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  • SoShy

mehr als 1000 Beiträge seit 01.09.2018

Re: Das Problem der Geldschöpfung -- Beispiel.

Luc Mareau schrieb am 01.10.2019 23:02:

SoShy schrieb am 01.10.2019 20:32:

Ja, sie liegen falsch! Bei keinem der Vorgänge die Sie geschildert haben entsteht Geld.

Muß es ja auch nicht. Wenn der Friseur für eine neue Frisur Geld verlangt, muß ja auch kein neues Geld entstehen.

Geld entsteht zu über 90 % nur bei der Vergabe eines Kredites durch eine Geschäftsbank. (siehe Deutsche Bundesbank - Geldschöpfung). Dort können Sie es schriftlich bekommen.

Ja, und wenn es zurückgezahlt wird, dann verschwindet es wieder. Das vergessen die meisten Leute irgendwie

Ja das ist so.

Und für die vorübergehende Zurverfügungstellung von Geld möchte die Bank einen Obolus, welcher nach Erhalt direkt wieder in den Kreislauf zurückwandert. Wie gesagt, in Form von Löhnen, Mieten, Gewinnausschüttungen etc.

Ja, die Bank hat Kosten.

Richtig wäre das folgende Beispiel:
Volkswirtschaft mit einer Geschäftsbank, 3 Unternehmen und 10 Privathaushalten.

Am 1.1.2019 vergibt die Geschäftsbank 13 Kredite:
U1 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
U2 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
U3 : 10.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen
PH 1 - 10
je 1.000 $ Laufzeit 1 Jahr, 4 % Zinsen

Insgesamt werden also 40.000 $ erzeugt, dh. die gesamte Geldmenge beträgt 40.000 $. Mehr ist nicht im System. Mehr Geld gibt es nicht, okay? Es ist auch egal ob das Geld in Papierform oder als Buchgeld ausgegeben wird. Dadurch ändert sich nur die Erscheinungsform des Geldes. Es wird nicht weniger und nicht mehr.

Okay.

Preisfrage was passiert am 31.12.2019? Ganz einfach, egal wie auch immer gewirtschaftet wurde, mindestens einer geht Pleite. Mindestens einer kann seine Schulden bei der Bank nicht zurückzahlen, denn es müssen zum Stichtag 40000 $ + 1600 $ an Zinsen zurück gezahlt werden. Es EXISTIEREN aber nur 40.000 $ im System.

Nein, du drückst im Wirtschaftskreislauf in einem sehr simplen Modell (welches aber generell ok ist) an einem beliebigen Zeitpunkt auf die Pausetaste und sagst, das funktioniert nicht.

Nein. Ich vereinfache sehr komplizierte Vorgänge und klammere dabei alle Geschäftsvorfälle aus, die für die Abgrenzung keine Rolle spielen. Nicht weil sie das Ergebnis verändern würden, sondern weil sie den Blick auf das Problem verschleiern würden.

So mittendrin funktioniert es nicht, aber:

PH1 arbeitet bei der Bank und möchte Lohn kriegen

Ja, das passt nicht in mein Beispiel. Aber nicht weil es die Logik sprengen würde, sondern weil die Bank selbst keinen Kredit aufgenommen hat. Sagen wir es gibt:
2 Geschäftsbanken.
Bank A: nimmt am 1.1.2019 einen Kredit über 10.000 $ bei Bank B auf. 2 % Zinsen. Laufzeit 1 Jahr.
Bank B: nimmt am 1.1.2019 einen Kredit über 10.000 $ bei Bank A auf. 2 % Zinsen. Laufzeit 1 Jahr.
Jetzt können Sie Ihre Geschäftsvorfälle alle abbilden. Und am 31.12.2019 kommt das gleiche Problem auf uns zu.

UH1 hat das Mobiliar der Bank verkauft und möchte dafür bezahlt werden.
PH2 arbeitet bei UH2, hat das Mobiliar bei der Bank installiert und möchte bezahlt werden.
UH2 ist der Besitzer der Bank und möchte von den 1200 Gewinn abzüglich Kosten den Rest einstreichen.
PH3 und PH4 sind Anteilseigner von UH2 und streichen damit indirekt den Gewinn der Bank ein.

Da sind also in diesem Moment noch eine Menge Forderungen offen, und nach Erfüllung der ganzen Forderungen sind die 1200 Zinsen der Bank vollständig wieder an die Leute zurückgegangen.

Forderungen sind nur Forderungen wenn sie einen Termin haben. Unsere Zins-Forderungen haben alle den Endetermin 31.12.2019.
Die Akteure unseres Beispiels können handeln, wirtschaften, verkaufen, kaufen wie sie wollen, Solange am 31.12.2019 von den Banken - und das zu Recht - alle Forderungen eingefordert werden, wird es Zahlungsausfälle geben. Weil in der Volkswirtschaft nur 40.000 $ (oder mit den Bankkrediten 60.000$) existieren

Denn im Endeffekt ist das immer noch ein "Du gibst mir ein Schwein und dafür bekomme ich hundert Eier", nur daß das übers Geld sehr viel abstrakter abläuft.

