Re: Das Problem der Geldschöpfung -- Beispiel.

Luc Mareau schrieb am 01.10.2019 16:12:

Artikel20Grundge schrieb am 01.10.2019 15:50:

... - Die Bank!

Wo kommt das Geld für die Zinsen her? - Von einer Person innerhalb des Systems!
Diese Person ist entweder um den Betrag der Zinsen ärmer,
oder holt sich das Geld von der Bank als neuen Kredit und beginnt einen neuen Zyklus.

Oder er holt sich das Geld von der Bank, weil er dort angestellt ist.

Oder er holt sich das Geld von der Bank, weil er Vermieter ist und die Bank bei ihm Räume gemietet hat.

Oder er holt sich das Geld von der Bank, indem er der Bank Mobiliar verkauft.

Oder er holt sich das Geld von der Bank, weil er Aktionär sprich Besitzer der Bank ist und ihm Gewinne ausgezahlt werden.

Oder er verkauft jemandem ein Produkt, der bei der Bank angestellt ist und der sich das Geld dort wiederholt.

Oder er verkauft dem Aktionär ein Produkt, der sich das Geld von der Bank in Form von Gewinn wiederholt.

Und so weiter, der ganz normale Wirtschaftskreislauf eben.

Die Umsätze, die die Bank tätigt, behält sie gar nicht, bis auf einen zu vernachlässigenden Teil vielleicht. Ein Teil wird für den Betrieb der Bank ausgezahlt (Angestellte, Auftragnehmer, Miete etc.), der Gewinn wird an die Besitzer ausgezahlt, und der Teil des Gewinns, der für Rückstellungen behalten werden soll, wird für Wertpapiere etc. ausgegeben. Keine Bank legt sich Bargeld in den Tresor - wie gesagt, bis auf kleine Reserven vielleicht.

Niemand holt sich einen zusätzlichen Kredit, um damit Zinsen bezahlen zu können. Na gut, einige Extremfälle gibt es sicherlich, aber die benötigt man gar nicht, um das System am Laufen zu halten.

Ja, sie liegen falsch! Bei keinem der Vorgänge die Sie geschildert haben entsteht Geld. Das heisst alle diese Vorgänge sind für die Geldschöpfung uninteressant. Oder besser gesagt, gibt es in einem System nur Geschäftsvorgänge der von Ihnen geschilderten Art, dann gibt es Ihrem System überhaupt kein Geld! Und keiner Ihrer Vorgänge kann so wie geschildert stattfinden.

Geld entsteht zu über 90 % nur bei der Vergabe eines Kredites durch eine Geschäftsbank. (siehe Deutsche Bundesbank - Geldschöpfung). Dort können Sie es schriftlich bekommen. Es wird sogar ein Schulbuch erwähnt - das die Eltern in den Wahnsinn treibt, weil sie es nicht glauben können!!

Richtig wäre das folgende Beispiel:
Volkswirtschaft mit einer Geschäftsbank, 3 Unternehmen und 10 Privathaushalten.

Am 1.1.2019 vergibt die Geschäftsbank 13 Kredite:
U1 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
U2 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
U3 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
PH 1 - 10
je 1.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen

Insgesamt werden also 40.000 $ erzeugt, dh. die gesamte Geldmenge beträgt 40.000 $. Mehr ist nicht im System. Mehr Geld gibt es nicht, okay? Es ist auch egal ob das Geld in Papierform oder als Buchgeld ausgegeben wird. Dadurch ändert sich nur die Erscheinungsform des Geldes. Es wird nicht weniger und nicht mehr.

Preisfrage was passiert am 31.12.2019?

Ganz einfach, egal wie auch immer gewirtschaftet wurde, mindestens einer geht Pleite. Mindestens einer kann seine Schulden bei der Bank nicht zurückzahlen, denn es müssen zum Stichtag 40000 $ + 1600 $ an Zinsen zurück gezahlt werden. Es EXISTIEREN aber nur 40.000 $ im System.

Kann sein, Sie können sich retten, wenn sie am 28.12. ein Käufer für Ihr Auto finden, aber das Auto wird sie nur einer bezahlen können, der den Preis für Ihr Auto + den Rückzahlungsbetrag für die Bank + Zinsen auf dem Konto hat. Das Gesamtproblem wird dadurch nicht gelöst. Durch den Verkauf Ihres Autos entsteht kein neues Geld. Dass entsteht nur, falls die Bank einen Neuen Kredit vergibt.

Natürlich ist das Beispiel trivial, aber es zeigt das grundsätzliche Problem. Und es zeigt sehr genau was 2008 die Krise auslöste oder beschleunigte. Die Banken vergaben so gut wie keine Neuen Kredite, weil sie befürchten mussten selbst Ihre Verbindlichkeiten nicht begleichen zu können.

(Und die Gesch-Banken müssen einen Teil Ihres Kapitals bei der Notenbank hinterlegen (nicht Teil unseres Beispiel, anderes Problem!))

edit!