Die Jungen lernen eben von den Alten, nur leider meist nur die Inhalte und nicht der Weg, den die Alten dafür gegangen sind. Dafür fehlte bislang häufig die Zeit, weil sowohl die Jungen als auch die Alten immer in ihrem eigenen Hamsterrad und ihrer Blase fest saßen.
So interessant und zutreffend die Shellstudien und andere Analysen auch sind, sie gehen nie darauf ein, warum die ablösenden Generationen sich neue Werten zuwenden, sie beschreiben jediglich. Das mag wissenschaftlich korrekt sein, blendet aber die Dynamik des Übernehmens und des dagegen Auflehnens vollkommend aus.
Wer die gegenwärtig Jugend als "wohlstandsverwöhnte Vorstadtkids, die von ihren Eltern zur Demo gefahren werden" bezeichnet, ignoriert, dass es die Elterngeneration war, die in die Vorstädte gezogen sind und ihren Kindern nur Wohlstand im kommerziellen Sinne zukommen lies.
Andere Elterngeneration haben in Deutschland ihren Kindern ein zerbombtes Land und eine Wegschaukultur hinterlassen, die damalige Jugend hat Aufklärung und Freiheit verlangt (Unruhen in der BRD ab den frühen 60er). Wir lachen heute über die Zeitzeugnisse, wie sich alte biedere Herrschaften über die Verrenkungen der "Beatniks" und "Stromgitarrenspieler" echauffieren. Ein herrliches Beispiel ist immer noch "Ekel Alfred".
Wer das, zu Recht finde ich, als lächerlich verurteilt, könnte auch mal die Kritik an der heutigen Jugend an den gleichen Maßstäben messen. Wir Alten, auch alle Teil einer Generation, haben mittlerweile viele nachfolgende Generationen beobachten dürfen/müssen und oder auch wollen können. Das setzt allerdings Interesse am Wandel an sich voraus. Wir haben Wandel erlebt, die Jungen nicht, das verpflichtet uns Alten, auf die Jugend zuzugehen, nicht umgekehrt. Wir können von unserem Weg erzählen, was man uns alles erzählt hat und was das in unseren Köpfen bewegt hat, welche Schlüsse wir daraus gezogen haben und was letztendlich daraus geworden ist. Wir können die Jungen super verstehen, wenn wir nur wollten.
Eine Musiktour mit den Kids in YouTube durch die persönliche Hitliste, garniert mit persönlichen Geschichten und Blick auf die damalige politische Lage lässt die damalige und heutige Welt in anderem Licht erscheinen.