Dieser Handel ist meistens möglich, allerdings gibt es zwei mächtige Akteure, die dabei nicht mitspielen. Die Geschäftsbanken und der Staat. Beide können sie nicht mit Eier bezahlen. Die nehmen nur Geld. Und das ist Absicht. Sie werden gezwungen Ihre Eier zu monetarisieren, bevor sie Ihre Rechnung zahlen können.

Ja aber PH1 arbeitet doch gar nicht bei der Bank? Dann paßt dein zu simples Modell eben nicht mehr:

PH1 arbeitet bei bei UH4 und wird von dem bezahlt. UH4 verkauft Produkte an PH221 bis PH388, und kann davon PH1 bezahlen. PH221 bis PH 229 arbeiten bei der Bank, PH 230 bis PH PH235 haben Aktien der Bank und so weiter.

Ich habe es doch vorher im vorigen Beitrag so schön dargelegt: Von den Einnahmen der Bank bleibt im Prinzip gar nichts bei der Bank, sondern es wandert alles in den Kreislauf zurück. Wenn das falsch wäre, warum antwortet niemand direkt darauf sondern kommt immer wieder - wie du - mit dem nicht vollständigen simplifizierten Modell an?

Okay, ich gehe darauf ein. Warum wollte ich das nicht?
1. Weil dabei kein Geld entsteht.
2. Und weil es schnell kompliziert wird,. wenn sie alle Geschäftsvorfälle aller Markteilnehmer verfolgen wollen.

(Ich gehe jetzt wieder zu meinem 40.000 $ Beispiel zurück, ignorieren wir die beiden Banken mit Ihren jeweiligen Krediten von 10.000 $ wieder, okay?)

Hätten alle Marktteilnehmer rechtzeitig neue Kredite aufgenommen, sagen wir in Summe 60.000 $, könnten sie vermutlich alle Ihre Schulden bezahlen und der Geschäftsbank in Summe 40000 $ + 1600 $ Zinsen zurückzahlen. Die Bank würde die 40.000 $ ausbuchen (sie würden aus den Bilanzen verschwinden) und die Bank hätte 1600 $ Einnahmen. Davon muss sie Ihre Kosten bezahlen, bleiben sagen wir 800 $ Gewinn, der ins Eigenkapital wandert. Die Geldmenge beträgt nun 60.000 $.
Was ist mit dem Geld, das von der Bank in den Kreislauf zurückgelaufen ist? Also den 800 $, die die Bank für Ihre Einkäufe, Löhne usw. ausgegeben hat? Warum erhöhen die nicht die 60.000 $?
Nun die 1600 $ die die Bank an Zins einnahm, konnten ja nur zurückgezahlt werden weil die Bank 60.000 an Neukrediten vergab. Sie sind Teil der 60.000 Euro und keineswegs ein Add On.

Und das zeigt, worum es mir und dem Vor'redner' ging. Das System konnte bei Beispiel 2 überleben, weil sich die Geldmenge erhöht hat. Erhöht sich die Geldmenge nicht, kollabiert es. (Übrigens, wenn sie nach einem Grund für den ständigen Wachstumszwang suchen - voila.).

Und nochmal, so wie unser Geldsystem konzipiert ist, muss sich die Geldmenge fast ständig ausweiten. Da das Geld zum überwiegenden Teil durch die Geldschöpfung - also durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken - erzeugt wird, muss die Kreditmenge ständig steigen. Insolvenzen weniger Firmen oder Privatpersonen sind kein Problem, das System rechnet damit und kann das abfedern (2% werden eingeplant). Werden es mehr, wird das Eigenkapital der Banken angegriffen. Müssen die Banken selbst befürchten insolvent zu werden, stellen sie die Kreditvergabe am Liebsten ein. Was das Kreditsystem und das gesamte Geldsystem abwürgt. Diesen Zustand hatten wir 2008. Der 31.12.2019 aus meinem Beispiel - der so theoretisch daherkommt - war 2008 Realität! (Aus diesem Grund befassen sich seit 2008 deutlich mehr Menschen mit dem Geldsystem und seiner Funktionsweise.)
Bis die Staaten einsprangen und die Banken mit Millliardenbeträgen retteten. Oder besser gesagt, wir retteten die Banken mit Steuergeldern. Ohne etwas dafür zu erhalten, also die für den Steuerzahler allerdümmste Lösung. Dabei hätte sich das Arm/Reich Gefälle - über das ja alle jammern - 2008 ganz natürlich auflösen lassen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.10.2019 01:25).

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