Als Nachkomme griechischer Bürgerkriegsflüchtlinge bekenne ich ausdrücklich Scham über den zynischen Umgang der amtierenden Regierung unter Mitsotakis mit Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien, Afghanistan - und ja auch - mit Menschen, die aus wirtschaftlicher Not nach Europa kommen.
Zur Erinnerung: Als Folge der Balkan-Kriege von 1912/13 verließen ca. 1,2 Millionen Griechen ihre angestammte Heimat in der Türkei, viele von ihnen emigrierten nach Griechenland, Ägypten und in die USA. Die nächste größere Fluchtbewegung folgte 1922/24 mit der Niederlage Griechenlands im Krieg gegen die Türkei, in deren Folge erneut Millionen Griechen emigrierten - sowohl ins Ausland als auch aus der Türkei nach Griechenland. In den 1950/60er-Jahren wanderten erneut Hunderttausende Griechen auf der Suche nach Arbeit und Wohlstand nach Deutschland, die USA und Australien aus. Und zwischen 1967 und 1974 fanden Tausende Griechen ihre Rettung vor Haft, Folter und Tod unter den Athener Obristen im Ausland.
Dass die Regierung eines Landes mit einer derartigen Emigrationsgeschichte sich heute ihrer Härte gegenüber Flüchtlingen rühmt und dafür noch Beifall aus Brüssel, Berlin und auch hier im Forum erhält, zeigt eine moralische Verkommenheit, die man nur noch fassungslos und angewidert zur Kenntnis nehmen kann.