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  • ton-toni

mehr als 1000 Beiträge seit 24.06.2004

Re: "Intellektuelle" Nazis, sowas gibt es?

Nun - sehen wir mal, was wikipedia zu "Intellektuellen" sagt:

Als Intellektueller wird ein Mensch bezeichnet, der wissenschaftlich, künstlerisch, philosophisch, religiös, literarisch oder journalistisch tätig ist, dort ausgewiesene Kompetenzen erworben hat und in öffentlichen Auseinandersetzungen kritisch oder affirmativ Position bezieht. Dabei ist er nicht notwendig an einen bestimmten politischen, ideologischen oder moralischen Standort gebunden.

Weniger bekannt (wenngleich nicht weniger schlecht) ist die Tatsache, dass es auch den intelligenten, gut ausgebildeten, intellektuell und/oder künstlerisch ambitionierten Nazi gab, der gleichwohl in Treue fest zu den schlimmsten nationalsozialistischen Glaubensartikeln stand: Rassismus im allgemeinen, Antisemitismus im besonderen. Dieser Typus hat sich in Deutschland in einer Weise herausgebildet, die sich von den faschistischen Strömungen in anderen Ländern signifikant unterscheidet. Er war unauffälliger, auch glanzloser und weniger im Fokus der Öffentlichkeit. Natürlich hatte auch die Nazi-Zeit ihre Stars in den Künsten und in der geistigen Welt. Aber es waren doch, bei allen Zugeständnissen, die sie an die Herrschenden machten, keine strammen Faschisten. Gustaf Gründgens, Leni Riefenstahl und Zarah Leander; Arno Breker, Martin Heidegger oder Carl Schmitt: das sind Grenzfälle, getrieben von ihrem Ehrgeiz und skrupellos, aber nicht selten zu sperrig und zu individuell für die geistige Enge der NS-Ideologie, weshalb sie bei den Mächtigen auch mitunter schnell in Ungnade fielen. Speziell die typischen NS-Schriftsteller wiederum waren zumeist Autoren, die bereits in der Weimarer Republik publiziert hatten und mit ihren völkischen Romanen oder auch mit soldatischen, kriegsverherrlichenden Veröffentlichungen bereits vor 1933 durchgesetzt waren.

https://www.welt.de/welt_print/article1620632/Faschistische-Intellektuelle.html

Beispiele, gesammelt von Max Weinreich (Historiker und Linguist der jiddischen Sprache):

• Der Nobelpreisträger für Physik, Philipp Lenard, der schon 1923 den gescheiterten Putsch der Nazis in München unterstützt hatte und im Dritten Reich einer der bekanntentesten Vertreter der so genannten „Deutschen Physik“ wurde, die sich militant gegen jüdische Naturforscher stellte und unter anderem die Relativitätstheorie und Quantenphysik als „jüdisch“ abtat.

• Johannes Stark, ebenfalls Nobelpreisträger für Physik und Vertreter der „Deutschen Physik“, war seit 1930 Mitglied der NSDAP und beteiligte sich im Dritten Reich an den Forschungen zur Entwicklung einer Atombombe.

• Der Philosoph und Soziologe Erich Rothacker war in der Weimarer Republik erst Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP), bevor er sich 1930 den Nationalsozialisten anschloss.

• Karl Alexander von Müller, Geschichtsprofessor an der Münchener Ludwigs-Maximilians-Universität von 1928 bis 1945, war seit den 1920er Jahren Anhänger der Nazis und unterrichtete mehrere der übelsten Nazis und rechten Ideologen, darunter, Hermann Göring, den Chef der Hitler-Jugend Baldur von Schirach und den späteren Stellvertreter des Führers Rudolf Heß, sowie die Nazi-Historiker Walter Frank und Wilhelm Grau.

An der Berliner Universität gab es besonders viele bekannte Akademiker, die eng mit den Nationalsozialisten zusammenarbeiteten. Dazu gehörten u.a.

• Eugen Fischer, Rektor der Berliner Universität, der wohl berühmteste Pseudo-Theoretiker der so genannten „Rassenhygiene“ und Befürworter der Nürnberger Rassengesetze.

• Viktor Bruns, ebenfalls von der Berliner Universität, war einer der bekanntesten Völkerrechtsexperten der Weimarer Republik. Er vertrat die Nazi-Regierung vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

• Theodor Vahlen, Mathematiker an der Universität Greifswald, war schon seit Mitte der 1920er Jahre ein Nationalsozialist und gilt als Mitbegründer der so genannten „Deutschen Mathematik“. Unter den Nazis stieg er schließlich zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Wissenschaften auf und war ebenfalls an der Berliner Universität angestellt. Später trat er auch der SS bei.

• Konrad Meyer, Professor für Agrarwissenschaft an der Berliner Universität, zählte zu den federführenden Autoren des Generalplans Ost, der dem Angriff auf die Sowjetunion und der Nazi-Besatzungspolitik im Osten zugrunde lag.

(https://www.wsws.org/de/articles/2017/01/04/hitl-j04.html)

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