Die "zunehmende Vereinzelung" wird im Text genannt, aber nicht der Mechanismus, dass die Bildung von Lagern quasi virtuelle Ersatz-Familien darstellen können. Man fühlt sich einem Lager verbunden und teilt deren Identität.
Unter "Vereinzelung" würde ich nicht nur die Auflösung der Familie verstehen, wo beide Eltern "arbeiten gehen "wollen müssen", die Kinder in Erziehungseinrichtungen abgegeben werden und auch nach einem stressigen Arbeitstag wenig Zeit und Kraft mehr füreinander übrig ist. Hinzu kommt eine Vereinzelung im Arbeitsleben selbst. Fast jeder macht nur noch vereinzelte Arbeitsschritte im Gesamtablauf und wird vom Werk und Wert seiner Arbeit isoliert. Und die Beziehung zum Arbeitgeber ist auch nicht mehr so von Dauer, wie er es in der Vergangenheit mal der Fall war. Das wird dann als "Flexibilität" und "Dynamik" verkauft.
Eine weitere Quelle von Unsicherheit dürfte die permanente Forderung nach Entscheidungen vom Einzelnen sein. Da kann man auch mal etwas falsch entscheiden und fühlt dann ein Versagen, was am Selbstwert nagt. Andauernd ändern sich die Rahmenbedingungen. In diversen Zeitungen findet man vierteljährlich Artikel " Was sich ab September ändert und worauf Sie jetzt achten müssen". Jeder Einkauf wird zum Spiessrutenlauf im Tarif-Dschungel ("Tanke ich jetzt oder besser nach 18:30, wo die Preise dann um 10 Cent niedriger sind?" Was soll der Quatsch an den Zapfstellen?)
Wenn man die Leute kirre macht, dann darf man sich nicht über die Folgen wundern.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.06.2021 06:42).