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  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Die Welt wird tatsächlich eine andere sein

In den letzten Tagen habe ich zahlreiche betretene Gesichter gesehen. Viele Menschen sind sehr nachdenklich geworden. Weniger aus Angst, dem Virus zu unterliegen, sondern vielmehr machen sie sich Gedanken um die Zukunft. Manche sind direkt betroffen und haben schon finanzielle Einbußen, andere sehen die Gefahr einer Wirtschaftskrise, die jene in den 1930er Jahren bei weitem in den Schatten stellt.

Auf globalpolitischer Ebene mehrt sich auch die Sorge. Zwar nimmt man beruhigend zur Kenntnis, dass ein US-Flugzeugträgerverband eventuell wegen Corona ausfällt und so sich die Hilflosigkeit der High-Tech-Militärmacht ähnlich wie in Vietnam offenbart. Besorgnis herrscht aber, dass China in der Krise den USA zeigt, wo es lang geht und so eine noch größere Vorreiterrolle in der Welt ein nimmt und dass die USA durch die Krise vollends abstürzen. Die USA waren schon immer schlechte Verlierer und es besteht die Gefahr, dass sie vor ihrem Versinken in Bedeutungslosigkeit die Welt mit in den Abgrund ziehen, so wie der Sandkastenjunge, dessen Sandburg nicht mehr die beste ist und alle anderen zertrampelt.

Es gibt aber auch eine positive Entwicklung. In einer so existenziellen Krise erkennen Viele, was im Leben wirklich notwendig ist und was vorher einfach nur übergestülpter gesellschaftlicher und konsumorientierter Ballast war. All die kleinen aber vielen Alltagsprobleme, die nur Wohlstandsprobleme sind, verlieren ihre zwanghafte Macht und die Menschen können ihre Welt auf einmal viel klarer und bewusster wahr nehmen. So viel von dem Ballast einer wohlstandsverwöhnten Gesellschaft kann auf einmal über Bord geworfen werden.

Die Krise hat auch eine reinigende Wirkung, sie bringt die Menschen wieder auf den Pfad der Realität – oder auf den Boden der Tatsachen – zurück.

So ergoss sich Häme über Jutta Ditfurth als sie meinte, die Krise nutzen zu können, indem sie um Spenden bat, weil sie in "echte Existenznot" geraten sei. Sie musste sich anhören, dass sie nie in ihrem Leben jemals gearbeitet hätte und immer nur von den Töpfen anderer gelebt hätte. Offensichtlich bricht die Realität über das Land herein und man macht sich Gedanken darüber, wer tatsächliche Arbeit in dem Sinne leistet, dass hinterher auch etwas Konkretes dabei heraus kommt. Ganz dagegen stehen die vielen so genannten Bullshit-Jobs, mit denen eine Unzahl von Menschen alimentiert werden, die nicht für die Versorgung der Gesellschaft notwendig sind, sondern im Schatten des Überflusses miternährt wurden.

Auch Feministinnen meinten, auf den Corona-Solidaritätszug aufspringen zu müssen und haben nur Häme geerntet. In Zeiten einer ernsten sich anbahnenden Wirtschaftskrise haben sie den abgelutschten alten Kalauer von der häuslichen Gewalt gegen Frauen wieder ausgepackt, um mehr Gelder für Frauenhäuser zu fordern. Das fand nicht nur keine Zustimmung, sondern widerwärtige Ablehnung, weil die Feministinnen versuchten die Krise ganz unsolidarisch (es ging nur um das Einfordern von Eigeninteressen anstatt Solidarität zu zeigen) für sich auszuschlachten.

Getroffen hat es auch das Klimathema sehr hart. Während die Medien im Jahr 2019 einen "Bericht" nach dem anderen zur "Klimaerhitzung" und zur "Klimakatastrophe" heraus gehauen haben, ist das Thema während der Corona-Krise aus den Medien nahezu völlig verschwunden. Es ist nicht mehr wichtig, existenziellere Probleme haben es verdrängt. Ein paar Unentwegte haben es immerhin gewagt, dass der CO2-Ausstoß durch die Corona-Krise gesunken ist. Ein schlechtes Omen: jetzt weiß man, wie es sich mit stark reduziertem CO2-Ausstoß anfühlt.

Es wird spannend sein, wie die neue Welt nach Corona aussehen wird. Es gibt zwar Heilungskräfte, die aktiv werden, eine Rückbesinnung auf die Realität und man kann nun auch wert schätzen, was man bislang gesellschaftlich erreicht hat, weil die Errungenschaften auf einmal nicht mehr selbstverständlich sind. Es gibt aber auch Gefahren wie ein Kollaps des Wirtschafts- und Finanzsystems, der zwar lange überfällig ist, aber nun auf einmal Corona in die Schuhe geschoben werden kann, ohne die Systemfrage stellen zu müssen.

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