Russland kann "in sich schlüssig" darlegen keinen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu führen.
Diese russische "Lesart" des Krieges ist nicht unbestreitbar, aber eben auch nicht so ohne weiteres "von der Hand zu weisen".
Allerdings bedeutet "kein Angriffskrieg" noch lange nicht "völkerrechtskonform".
Ein Blick auch den zeitlichen Verlauf veranschaulicht die russische Argumentation.
1.) 17 bis 19.02.2022
Scholz "belügt" in Moskau die russische Regierung mit der Aussage das jetzt endlich die Ukraine Minsk-2 umsetzten werde (was diese bis dato verweigerte).
Das habe Seelenski ihm (Scholz versichert).
Zeitgleich verschärft die Ukraine den Beschuss von Donezk, was die OSCE belegt.
Zeitgleich spricht Selenski auf der Müncher Sicherheitskonferenz, von Minsk-2 und Diplomatie ist dabei keine Rede.
2.) 20 bis 21.02.2022
Russland erklärt Minsk-2 als nach 7 Jahren ergebnisloser Bemühungen als endgültig gescheitert --denn die Ukraine verweigert die Umsetzung von Misnk-2.
Russland erklärt die Anerkennung der beiden "Republiken" als souveräne Staaten.
Russland kündigt ein gegenseitige Beistandsabkommen mit den beiden "Republiken" über kollektive Selbstverteidigung an.
Die Ukraine verschärft den Beschuss von Donezk und anderen Städten der beiden "Republiken" weiter.
3.) 22 bis 23.02.2022
Russland (die Duma) ratifiziert im "Schnelldruchlauf" die völkerrechtliche Anerkennung der "Republiken" als souveräne Staaten und auch ein gegenseitiges Beistandsabkommen welches zur kollektiven Selbstverteidigung verpflichtet.
Russland erklärt mir Verweis auf das Beistandsabkommen das man eine Einstellung des Beschusses der "Republicken" von der Ukraine erwartet.
Die Ukraine verschärft den Beschuss von Donezk und anderen Städten der beiden "Republiken" weiter.
Immer mehr Zivilisten werden aus dem "Frontnahen" Teilen der "Republiken" zu Schutz vor Beschuss nach Russland evakuiert.
4.) 24.02.2022:
Es sind ca. 100-tausend Kriegsflüchtlinge innerhalb eine Woche aus den "Republiken" nach Russland evakuiert worden.
Die OSCE melde knapp 3-tausend Waffenstillandsverletzungen täglich, überwiegend im Zusammenhang mit Beschuss von Donzek und anderen Städten der "Republiken" .
==> Erst jetzt setzt Russland Militär gegen die Ukraine ein, spricht von "Militäroperation", defacto ist es ein ausgewachsener Krieg im völkerrechtlichen Sinne.
Teil der Begründung die Russland vorbringt die vertraglich mit den "Republiken" vereinbarte kollektive Selbstverteidigung.
Diese russische Argument der kollektive Selbstverteidigung ist nicht völlig von der Hand zu weisen.
Um besser darüber nachzudenken -- folgendes Gedanken-BSP:
--> Was würden wir (EU/NATO) machen wenn Serbien das Kosovo angreift, das "wir" (EU/USA) als souveränen Staat anerkennen Serbien aber weiter als serbisches Staatsgebiet betrachtet?
Wäre die Verteidigung des Kosovo durch NATO-KFOR also durch "uns" (EU/NATO) ein "Angriffskrieg" gegen Serbien?
Kurz, mit der Formulierung "russischer Angriffskrieg" sollten man vorsichtig sein.
So einfach ist das alles nicht -- darüber wer wann wen zuerst angegriffen hat lässt sich streiten.