Erst einmal vorab: eine brilliante Analyse der Situation!
Zetscho schrieb am 8. Dezember 2004 13:05
> O-Ton Merkel:
>
> "Die Menschen fragen danach, was uns verbindet, was diese
> Gesellschaft zusammen hält, welche Ziele sie hat."
>
> "Wir brauchen gemeinsame Wertüberzeugungen, wenn wir die
> Veränderungen in Deutschland erfolgreich gestalten wollen."
>
> Das ist aber eine Fiktion, solche Werte gibt es nicht, jedenfalls
> kann man sie nicht in einem politischen Program manifestieren ohne
> das andere ausgegrenzt werden.
Werte gibt es meiner Ansicht nach schon. Doch sprechen Merkel,
Stoiber & Co. immer nur von Werten, ohne diese genau zu benennen.
Deren Manipulation besteht nun darin, dass Merkel und Stoiber wissen,
dass das Wort "Wert" positiv besetzt ist und sich jeder etwas Schönes
dabei denkt, wenn er das Wort hört. Und jeder denkt sich etwas
anderes dabei. Merkel und Stoiber hüten sich also, diese Werte genau
zu benennen, am Ende könnten die Bürger ja erfahren, was die beiden
selbst darunter verstehen. Ein Blick zu den US-amerikanischen Neokons
lässt dabei nichts Gutes erahnen: Aufklärung wird durch religiösen
Fundamentalismus ersetzt, Frauen werden wieder an den Herd verwiesen,
die Sexualität hat wieder "rein" zu sein.
> In einer
> multikulturellen Gesellschaft (und wir sind eine, ob's gefällt oder
> nicht) bedeutet "Integration" lediglich, dass verschiedene Kulturen
> miteinander leben. Fertig, aus! Und das funktioniert bis auf wenige
> Ausnahmen seit Jahrzehnten in Deutschland wunderbar.
Das sehe ich genauso. Nur sind zu viele auf den Manipulativen Trick
der Neokons hereingefallen, die im Zuge der Ausschreitungen in den
Niederlanden die multikulturelle Gesellschaft für tot _erklärt_
haben. Weshalb sie denn eigentlich tot sein solle, konnte indes noch
niemand sagen.
Der Neokonservativismus nach Strauss besitzt aber eine weitere, noch
nicht genannte, Komponente. Strauss war ein Bewunderer von Nietsche
und war angetan von seinen Konzepten des Nihilismus und des daraus
abgeleiteten Herrenmenschentums, die auch schon die Nazis leidlich
ausgewaidet haben. Dies spiegelt sich direkt in der Politik der
Konservativen in den USA wieder. Das Recht des (militärisch)
Stärkeren ist die Maxime. Internationale Vereinbarungen, Völkerrecht,
Menschenrechte und bilaterales Vorgehen gelten nichts, denn der
Stärkere gewinnt und Werte gibt es ja eigentlich nicht nach dem
Nietzschen Nihilismus. Dieser offene Widerspruch zwischen dem
Proklamieren ominöser Werte und der gleichzeitigen Haltung, dass
bestehende Werte ignoriert werden, manifestiert im Massaker von
Falludja genauso wie in Abu Ghraib. Eklatant ist dabei nicht einmal,
dass es zu Folter gekommen ist, sondern, dass niemand dafür zur
Rechenschaft gezogen wird oder dass die Folter abgestellt wird.
Erkennbar war dies schon an den ersten Reaktionen der Militärs auf
den aufkommenden Skandal: anstatt die Folter abzustellen wurden
Kameras verboten.
Letztendlich blibt nur noch festzuhalten, dass die
Patriotismus-Diskussion genauso eine Bankrotterklärung an die
politische Handlungsfähigkeit darstellt wie die Idee, die Wirtschaft
durch die Streichung eines Feiertages flott zu machen. Langsam nähern
wir uns der Konstellation wie sie 1930 vorherrschte:
Wirtschaftskrise, politische Handlungsunfähigkeit, massive Armut und
ein Feindbild. Da braucht es nur noch jemand, der den Ausweg aus
diesem Schlamassel verspricht.
