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  • GBöttcher

mehr als 1000 Beiträge seit 03.01.2017

Re: OMG alle drei 1940er Filme waren "Video Replys" auf 1934er Filmvorlagen...

Zitat ". Er beschreibt mit akribischer Präzision am Beispiel von ca. 750 Tätern, wie Wissenschaftler und Mediziner die theoretische Vorarbeit leisteten, die in ihrer praktischen Konsequenz zu den Mordanstalten der NS-Zeit führte. Dabei wird etwas deutlich, was in der Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte gern verschwiegen wird: Nicht die Nazis haben die Mediziner gebraucht, um ihren rassepolitischen Vorstellungen eine pseudowissenschaftliche Weihe zu geben, sondern deutsche Wissenschaftler auf den Gebieten der Anthropologie, Biologie, Medizin, Psychiatrie und Pädagogik haben die Nazis geradezu herbeigewünscht, um ihre Wahnvorstellungen von menschlicher Auslese und Ausmerze im Dienste der überlegenen weißen, nordischen Rasse grausame Wirklichkeit werden zu lassen. Wissenschaftliche Einrichtungen wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG), deren Nachfolger die Max-Planck-Gesellschaft ist, beteiligten sich an dem Rassehygiene genannten Rassenwahn. Max Planck, der Präsident der KWG an Innenminister Frick: "Dem Herrn Reichsminister des Innern beehre ich mich ergebenst mitzuteilen, daß die KWG zur Förderung der Wissenschaft gewillt ist, sich systematisch in den Dienst des Reiches hinsichtlich der rassehygienischen Forschung zu stellen."

Klee rückt das verlogene Bild zurecht, das die Täter nach 1945 nicht müde wurden, von sich zu verbreiten: Sie seien die eigentlichen Opfer, die Nazis hätten sie mißbraucht. In den Entnazifizierungsverfahren traten sie als Gutachter auf und stellten sich gegenseitig "Persilscheine" aus. Erstaunlich dabei ist, daß die zuständigen Richter es nicht der Mühe wert hielten, sich über die biographischen Hintergründe der Gutachter zu informieren. Mehrere Generationen Mediziner sind nach 1945 von diesen Tätern ausgebildet bzw. von ihren ungebrochenen rassehygienischen Überzeugungen beeinflußt worden. Der Psychiater Werner Villinger, im 3. Reich Erbgesundheitsrichter und Euthanasie-Gutachter, war ab 1946 Ordinarius und später Rektor der Philipps-Universität Marburg. Im Entnazifizierungsverfahren 1947 bescheinigte ihm sein Exassistent Helmut Ehrhardt "die von der Partei geforderte Euthanasie stets energisch bekämpft" zu haben. Im Gegenzug schrieb Villinger in einer Eidesstattlichen Erklärung, daß Erhardt "aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet" habe. Obwohl Zeugenaussagen bestätigen, daß Villinger als Gutachter an der Selektion von Patienten zur Ermordung beteiligt war, behauptete er noch 1961 kurz vor seinem Tod gegenüber der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, niemals als Gutachter in Euthanasieverfahren tätig gewesen zu sein. Villinger arbeitete in den 30er Jahren auf dem Gebiet der Fürsorgeerziehung. Wenn Menschen sich nicht normgerecht verhielten, so mußte das seiner Überzeugung nach eine genetische Ursache haben. Villinger sprach zum Beispiel von endogen bedingter Arbeitslosigkeit und führte Leistungsfähigkeit und Lebensglück auf gute Erbanlagen zurück. Armut war nicht das Ergebnis ökonomischer Bedingungen sondern die Folge schlechten Erbguts. Erziehung scheiterte nach Ansicht Villingers am "Fehlen biologischer Voraussetzungen" und die Jugendfürsorge und Wohlfahrtspflege sollte sich die Verhinderung der "Fortpflanzung und Vermehrung biologisch Unterwertiger" zum Ziel setzen. Wobei ihm das Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses ganz offensichtlich nicht genügte. 1939 schreibt er: "Asoziale Debile und soziale Psychopathen und ihre mannigfaltigen Kombinationen können wir heute noch nicht oder nur im ungenügenden Maße aus dem Volkskörper aussondern und so unschädlich machen." Villingers ehemaliger Assistent Erhardt machte nach 1945 auf dem Gebiet der Psychiatrie eine außerordentliche Karriere. Er war Mitglied im Bundesgesundheitsrat und erhielt 1986 die Paracelsus-Medaille, die höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft."
http://www.heimkinder-ueberlebende.org/Lebenswert_-_Lebensunwert_-_Deutsche_Medizin_im_Dritten_Reich.html

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