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  • Bartträger

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Re: Doch noch Klartext

Artur_B schrieb am 30.08.2021 10:11:

Ich hatte schon befürchtet, dass die Taliban nun zu antikolonialen Freiheitskämpfern ernannt werden. Nein, heute eine wohlplatzierte Desillusionierung.

Der Prototyp eines totalitären Machtsystems, was wir hier sehen: es werden völlig sinnlose Verbote erlassen, die natürlich insgeheim überall übertreten werden. Das wiederum nutzen die Taliban, um einer Sittenpolizei zu erlauben, überall und zu allen Tageszeiten Razzien durchzuführen.

Die haben die Besatzer vertrieben. Das ist zweifellos ihr Verdienst.

Für die Zukunft wird wohl entscheidend sein, ob die USA das Land unter den inzwischen üblichen Sanktionsdruck stellen wird. Das würde es den Taliban sehr erleichtern, die Verantwortung für schlechte Lebensumstände abzuwälzen.

Wenn sich das Land frei entwickeln kann, wird mit dem Zuwachs an Lebensqualität und Wohlstand auch die Macht der Religiösen schnell erodieren.

Ich denke, dass die USA den Chinesen das Land und den Erfolg nicht so ohne weiteres überlassen werden. Die Afghanen werden womöglich auch die folgenden Jahrzehnte zwischen den Mühlsteinen übermütiger imperialer Willkür zerdrückt.

Womit jeder Widerstand erfolgreich ausgeschaltet werden kann, insbesondere auch der politische. Es können unter solchen Bedingungen auch keine Flugblätter gedruckt werden, beispielsweise. Widerstand ist unmöglich.

Was beschrieben wird, sind eins zu eins saudische Standards, die in Afghanistan bis dahin völlig fremd waren. Wie in Teil 3 beschrieben, musste man junge Kriegswaisen nutzen, um diese Ideologie ins Land zu bringen. Und auch da war sie nur gewaltsam durchzusetzen. Wobei der saudische Staat natürlich genug Ressourcen hat, um die ausfallende Arbeitskraft der Frauen zu ersetzen. Afghanistan nicht.

Ich will nicht behaupten, dass die Saudis jetzt noch eine Rolle in Afghanistan spielen. Aber damals waren sie die Hauptunterstützer der Taliban.

Die Saudis finanzieren weltweit Schulen, seit sie zu Geld gekommen sind. Im Prinzip ist das nicht schlecht und die Saudis loben sich nicht ohne Grund dafür. Nur leider dienen diese Schulen dazu, aufklärerische Tendenzen mit wortgläubiger Religion zu verdrängen.

Um einmal eine angemessene und nicht übertriebene Darstellung der Ereignisse der letzten 40 Jahre zu bekommen, dazu ist man inzwischen auf die Russen angewiesen:

https://de.rt.com/meinung/123139-john-pilger-das-grosse-spiel-laender-zu-zerschlagen/

Gruß Artur

John Pilger ist britischer Journalist und hat den Artikel zuerst englischsprachig veröffentlicht.
https://www.google.com/search?q=John+Pilger+Afghanistan%2C+the+great+game+of+smashing+countries

Wir brauchen aber Russen, dass wir den Text auf Deutsch lesen können.

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