Ansicht umschalten
Avatar von knarr
  • knarr

mehr als 1000 Beiträge seit 14.05.2007

Re: bot sich quasi an

JHR schrieb am 01.10.2019 18:42:

knarr schrieb am 01.10.2019 17:41:

Worin besteht die Irreführung? Was wird dadurch vorgekaukelt?

Herr Müller merkt selbst an, dass "(d)as Wort (...) natürlich nicht sozialdemokratisiert im Sinne der Schröderschen Agenda-Politik (meint), sondern im ursprünglichen Sinne einer sozial engagierten und der Demokratie verpflichteten Bewegung." Das ist alles richtig, was daran nicht stimmt das auf die CDU zu münzen,

Das tut er doch nicht. Er weist darauf hin, dass die CDU sich dieses sozialdemokratische Mäntelchen übergestülpt hat und dass allzu viele unkritisch genug sind, auf diese Propaganda hereinzufallen. CDU als Wolf im Schafspelz, sozusagen. Darum dreht sich doch der gesamte Artikel.

Fällt man damit nicht wieder auf das Märchen der SPD als sozialdemokratische Partei herein, vor dem Hintergrund der fröhlich weiter wirkenden Agenda 2010, obwohl die CxU gemeinsam mit sPD wie von rechter Seite gejagt politisch handelt? Werde drüber schlafen und nehme mir den Artikel morgen weniger voreingenommen nochmal vor..

Meine Empörung ist dem Umstand geschuldet, dass der Parteisoldat auf die nur vermeintliche Konkurrenz also "Grokopartner" zielt, ohne persönliche Konsequenzen hinsichtlich des Umgangs mit seiner eigenen Partei augenscheinlich je in Erwägung gezogen zu haben.

Welche Konsequenzen sollten dies deiner Meinung nach sein?

Welche persönliche Konsequenzen in der Position eines Albrecht Müller ersichtlich wären vermag ich nicht mal zu erahnen, auf alle Fälle wäre die mediale Reichweite enorm, wenn ein Urgestein aus Zeiten in denen der Begriff Sozialdemokratie noch etwas zählte auf die Barrikaden ginge, metaphorisch - und wenn es sich praktisch auch nur in der Verweigerung der Unterstützung der Partei in ihrer jetzigen Zusammensetzung besteht.

Er geht doch auf die Barrikaden. In den Nachdenkseiten und damit publikumswirksam.

Nicht in der einen Sache die mir so am Herzen liegt, dafür genügten mir die Beiträge der NDS im vergangenen Jahr nicht, von den paar Meldungen wie zur Verkündung des Termins einer mündlichen Verhandlung oder ebendieser Verhandlung am vergangenen 15. Januar kam meines Wissens kein einziger Beitrag explizit über dieses Verfahren mit der größten absehbaren rechtlichen Stellschraube 1 BvL 7/16, geschweige denn Zusammenarbeit mit dem bestellten sachverständigen Dritten, oder dem mal nach einem Sanktionsmoratorium fordernden DGB, oder den Gutachter die das Sanktionsregime als verfassungswidrig gutachteten. Gegendarstellungen herzlich willkommen, gerne konkret repititert.
Mit dem von mir unterstellten Mangel hinsichtlich Öffentlichkeit zu dieser Sache ist das kein Vorwurf gegen die NDS alleine, das Thema auch nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, doch ausgerechnet Albrecht Müller mit seiner SPD vita von den NDS sollte sich mal überlegen, wie die von der Partei Verratenen die bisherige Wirkung all der feinen Kritik einschätzen.

Statt Austritt läge aufmüpfige Verweigerung der finanziellen Unterstützung im Bereich des entspannten Ungehorsam, verknüpft mit Forderungen die Solidarität mit der Gesellschaft Ausdruck verleihen würden, denen zu größeren Teilen der Arsch auf Grundeis geht und deren berechtigter Anspruch auf einen funktionierenden und vor allem angemessenen Sozialstaat vorsätzlich versagt wird.

Das Schleifen des Sozialstaates gehört zu den Themen, die Albrecht Müller nicht müde wird, in den Nachdenkseiten anzuprangern.

Ob monatlich wenigstens einige der schätzungsweise tausend Menschen mit Versagung existenzsichernder Leistungen hoffnungsvoll auf die NDS surfen wage ich zu bezweifeln. Monat für Monat, Jahr für Jahr... schon demonstrieren Menschen für das Grundrecht auf Wohnen bei zunehmend prekärer "Marktsituation", ohne die Ursachen für so manche Zwangsräumung in ständiger Wiederholung wie es offentlich Not tut den Lesern in den Kopf zu setzen.

Unklar ist, was du damit konkret sagen willst. Unklar ist auch, weshalb du Albrecht Müller in einem Atemzug mit den heutigen Sozialdemokraten nennst.

Letzteres scheint für mich klar, als heutiges Mitglied der SPD gehört er zu der politischen Partei, die gerade eben noch die Groko hat um an der vermaledeiten Macht zu bleiben, und sich einschließlich Albrecht Müller nicht um eine Kurskorrektur scheren.

