@Autor: Ein paar Fragen

Ich bin sonst besseres gewohnt ... vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Insofern habe ich ein paar Fragen, deren Antwort ich zur Vervollständigung des gezeichneten Bildes brauche:

Satellitenaufnahmen, die dem Argument widersprechen, dass die Menschen erst getötet worden seien, als die russische Armee schon abgezogen war, wurden bereits vor ein paar Tagen von der New York Times veröffentlicht.

Quelle: Artikel

Richtig. Die NY Times berichtet am - Achtung! - 4. April davon. Das ist 5 Tage nach dem Abzug der Russen und - nochmals Achtung! - 2 Tage nach dem Einmarsch des ukrainischen Regiments mit dem bezeichnenden Namen SAFARI, das dort Polizeiaufgaben übernehmen und die Stadt (Butscha) von russischen Saboteuren und Kollaborateuren säubern sollte, berichtete ein ukrainisches Portal, das ich nicht nennen darf, weil man dann hier zensiert wird.

Wenn die Leichen schon längere Zeit dort lagen, wie behauptet wird: Warum wird erst so spät und so zögerlich darüber berichtet?

Daraus folgt die zweite Frage:

Das US-Militär ist nicht in der Lage, ukrainische Berichte über Gräueltaten russischer Streitkräfte an Zivilisten in der Stadt Butscha unabhängig zu bestätigen, hat aber auch keinen Grund, diese Berichte zu bestreiten, sagte ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter am Montag.

Quelle: Artikel

Ganz offensichtlich verfügt das Pentagon einmal mehr just dann, wenn es am dringendsten notwendig ist, nicht über die Möglichkeit, die behaupteten Beweise selbst auf den Tisch zu legen. Das kennen wir aus etlichen Vorfällen, am bekanntesten sicherlich die behaupteten Biowaffen-Labore im Irak. Stattdessen stammen die Satellitenbilder, auf die man sich bezieht, von einem privaten(!) Unternehmen, das auch, aber nicht nur, im Auftrag des Pentagon tätig wird. Auch das ist ein bekanntes Muster, das gern dazu führt, später beim Auffliegen der Lügen leichter politische Schuldzuweisungen realisieren zu können.

Nun will ich die Echtheit der Bilder, die zu fälschen jeder mittelmäßig begabte Informatiker imstande wäre, da man nur die Metadaten manipulieren müsste (und selbst das nur oberflächlich, weil die Rohdaten üblicherweise nicht herausgegeben werden; schon gar nicht zu forensischen Beweissicherungsaufgaben Dritter), nicht unmittelbar bezweifeln; aber müsste nicht wenigstens an dieser Stelle der journalistische, mindestens aber der empirisch-rationale Verstand nervöse Zuckungen erleiden?

Bemerkenswert ist, dass der Spiegel eine Korrektur gegenüber dem ursprünglich veröffentlichen Bericht vornehmen musste.

Quelle: Artikel

Ich fürchte, das wird bei Weitem nicht die letzte Korrektur in diesem Vorfall bleiben.

Auch dazu zwei bisher leider unbeantwortete Fragen, deren Antworten ich händeringend suche:

1. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand seine ermordeten Familienangehörigen oder Freunde tagelang (mindestens zwischen dem Abzug der Russen am 30.3. und dem Einzug der Ukrainer am 2.4.) unbeachtet auf der Straße herumliegen lässt? So verroht sind die ukrainischen Zivilisten hoffentlich nicht einmal in den Augen der angeblich so zivilisierten westlichen Werte-Welt, nicht wahr?! Ist es also nicht sehr viel wahrscheinlicher, dass die Toten nicht versorgt werden konnten, weil man - aktiv oder passiv; also durch Bedrohung oder aus Angst vor eigenen Schäden - daran gehindert wurde?

2. Auf etlichen Bildern der Propaganda sind Tote mit weißen Armbinden zu sehen. Weiße Armbinden sind ein Signal prorussischer Kräfte. (Proukrainische Kräfte tragen blaue Armbinden.) Welchen Grund kann man sich vorstellen, dass Russen beim Abzug prorussische Kräfte ermorden? Nicht, dass ich es für unmöglich halte; auch die Deutschen haben ja in Afghanistan unzählige Helfer dem sicheren Tod ausgesetzt, als man sie bei der kopflosen Flucht einfach den örtlichen Warlords überließ. Aber anders als hier ließ man sie zum Getötet-Werden zurück und ermordete sie nicht gleich selbst. Daher meine Frage. (Auch hierzu gibt es Belegmaterial, das zu verlinken ich nach der letzten Zensur-Aktion durch die Moderation nicht wage; das aber sicherlich auch mit ein bisschen eigener Recherche im Inet zu finden ist.)