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  • klausgh

823 Beiträge seit 23.04.2008

Was soll das? Voreilige oder falsche Attribuierungen.

Friedrich Merz ist meines Wissens nach kein Jude. Als Mensch ist er mir zwar nicht sonderlich sympathisch, aber ich habe nichts gegen ihn. Als Politiker und Finanzmanager ist er mir jedoch sehr suspekt. Sein ökonomischer Vorteil steht im direkten Zusammenhang mit wirtschaftlichen Nachteilen für viele Menschen.

Ähnliches gilt für den Finanzjongleur Soros. Ich kann nichts dafür, dass er jüdischer Abstammung ist. Muss ich seine Spekulationen gegen ganze Volkswirtschaften jetzt gut finden, weil er Jude ist? Dürfte ich Merz oder andere Nicht-Juden für das gleiche Verhalten aber dann doch tadeln?

Hier wird ein Totschlag-Argument fabriziert. Seine Funktion ist es, von der Kritik an der Sache abzulenken. Wenn ich Soros oder Merz kritisiere, so tue ich dies wegen ihres Verhaltens - nicht wegen ihrer Abstammung. Bin ich deshalb jetzt Antisemit?

Ich schätze Karl Marx, der Jude war. Meine Hochachtung gilt Menschen wie Spinoza, Mendelssohn, Mühsam, Buber, Einstein und vielen anderen mehr, die Juden waren. Juden haben zu unserer Kultur einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet. Es gab und gibt freilich auch Menschen (zum Glück wohl eher weniger häufig), deren Beitrag für die Gesellschaft weniger positiv zu bewerten ist - bei Juden wie Nichtjuden.

Ich bin kein Jude, aber mich interessiert das Judentum, deshalb lerne ich Hebräisch. Ich wünsche dem Staat Israel Bestand, Frieden und Prosperität. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich die Politik dessen Regierung gut finde. Ich halte sie für eine Gefahr - auch für die Juden im Staat Israel. Ist das jetzt Antisemitismus?

Die These von der "jüdischen Weltverschwörung" geht in Wahrheit auf eine Verschwörung zaristischer Agenten mit reaktionären Kräften im Frankreich des 19. Jahrhunderts zurück. Das heißt zweierlei:

1) Es gab und gibt keine "jüdische Weltverschwörung" der "Weisen von Zion".
2) Es gab und gibt durchaus auch Verschwörungen.

Verschwörungen sind durchaus historische Realität - nicht einmal immer zum Schlechten (wie die Verschwörung der Attentäter vom 20. Juli). Das bedeutet keineswegs, dass überall Verschwörer lauern, oder alle Verschwörungstheorien ernst zu nehmen sind. Wer aber grundsätzlich Kritik mit dem Totschlag-Argument "Verschwörungsmythos" niedermacht, der will verschleiern und nicht aufklären.

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