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  • Mahony James

31 Beiträge seit 14.07.2021

Re: Um Himmels Willen, nein!

bismi schrieb am 22.06.2024 18:22:

Partizipative Demokratie am Arbeitsplatz?

Das resultiert in Chaos. Als erstes werden sich die Arbeiter des Betriebes demokratisch das Gehalt erhöhen und damit ihren Betrieb und ihre Existenz in den Ruin treiben. So etwas ganz ähnliches habe ich selbst erlebt.

Jeder hat seine Spezialisierung, der Unternehmer ist spezialisiert auf die Organisation des Unternehmens, auf seine Finanzen und er trägt die Verantwortung dafür. Seine „demokratischen“ Angestellten sind darauf eben nicht spezialisiert.

Kooperation statt Wettbewerb?

Wettbewerb belebt das Geschäft. Wo Abwesenheit des Wettbewerbs hinführt sah man in der sozialistischen DDR. Der Sozialismus ging unter und die DDR gleich mit. Heute sieht man es in Kuba und Nordkorea. Wenn deren herrschende Klassen sich noch halten und deren Menschen noch auf Sparflamme leben, dann weil
- sie einige kapitalistische Inseln zulassen,
- von Geldüberweisungen ihrer Diaspora überleben können.

So ein quark. Arbeitnehmer haben ein Interesse daran, dass das Unternehmen gut läuft. Das wäre nochmal größer, wenn sie selbst Eigentümer wären. Bei Genossenschaften funktioniert das seit Jahrhunderten hervorragend. Arbeitnehmer sind gerade diejenigen, die am meisten Ahnung haben von der Arbeit im Betrieb. Sie haben meistens mehr Erfahrung oder gleich viel wie der Chef, die meistens nur Management betreiben. Wieviele Diskussionen hab ich mir schon angehört von Arbeitern, die über ihren Chef lästern, weil er wieder irgendeinen unnötigen Mist gebaut hat.

Wettbewerb ist schlecht. Er setzt Unternehmen gegeneinander, führt zu irrationalen Entscheidungen, weil man nur im Wettbewerb gewinnen will um jeden Preis, man versucht mit Lug und Trug zu gewinnen und sich gegenseitig zu unterbieten. Großartig viel Wettbewerb haben wir eh schon lange nicht mehr in unserer Wirtschaft. Jeder Bereich wird dominiert von Oligopolen, die kleinere Schlucken und den Konsumenten das Angebot verkleinern.

Man muss gemeinsam gesellschaftliche Ziele erreichen und nicht jeder gegen jeden 🙄 Wenn sie mal schauen wollen, wie eine Wirtschaft aussieht mit viel Wettbewerb, dann lesen sie mal Wirtschaftsgeschichte im 19. Jahrhundert; dauerkrisen, regelmäßig boom und bust mit hoher Zahl an Arbeitslosen und zerstörten Existenzen. Eine wirklich moderne Gesellschaft sollte über so etwas stehen.

In der DDR gab es übrigens keine demokratische Partizipation am Arbeitsplatz. Die Arbeitgeber waren Parteifunktionäre vom Staat. Die Arbeitnehmer hatten gar nix zu sagen.

Heutzutage gibt es schon Unternehmen, die so funktionieren, wie ich es vorschlage. Zum Beispiel die Mondragon Corporation in Spanien, sehr erfolgreich. Genossenschaften eignen sich sehr gut für sowas. Die gibt es schon lange und wir haben viel Erfahrung damit. Menschen in Genossenschaften sind glücklicher, es gibt so gut wie keine Arbeitslosigkeit, weil Genossenschaften flexibel sind und Genossenschaften investieren viel häufiger in nachhaltige Projekte. Die Arbeitnehmer und die Gemeinschaft stehen im Fordergrund. Alles machbar.

Aber der Staat ist zum Großteil eingenommen von den Interessen der Wirtschaft (mal mehr weniger, je nach Land). Deswegen müssen wir als Gesellschaft uns selbst organisieren, ohne Staat und Kapital. Dem Staat können wir nicht mehr vertrauen, dass er uns hilft. Das System ist verroht von vorne bis hinten und auch nicht mehr zukunftsfähig, ist zu unflexibel und starr für die Probleme, die wir bekommen werden und jetzt schon haben. Die Gewerkschaften haben auch gute Ideen, zum Beispiel lokale Transformationsräte, wo alle zusammenkommen und miteinander gestalten. Alles besser als die jetzige Politikoligarchie, die uns in den Abgrund führt.

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