Ansicht umschalten
Avatar von fh1
  • fh1

mehr als 1000 Beiträge seit 18.08.2001

Das Neue für mich war

Die Realitätsnähe der bewegten Bilder.

Bisher kenne ich unnatürlich beschleunigte schwarz-weiß Bildabläufe der Kriegsszenen im Stile eines Slapstick Films jeder Zeit a la Buster Keaton et all.
Aus diesem Blickwinkel schien der WWI in Zeit und Raum weit entrückt, unwirklich, eher komisch-grotesk. Die Menschen sahen aus wie Zombies, wie Bilddokumente aus der Fundgrube Mottenkiste der Urgroßmutter vom Speicher.

Dieser Film ist aber erschreckend anders.

Die Männer sehen alle sehr real aus, als ob ich sie noch vor Kurzem im Supermarkt getroffen hätte und jetzt spielen sie als Komparsen in einem englischen Kriegsfild ein paar Kilometer entfernt.
Bald kommt bestimmt der Held, der nach seiner heroischen Heldentat von einer hübschen Krankenschwester gepflegt wird, vollständig genest und sie natürlich am Ende kriegt. Happy End, klar.

Alle sind sehr lebendig, lächende Gesichter, so wie ich, so wie wir, so wie jetzt und hier.

Und dann dreht sich im Kopf die Vorstellung, das ist doch über 100 Jahre her, sie werden kurze Zeit später fast alle tot sein. Und keiner von denen lebt heute noch. Alles (Un)tote?

Warum?

Sie sind doch alle noch jung und lebenshungrig.
Und sie werden einfach so verheizt, ohne eine Chance, sich im Kampf Mann gegen Mann zu wehren, weil sie einfach nur wie Schlachtvieh zum Schlachtfeld geführt werden.

Diese Dichotomie: Die plastische Lebendigkeit der Jugend und der Tod oder Entstellung zum Invaliden.

Die Zerstörung aller Menschlichkeit ohne Sinn und Verstand.

Menschen als Kanonenfutter für kriegsspielende Eliten, das schockt.

Bin ich noch im richtigen Film? Warum tut der Mensch sich das an? Bin ich auch bald dran, aufs Schlachtfeld geführt zu werden? Warum? Von wem? Kafkaesk!

Ich möchte wieder zurück zu meinen alten Slapstick Kriegsfimen a la Buster Keaton, sie wirken in ihrer Realitätsentrückung auf perverse Art realitätsnäher und beruhigender.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten