sondern eher Kennzeichen einer gesunden funktionierenden freiheitlichen und toleranten Gesellschaft.
Noch bis in die 1980er Jahre hinein wurde ein breites politsches Meinungsspektrum in unserer Gesellschaft als normal empfunden. In der Politik gab es Kräfte, wie FJ Strauß aus der CSU, der einen Diktator Pinochet in Chile unterstütze, während gleichzeitig die SPD eine Entspannungspolitik der Machtblöcke des kalten Krieges suchte (heute betreibt die SPD eine Eskalation und eine Neuauflage des kalten Krieges) und das Spektrum auf der Linken von Befürwortern des DDR-Systems über die verschiedenen K- und ML- Gruppen bis hin zur bewaffneten RAF reichte.
Eine solche Bandbreite wäre heute unvorstellbar.
Heute sind die Damen und Herren der AfD, die fortschrittlicher sind als die CDU unter Adenauer und Kiesinger bereits unsere neuen "Nazis". Und auf der Seite linksaussen findet sich auch niemand mehr, der das "Schweinesystem" mit bewaffnetem Kampf in die Knie zwingen wollte.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich würde sowohl FJ Strauß (der seine politischen Gegner als "Ratten und Schmeißfliegen" bezeichnete) als auch die RAF nicht mehr zur gesunden Meinungsvielfalt zählen, aber dennoch war die Bandbreit damals größer.
Heute haben wir m.E. weniger das Problem einer Spaltung, als vielmehr das Problem, dass der Meinungskorridor immer enger wird und viele Menschen inklusive der meisten großen Medien die Vorstellung verbreiten, alle Bürger müssten eigentlich die gleiche Meinung haben, auf allen Gebieten, sonst stimme mit ihnen irgendwas nicht. Sie wären sonst bestenfalls verwirrt, meist aber Verschwörungsanhänger oder irgendwelche "... -Leugner".
Woher kommt dieser Wunsch oder Druck nach einer solchen Konformität?
Da würde ich eher als Ursache "Unsicherheit" vermuten.
Ich kenne in meinem Bekanntenkreis Menschen, die sich darüber wundern, dass ich zu kontroversen Themen meist eine eigene Meinung habe und diese auch noch äußere. Diese Menschen warten und schauen erstmal, wo und von wem denn welche Meinung geäußert wird, bevor sie sich entscheiden, wo sie sich dann anhängen. Wie neuere Umfagen sagen, sind mehr als die Hälfte unserer Bürger der Meinung, man könne die eigene Meinung nicht mehr sagen, ohne Nachteile befürchten zu müssen.
Viele wünschen sich sogar den totalitären Staat geradezu herbei, der ihnen sagt, was die richtige Meinung ist, die sie haben sollten, damit sie nicht als Verschwörungs.... oder ... -Leugner gelten.
Der Wind hat sich sehr gedreht. Noch 4 Jahrzehnte nach dem Untergang des Nazi-Reiches wußte man, wie wertvoll und beachtenswert Menschen mit eigenständigen Meinungen sind, um den Taumel einer geschlossenen Gesellschaft in eine totalitäre Wahnwelt zu verhindern.
Heute gelten solche Menschen (wieder) als Störenfriede, als "Spalter". Das gilt für den ganzen Bereich der Politik wie auch für die sozio-kulturellen gesellschaftlichen Diskussionen.
Egal auf welchem Gebiet der Politik oder Gesellschaft: Es gibt zunehmend nur noch eine einzige "richtige" Meinung.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.06.2021 23:45).