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Avatar von bismi
  • bismi

mehr als 1000 Beiträge seit 02.01.2010

Re: Um Himmels Willen, nein!

Arbeitnehmer haben ein Interesse daran, dass das Unternehmen gut läuft. Das wäre nochmal größer, wenn sie selbst Eigentümer wären.

Mag sein, aber gute Facharbeiter und Ingenieure sind nicht unbedingt gute Betriebswirtschaftler. Ich habe es erlebt, wie Angestellte ihr Unternehmen in die Pleite gestreikt haben, wie sicher bei so vielen Ostunternehmen nach der deutsch-deutschen Währungsunion. Die Leitung des Betriebes muss denen überlassen bleiben, die darauf spezialisiert sind. Gefällt das dem Angestellten nicht oder baut der Chef Mist, kann sich der Angestellte in einer freien Wirtschaft auf dem Arbeitsmarkt einen anderen Betrieb suchen, so wie er sich auf dem freien Markt die Konsumgüter seiner Wahl aussuchen kann.

Die demokratischste und rationellste Abstimmung ist immer noch die mit den Füßen.

Bei Genossenschaften ist das sicher auch so. Aktionäre können auch nicht alles bestimmen und schon gar nicht jeden Tag.

Wettbewerb ist schlecht

Nein!! Um im Wettbewerb zu bestehen muss man gerade rationelle Entscheidungen treffen. Gegen Lug und Trug gibt es die konkurrierenden Wettbewerber. Die Sicherheit und Respektierung des Eigentums (und am besten nur das) sollte der Staat sicherstellen. Unterbieten kann man sich nur bis zu der Grenze, an der man anfängt, seine Kosten nicht mehr zu decken und dazu zählen auch die Arbeitskosten, die auf dem freien Arbeitsmarkt entstehen und nicht der Willkür eines Unternehmens unterliegen.

Oligopole entstehen eben gerade weil der freie Markt politisch immer mehr eingeschränkt wird zugunsten von Kungeleien zwischen der Politik und einigen (aber nicht allen!) Unternehmern, den Lobbyisten. Wir brauchen viel mehr Markt und keine politischen Interventionen in den Markt.

Man will uns heute wieder einen Klassengegensatz einreden Unternehmer ↔ Angestellter.
Der wahre Klassengegensatz ist jedoch ein anderer:
politische Klasse, Lobbyisten (Monopolisten, Oligopolisten), und all deren Profiteure bis hin zum Sozialparasiten

alle Nettosteuerzahler wie ehrliche Unternehmer in rauen Wind des freien Marktes und Angestellte, die von ihrem Verdienst leben anstatt auf Kosten anderer.

Man muss gemeinsam gesellschaftliche Ziele erreichen und nicht jeder gegen jeden

Und genau das erreicht man (nur) in einer freien Wirtschaft mit einer freien Konkurrenz. Der Unternehmer dient den Kunden und das ist auch für seine Angestellten gut. Der beste Unternehmer ist der mit dem meisten Kundenzuspruch. Die Kunden können sich das beste Produkt zum besten Preis aussuchen.

In der DDR dachte man auch, Konkurrenz würde doch unnötig Ressourcen verschlingen, also weg damit. Und was haben wir da zustande gebracht? Eine museumsreife Wirtschaft mit hinterwäldlerischen Produkten. Unsere Autos waren Plastikschachteln und Blechkisten, auf die man weit mehr als 10 Jahre warten musste. Nur der freie Wettbewerb mit seiner Notwendigkeit, den größten Profit zu erzielen, führt beste Qualität mit geringsten Kosten zusammen im Gegensatz zu Ressourcenverschwendung.