Albrecht Müller fordert immer wieder eine Kurskorrektur, wie man den Nachdenkseiten unschwer entnehmen kann.

Vgl. oben, ich mokierte mich ebendort über das Fehlen konkreter Forderungen hinsichtlich der offensichtlichen Verfassungswidrigkeit, will nicht ausschließen das eine oder andere verpasst zu haben. Und nochmal ausdrücklich, der Vorwurf geht eigentlch an alle an verfassungswidriger Behandlung als Grundlage "moderner Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" Beteiligten, weiter mit zu spielen.

Welchen Einfluss er parteiintern noch hat entzieht sich meiner Kenntnis.

Dito und so hatte ich das noch gar nicht betrachtet... subejktiv gehört der Mann als Urgestein der SPD sozusagen "a.D." in meiner Rezeption zu den NDS. Wieso Müller nicht den Wechsel in die WASG unternahm könnte ich ohne zu recherchieren spontan mal spekulieren,

wer Spekulationen mag: könnte eventuell mit dem Alter und der Verbundenheit (nicht zuletzt der eigenen Arbeit) aus besseren zeiten herrühren, die Hoffnung beim Durchpeitschen der Agenda 2010 noch nicht aufgegeben zu haben - würde ich Herrn Müller zugute halten, immerhin rief ich hier im Forum vor sechs Jahren zum Beitritt in die SPD auf, mit Jahrgang '75 mutmaßlich Nachzügler der "Generation X" und nunmal weder der Hellste noch der Schnellste und 2013 hatte ich noch nicht mal das Vorwort von Schult zum KoMa geleselen geschweige denn ... Geschwurbel, pardon. Jetzt, allerdings, sind die NDS wenn nicht direkt SPD Medium so doch Sprachrohr eines der wenigen Älteren, die positiv von sich reden machen, auch zugunsten der aus WASG und PDS hervor gegangenen Die Linke was den Flügel Wagenknecht und dem Haudegen Lafo betrifft, der sich mit persönlichen Konsequenzen auskennt. Obwohl NDS nicht als SPD Medium wahrgenommen, so doch als nah assoziiert, muss ich leider konstatieren, dass weder Die Linke insgesamt noch irgendein spezieller Flügel aus der Richtung die mir auf dem Herzen liegenden Themen pushen, oder wie man das in dem Medienbusiness, dem sich die politischen Parteien komplett verschrieben zu haben scheinen, auch nennen mag... zudem schwappt eine auf die CDU gerichtete vielleicht Richtigstellung, was Sozialdemokratie eigentlich bedeuten würde, hätten wir noch eine statt in guter Erinnerung.

Den Eindruck könnte Herr Müller ganz leicht entkräften, wenn er mal auf die Pauke für ursächliche Missstände haute. Auch wenn sich mittlerweile neue Probleme aufgetürmt haben und noch werden, die Ursachen nämlich der erpresserisch abgerungene Niedriglohnsektor anzugehen erscheint mir als unausweichlich. Wenn hier nochmal irgendjemand etwas wertvolles über Sozialdemokratie sagen wollte müsste der sich erstmal gerade machen - vielleicht bin ich da zu engstirnig, aber man macht doch nicht mit womit man nicht konform geht, wieso macht der Müller da noch mit?

Du solltest seine Beiträge zum Thema Agenda 2010 und Hartz-IV lesen. Da macht er all das was du von ihm forderst. Vielleicht kreidest du ihm auch an, dass er nicht der allmächtige Herrscher über die SPD ist?

Die scheinbar allmächtigen Herrscher der SPD aus der Fassung gebracht zu haben kann man den NDS nicht unterstellen, dass die Kreide gefressen hätten ebenso wenig.

Liest du nicht die Nachdenkseiten?

Ja, und kritisch.

Seltsam, wie viel dir beim kritischen Lesen entgeht.

Ja, könnte kritischer sein.

Als ich mich vor sechs Jahren wegen des damaligen Mitgliedervotum in eine politische Partei wagte dachte ich, ohne ein Mindestmaß an politischem Engagement kannste nicht mitreden. Jetzt glaube ich, die ehemaligen Genossen würden mich am liebsten um die Ecke bringen, natürlich indem es schlicht so weiter geht wie bisher, sind ja keine Bluthunde, spielen nur auf Zeit.

Sieht aus nach einer Inkarnation von Hackordnung und Machtstruktur. Vermutlich findet man so etwas in jeder Partei.

JFTR: Die SPD war für mich in dem Moment politisch gestorben, in dem ich begriff, was die Agenda 2010 praktisch bedeutet.

Der Anspruch an die SPD augenscheinlich auch. Das als gegeben hinzunehmen kommt gar nicht in die Tüte, wenn dir schon damals die Einsicht in die Bedeutung zuteil wurde oder in Hamburg fällt 'ne Tür zu. ;)

Bewerten
- +
Ansicht umschalten