Bezeichnend für diese Denkweise, dass der Autor Zizek "linksreaktionäre(s) Feminismus-, LGBTI- und Political-Correctness-Bashing" vorwirft, ohne durch Argumente zu untermauern, a. worin das "bashing" besteht und b. wodurch dieses "reaktionär" wird.
Es sind diese im seichten Plauderton vorgetragenen, sich als politische Einordnungen ausgebende Propaganda, die sich als "Haltung" quer durch den gesamten Artikel ziehen und die unendlich nerven.
Es gibt demnach eine "antisemitische Linke" - wodurch zeichnet die sich aus?
Politische Unterstützung von BDS?
Auffällig ist weiterhin die propagandistische Gleichsetzung von "Anti-Globalisierung" und "Antisemitismus" im Quadrat unten links.
Dass der Autor diesen Gedanken aufgreift als "Kombination aus nationalistischer bzw. antisemitischer Linker", zeigt m.E. auch, worauf er politisch hinaus will.
Der Autor schreibt, es gebe ein rechts-links-Schisma von "Mythos gegen Utopie".
Das wäre wünschenswert, dem ist aber nicht so.
Die Mythologie der Existenz eines umfassenden "Patriarchats" existiert ungebrochen in der Linken.
Die neuere "linke" Idee, Machtfragen ließen sich auf der Basis von biologischen Merkmalen wie Hautfarbe und Geschlecht beantworten, statt auf der der Sozialstruktur einer Gesellschaft ist der nächste Mythos, mit dem hausieren gegangen wird.
Die in "Merksätzen" formulierte Auffassung, es könne keinen Sexismus gegen Männer und keinen Rassismus gegen Weiße geben, weil diese "die Macht" hätten, ließe sich auch Herrn Hitler in den Mund legen, es könne keinen Antisemitismus gegen Juden geben, schließlich hätten diese "die Macht".
Die wahnhafte Zuschreibung von "Macht" im Rahmen dieses verkappten Biologismus muss zwangsläufig blind sein gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen der tatsächlichen sozialen Zusammensetzung der Gesellschaft.
Mit dem Machtreduktionismus und dem großzügigen "Verzicht" auf eine (empirische) Beweisführung geht daher einher die Denunzierung von Wissenschaft als einem weiteren bösen "europäischen Universalismus".
Die unwissenschaftliche Stapelung von bloßen Behauptungen ist kein Zufall, sondern sie wendet sich an ein Publikum, dass durch solch moralisierende "Haltung" von wissenschaftlichem Denken systematisch entfremdet worden ist (wg. Patriarchat und Kolonialismus und so).
Seine Zitat: "Die Kombination aus universalistischer Linker und multikulturellem Kapitalismus, die Nancy Fraser einmal als "Progressiven Liberalismus" (...) bezeichnet hat." stimmt so nicht.
Tatsächlich handelt es sich um die partikularistische, linksidentäre Linke, die diese Koalition eingegangen ist und Fragen nach die Ungleichheit fundierenden Merkmalen, wie Klasse und sozioökonomischer Position von Individuen und Gruppen gar nicht mehr zu stellen bereit ist.
Wem das nützt?
Nun, es wäre bspw. für eine neoliberale Agenda ein gefundenes Fressen, jeden Globalisierungskritiker en passant zum Antisemiten stempeln zu können.
Einfach, weil wir das so sagen.
Einmal durch die mediale Wiederholungsmühle gejagt und es entsteht eine neue, unheimlich "multiperspektivische Wahrheit".