Krisen haben ihre Ursache nicht in der kapitalistischen Wirtschaft. Diese Lüge will man uns immer erzählen. Krisen sind Folge der staatlichen Interventionen in ebendieses Wirtschaftssystem. Besonders die Existenz von Zentralbanken mit ihren Zinsmanipulationen ist die Hauptursache für den Wirtschaftszyklus [1]. Ohne Zentralbanken und mit Zinsen die nur auf dem Markt gebildet werden fällt diese Krisenursache weg. In den USA funktionierte das hervorragend bis zum 1. Weltkrieg, bevor man dann eine Zentralbank einführte, um an dem sich abzeichnenden 1. Weltkrieg teilnehmen zu können, ihn mit Inflation anstatt direkten Steuern finanzieren zu können. Und auch für andere Länder, deren Währungen zu jener Zeit an Gold gekoppelt waren, war es vor dem 1. Weltkrieg eine goldenen Zeit [2].

In der DDR gab es übrigens keine demokratische Partizipation am Arbeitsplatz. Die Arbeitgeber waren Parteifunktionäre vom Staat. Die Arbeitnehmer hatten gar nix zu sagen.

Und so wird es wieder kommen in der „modernen Gesellschaft“, die Sie sich wünschen.

Heutzutage gibt es schon Unternehmen, die so funktionieren, wie ich es vorschlage. Zum Beispiel die Mondragon Corporation in Spanien […] es gibt so gut wie keine Arbeitslosigkeit

In Spanien ist die Arbeitslosigkeit weiterhin enorm hoch, erst recht die echte, nicht nur die offizielle, besonders die Jugendarbeitslosigkeit. Meine Frau ist Spanierin. In unserem spanischen Verwandten-/Bekanntenkreis gibt es einige junge Leute die Spanien verlassen haben, um Arbeit zu finden. Die offiziellen Zahlen dazu sprechen auch.
Wir wollen mal lieber sehen, was der in Europa so sehr verunglimpfte Javier Milei in Argentinien erreichten wird, wenn man ihn nicht zu Fall bringt, wie einst Trump (nicht dass der mir sympathisch wäre aber Fakt ist man jagte ihn) oder Mohamed Mursi.

Aber der Staat ist zum Großteil eingenommen von den Interessen der Wirtschaft

Ja, das ist ein Problem. Staat + Kungelei mit bestimmten Unternehmern = Lobbyismus
Lobbyismus != freie Wirtschaft

Der Staat sollte die Sicherheit seiner Bürger garantieren und deren Eigentum anstatt zu kungeln.

Deswegen müssen wir als Gesellschaft uns selbst organisieren, ohne Staat und Kapital

Na ja. Ich gehöre nicht zu denen, die den Staat abschaffen wollen. Ich befürworte einen Minimalstaat. Kapital kann man nicht abschaffen. Kapital ist ein anderer Ausdruck für Investitionsgüter, und die brauchen wir für unsere Produktion also für unser Leben. Beim Leben in der Höhle waren Lanze und Steinschleuder das Kapital. Heute sind es Unternehmen, Maschinen, usw.

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[1]
https://www.youtube.com/watch?v=VYdF0N9hmxc

Ich empfehle auch die Lektüre von
- The Politically Incorrect Guide to the Great Depression and the New Deal
- How to Think about the Economy
- What Has Government Done to Our Money

[2]
What an extraordinary episode in the economic progress of man that age was which came to an end in August, 1914! … The inhabitant of London could order by telephone, sipping his morning tea in bed, the various products of the whole earth, in such quantity as he might see fit, and reasonably expect their early delivery upon his doorstep. … He could secure forthwith, if he wished it, cheap and comfortable means of transit to any country or climate without passport or other formality, could despatch his servant to the neighboring office of a bank for such supply of the precious metals as might seem convenient, and could then proceed abroad to foreign quarters, without knowledge of their religion, language, or customs, bearing coined wealth upon his person, and would consider himself greatly aggrieved and much surprised at the least interference. But, most important of all, he regarded this state of affairs as normal, certain, and permanent, except in the direction of further improvement, and any deviation from it as aberrant, scandalous, and avoidable.

John Maynard Keynes: The Economic Consequences of the Peace
Chapter II, Europe before the War

Man lese auch
Stefan Zweig: Die Welt von gestern

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