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  • exkoelner

mehr als 1000 Beiträge seit 28.06.2012

Weia ... Kriegsfilme sind gerade wieder in, warum wohl?

Da mag man am Sound und den Farben noch so rum drehen, Krieg ist Krieg ist Krieg.

Die Nummer, wir verherrlichen wieder den Krieg, ist ja seit 199X nicht neues. Vater aller Dinge, erst in dieser existentiellen Krise versteht man erst, wie gut es einem heute geht, schätzt das Leben ... bla. Seit 201X tauchen in aller Regelmäßigkeit in WON, aber auch SPON und ZON auffällig häufig Artikel auf, die Krieg verharmlosen, alte Schlachten aus dem 1. und 2. WK wie Abenteuerurlaub darstellen - passend zu den in Berlin immer mehr rumfahrenden Trams und Bussen, die für den Eintritt in die Bundeswehr werben, dort ebenfalls dargestellt wie ein Abenteuerurlaub, nachdem sie das Weddinger und Neuköllner Prekariat im unnachahmlichen deutschen Stände-Bildungssystem von jeglicher Alternative abgehängt haben.

Lynndie England lässt grüssen. [1]

Also das schreibt die Bundeswehr den Jugendlichen, die sie an den Schulen ansprechen dazu:

"Gut zu wissen: Natürlich ist ein Auslandseinsatz immer mit einem gewissen Risiko verbunden und hat in der Vergangenheit auch schon Tote gefordert. Aus diesem Grund bekommst du ein verbessertes Gehalt bzw. einen größeren Sold, wenn du zum Beispiel für die Bundeswehr im Ausland in Afghanistan oder einem anderen Land aktiv bist. Mit einem Einsatz im Ausland kannst du deinen Verdienst also deutlich steigern."."

https://bundeswehr-einstellungstest.de/auslandseinsaetze-bundeswehr/

Die USA hat schon seit Jahrzehnten so TV-Serien, die den "tapferen Einsatz" im Krieg für die USA verherrlichen, wie Navy Seals, Navy CIS, The Last Ship, Homeland, etc.

Was die Zeitungen mit ihren offensichtlichen Artikeln nicht erreichen, versuchen TV-Serien und Hollywood-Produktionen. Wir kannten alle Top-Gun als extrem albern, kein Deutscher hätte sich in den 80ern wegen so etwas für Krieg begeistern lassen, aber seit dem hat sich das Bildungssystem verändert, die ökonomische Lage vieler.

Vielleicht soll die colorierte und neu vertonte Fassung alten 1. Weltkriegsmaterials genau diesen Horror vor der "Banalität des Bösen" wiederbeleben, aber ich habe da so meine Zweifel - i.d.R. sind Anti-Kriegsfilme low budget, und werden von der Mainstreampresse verschwiegen. Wenn man kritzebitzerisch sein will, war schon die Herr der Ringe-Produktion eine Pro-Krieg-Produktion - wie bei der Harry Potter-Sendereihe gab es immer nur eine Option das "Gute" gewinnen zu lassen, alle "anderen" zu töten.

Und dann sind wir wieder bei Edward Bernais oder ähnlichen Propaganda-Größen, mit:

Wir und Die.

Schön das man sich mal wieder nach langer Zeit mit dem 1. Weltkrieg beschäftigt, auch filmisch, aber ob das gerade passiert, weil man alte, dumme Tendenzen verhindern will, oder genau die über 100 Jahre später wieder nach vorne holen will, das halte ich noch nicht für abschließend geklärt.

[1] https://www.theguardian.com/world/2009/jan/03/abu-ghraib-lynndie-england-interview (trotzdem klebt in meinem Kopf eine Lyndie English aus den USA zum Thema Abu Ghraib, gibts zwei davon?)

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