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  • RFish

691 Beiträge seit 01.01.2013

Partieller Widerspruch

Dass BioNTech seine auf der mRNA-Technologie basierende Krebsforschung jetzt nach Großbritannien verlagern will, hängt zum einen damit zusammen, dass dort die Regularien für die Therapieentwicklung weniger bürokratisch sind als in Deutschland.

Das stimmt nur zum Teil. Zum einen sind die Anforderungen an das Studiendesign heute international. So werden viele Studien eher in Europa durchgeführt, weil sie in den USA viel umständlicher aufzusetzen sind. Insgesamt ist die Definition und Durchführung einer Studie heute mit einem immensen Aufwand und Kosten verbunden, die kleine Firmen nicht mehr stemmen können. Dadurch hat sich eine Studie mit einem vielversprechenden Medikament gegen CFS sehr stark hinausgezögert - schlicht Geldmangel.

Gleichzeitig gibt es zumindest in Deuschland für Einzelentwickler keinerlei Hilfe von den zuständigen Behörden. Als ich vor einigen Jahren eine Anfrage an das BfArM gerichtet habe, wurde diese nicht einmal beantwortet. Hier liegen die Detailprobleme, die niemand löst - macht ja Arbeit und man muss seinen Hintern vom Schreibtisch erheben.

Ob UK mit einem (vielleicht) relaxierten Zulassungsansatz die besseren Produkte liefert, wage ich zu bezweifeln. Der in UK entwickelte Vektorimpfstoff gegen Corona hätte meiner Meinung nach nie zugelassen werden dürfen - was zumindest für mich - aus den damaligen Studienergebnisse bereits klar war. Ein halbwegs brauchbarer Ansatz stammte dann aus Deutschland.

Digitale Systeme wie das Remote Patient Monitoring ermöglichen die Überwachung von Symptomen und Vitalfunktionen des Patienten auch in seiner gewohnten Umgebung.

Dagegen wird niemand etwas haben.

Wenn in Deutschland über Digitalisierung diskutiert wird, sollen aber immer gleich alle Patienten (natürlich mit Ausnahme der Privatversicherten) totalgemonitort werden - am besten noch mit Chat- und Mailüberwachung (weil es ja sehr viele Erkenntnisse über die Lebensumstände der Patienten bringt :) )

Hier sollen die Daten aller Patienten unterschiedslos in die Welt gepustet werden und das gefälligst ohne Widerrrrede. Das ist schlicht eine Unverschämtheit und hat nichts mit Technikangst zu tun.
Ich hätte in meinem Bereich auch gerne viele Analysedaten von möglichst vielen Patienten, die sich auch zum Wohle von Patienten einsetzen ließen. Ich weiß aber, daß mein Arbeitgeber dieses Ziel nicht verfolgt.

Das deutsche Problem ist die extreme Nichtbereitsschaft die Kleinarbeit für sinnvolle Lösungen zu leisten. Stattdessen leisten wir uns Heerscharen von Leuten, die an Schreibtischen hocken. Dort wird dann Quality Assurance und Riskassessment betrieben - viele der Leute haben nie ein Produkt in der Hand gehalten. Eine internationale Audit-Industrie kontrolliert dann, ob die Stempel auch an der richtigen Stelle sitzen. Das ist Deutschland. Das ist internationaler Wirtschaftskrieg. Das ist blinde Bürokratie, die uns Milliarden kostet und Firmen begünstigt, die Schrankwände voller Aktenordner produzieren. Wenn der Müll, den sie verkaufen dann einen Patienten schädigt, stellen sie ihn vor den besagten Schrank und sagen: Bitte, wir haben doch alle Regeln eingehalten.

Deutschland hat die Bertelsmann-Stiftung, die Leopoldina und Herrn Lauterbach. Für den Patientennutzen interessieren sich diese Gruppen nicht.
An technischen Lösungen sind diese Gruppen ebenfalls nicht interessiert. Das aber war früher eine Stärke von Deutschland.
Heute werden wir von Parasiten und Faulpelzen dominiert.

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