
> heben, ist zwar einfach, führt bei den Betroffenen aber doch eher zu
> Ablehnung, zumal niemand die Wahrheit und Moral für sich gepachtet
> hat. Die Moral von der Geschicht wird wohl lauten: der Stärkere wird
> gewinnen.
In diesem Fall muß man sagen: leider.

Markus

Bewerten
- +
Ansicht umschalten