Zetscho schrieb am 8. Dezember 2004 13:05
> O-Ton Merkel:
>
> "Die Menschen fragen danach, was uns verbindet, was diese
> Gesellschaft zusammen hält, welche Ziele sie hat."
>
> "Wir brauchen gemeinsame Wertüberzeugungen, wenn wir die
> Veränderungen in Deutschland erfolgreich gestalten wollen."
>
> Das ist aber eine Fiktion, solche Werte gibt es nicht, jedenfalls
> kann man sie nicht in einem politischen Program manifestieren ohne
> das andere ausgegrenzt werden.
Werte gibt es meiner Ansicht nach schon. Doch sprechen Merkel,
Stoiber & Co. immer nur von Werten, ohne diese genau zu benennen.
Deren Manipulation besteht nun darin, dass Merkel und Stoiber wissen,
dass das Wort "Wert" positiv besetzt ist und sich jeder etwas Schönes
dabei denkt, wenn er das Wort hört. Und jeder denkt sich etwas
anderes dabei. Merkel und Stoiber hüten sich also, diese Werte genau
zu benennen, am Ende könnten die Bürger ja erfahren, was die beiden
selbst darunter verstehen. Ein Blick zu den US-amerikanischen Neokons
lässt dabei nichts Gutes erahnen: Aufklärung wird durch religiösen
Fundamentalismus ersetzt, Frauen werden wieder an den Herd verwiesen,
die Sexualität hat wieder "rein" zu sein.
> In einer
> multikulturellen Gesellschaft (und wir sind eine, ob's gefällt oder
> nicht) bedeutet "Integration" lediglich, dass verschiedene Kulturen
> miteinander leben. Fertig, aus! Und das funktioniert bis auf wenige
> Ausnahmen seit Jahrzehnten in Deutschland wunderbar.
Das sehe ich genauso. Nur sind zu viele auf den Manipulativen Trick
der Neokons hereingefallen, die im Zuge der Ausschreitungen in den
Niederlanden die multikulturelle Gesellschaft für tot _erklärt_
haben. Weshalb sie denn eigentlich tot sein solle, konnte indes noch
niemand sagen.
Der Neokonservativismus nach Strauss besitzt aber eine weitere, noch
nicht genannte, Komponente. Strauss war ein Bewunderer von Nietsche
und war angetan von seinen Konzepten des Nihilismus und des daraus
abgeleiteten Herrenmenschentums, die auch schon die Nazis leidlich
ausgewaidet haben. Dies spiegelt sich direkt in der Politik der
Konservativen in den USA wieder. Das Recht des (militärisch)
Stärkeren ist die Maxime. Internationale Vereinbarungen, Völkerrecht,
Menschenrechte und bilaterales Vorgehen gelten nichts, denn der
Stärkere gewinnt und Werte gibt es ja eigentlich nicht nach dem
Nietzschen Nihilismus. Dieser offene Widerspruch zwischen dem
Proklamieren ominöser Werte und der gleichzeitigen Haltung, dass
bestehende Werte ignoriert werden, manifestiert im Massaker von
Falludja genauso wie in Abu Ghraib. Eklatant ist dabei nicht einmal,
dass es zu Folter gekommen ist, sondern, dass niemand dafür zur
Rechenschaft gezogen wird oder dass die Folter abgestellt wird.
Erkennbar war dies schon an den ersten Reaktionen der Militärs auf
den aufkommenden Skandal: anstatt die Folter abzustellen wurden
Kameras verboten.
Letztendlich blibt nur noch festzuhalten, dass die
Patriotismus-Diskussion genauso eine Bankrotterklärung an die
politische Handlungsfähigkeit darstellt wie die Idee, die Wirtschaft
durch die Streichung eines Feiertages flott zu machen. Langsam nähern
wir uns der Konstellation wie sie 1930 vorherrschte:
Wirtschaftskrise, politische Handlungsunfähigkeit, massive Armut und
ein Feindbild. Da braucht es nur noch jemand, der den Ausweg aus
diesem Schlamassel verspricht.