Ja, das stimmt, die Faulpelz-Wortwahl ist in der Tat etwas emotional gefärbt. Sie hängt damit zusammen, daß ich mir diese Entwicklungen jetzt seit vielen Jahren mitansehen muss.
Ich sehe, daß die "Aktenschränke" immer größer werden und der Produkt-Output immer kleiner wird. Die Milliarden-Dollarindustrie mit ihren Audits - ja es gibt sogar "Mock-Audits" für teures Geld - wird in der Öffentlichkeit nicht ansatzweise thematisiert. Beim Brustimplantateskandal in Frankreich vor einigen Jahren wurde eindrucksvoll offenbar, wie nutzlos diese Art der Qualitätskontrolle ist. Was war die Konsequenz? Dem TÜV-Süd als Überwachungsinstanz ist nichts passiert. In der Folge wurden die Formal-Maßnahmen von staatlicher Seite nochmals verschärft.
Wenn ich heute als Wissenschaftler in einem "qualitätsrelevanten Bereich" arbeite, wird mir bei jedem Handgriff unterstellt, daß ich kriminell handele (bei manchen Firmen ist dieser Vorwurf leider auch berechtigt). Will ich mir so etwas antun? Sicher nicht.
Wenn ich mir heute bestimmte (einfache) Grundchemikalien bestelle, muss ich Endverbleibserklärungen erstellen - ich könnte ja Drogen damit herstellen.....
Die Liste ist noch sehr viel länger, daher auch mein Ärger.
Ein Start-up gründen und volle Aktenschränke produzieren? Ihre Beschreibung ist da sehr dicht an der Realität. Warum soll man sich das als Wissenschaftler antun? Mag zum Geldscheffeln OK sein, aber ist das alles?
Wenn jetzt jemand meint, daß ich gegen jede Kontrolle in der medizinischen Produktherstellung bin, der irrt. Ich bin für ein sehr rigides Strafrecht. Wenn Verstöße festgestellt werden, fährt der Vorstand ein - wofür sonst kassieren die Leute ihr Geld, wenn sie ihre Firma nicht organisiert bekommen. Ich bin für unangemeldete Produktionskontrollen (welche Relevanz haben denn Aktenschränke?). Die chinesischen Überwachungsbehörden kaufen z.B. Produkte auf dem freien Markt und testen sie auf Konformität zur Spezifikation.