Ansicht umschalten
Avatar von Durkheim
  • Durkheim

mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.2007

Zitat Hennerbichler ...

Nun, wie gehabt, der Begriff „Kurde“ bedeutete nichts weiter als Bergvölker.

Hennerbichler, Ferdinand: Die Kurden. Geschichte des kurdischen Volkes von Anfängen bis zur Gegenwart, korrigierte und für das Internet adaptierte Ausgabe, 2009, S. 133

Zitat:

»Das Wort Kurden bedeutet „Bergvölker“. Nicht mehr und nicht weniger. So haben Mesopotamier Berg-Nachbarn im Norden und Osten genannt. Nachweisbar, seit es Schrift gibt, seit dem 4.Jts. BC. Mesopotamier bezeichneten mit diesem Begriff Bergvölker verschiedenster Herkunft und Sprachen.

Und zwar bereits lange, bevor zwischen dem 2. und 1.Jts.BC große indoiranische Einwanderungsströme Richtung Zagros und Ost-Anatolien einsetzten, inklusive Proto-Iranern. Demnach hat es bereits nachweisbar im Nordwest-Iran, Nord-Mesopotamien und Ost-Anatolien Menschen gegeben, die von Nachbarn Bergvölker-Kurden genannt wurden, bevor überhaupt Proto-Indo-Iraner Völkerwanderungen gestartet haben.

Daher muss es schon immer Bergvölker im Bergvölker-Land gegeben haben, die von Nachbarn Kurden und Kurdistan genannt wurden. Gleichzeitig existieren bis heute keinerlei Quellen von Mesopotamiern oder anderen Kultur-Völkern der Alten Welt, die Zeitgenossen etwa im Zentral- oder Ost-Iran als Bergvölker-Kurden bezeichnet hätten. Dieser Begriff wird in Quellen der Alten Welt ausschließlich auf den Nordwesten des Irans sowie auf Ost-Anatolien und Nord-Mesopotamien angewendet. «

Auch im Osten/Südosten der Türkei haben damals keine Kurden gelebt als die Türken dort in Anatolien ankamen, Zitat Hennerbichler:

"Entscheidend war, dass die Byzantiner bei ihrem Ansturm, Einflusszonen im Osten noch einmal über ganz Anatolien bis zum Kaukasus auszudehnen, die nicht-christliche Bevölkerung dieser Gebiete entweder deportierte oder ausrottete. Die betroffenen Einwohner waren überwiegend Kurden, Nachkommen von angestammten Bergvölker-Kulturen.

Sie wurden westlich des Euphrat, am oberen Halys-Becken, im Ost-Taurus und teilweise auch in der Dschesira-Region (Jazira) vertrieben oder eliminiert.

So wurden etwa Kurden von Malatya, Maras, Urfa, Kayseri, Sivas und Erzincan, aber auch Diyarbakir, Mardin oder Nesibin vertrieben. Seit Nikephoros II. Phokas (963-969) wurden dort zwar auch christliche Aramäer angesielt. Ein Großteil dieser Gebiete Anatoliens blieb aber lange Zeit entvölkert und verwüstet."

Hennebichler schreibt dazu weiter:

"Auch der Begriff KRD („karda“) repräsentiert keinen Tauf- oder Geburtsakt für Bergvölker-Kurden und ist lediglich als eher zufällige Quellen-Überlieferung einzustufen. Es hat historische Entwicklung davor und danach gegeben. Aber es wäre abwegig, den seit dem Mittelalter (11./12. Jh. AD) bis heute noch gebräuchlichen Heimatbegriff „Kurdistan“ als eine Art einzigen anerkennbaren, amtlichen, türkisch-iranischen Meldezettel für einen Eintritt von Bergvölker-Kurden in die Geschichte hinzustellen, was immer noch behauptet wird."

Und weiter:

"Dasselbe trifft auch für alle Heimatbegriffe und Völkernamen von Bergvölker-Kurden und deren Land zu. Auch diese stammen von keinem einzelnen Herrn oder Stamm Kurd ab, auch wenn noch immer (und vergeblich) danach gesucht wird.

Diese Termini sind vielmehr Sammel-Begriffe für Mehr-Völker-Kulturen verschiedenster Herkunft und lassen sich nicht auf Einzel-Entwicklungen wie mutmaßliche, bestimmte Gründungsväter zurückführen."

Der Historiker und Kurdologe Ferdinand Hennebichler, einige Zitate und Aussagen:

"Das Wort Kurden bedeutet Bergvölker, ist sumerischen Ursprungs ..."

"Ältestes Kurdisch wurde erst seit der Mitte des 1. Jts. BC in mehreren Phasen iranisiert und ist heute eine neu-nordwest-iranische Sprache. Ursprünglich war ältestes Kurdisch aber keine iranische Sprache"

"Jüngste Genforschungen besagen, dass Kurden von ihrer ethnischen Herkunft her keine Iranier sind."

"Kurden sind aber von ihrer ethnischen Herkunft weder Iranier noch ein indoeuropäisches Einwanderervolk"

"Kurden sind in erster Linie Nachkommen einer multi-ethno-kulturellen Urbevölkerung ihres angestammten Lebensraumes sowie zahlreicher absorbierter Migranten"

"Breits vordem waren in mesopotamischen Quellen auch Kassiten (1.746-1.157 BC) als Bergvölker bezeichnet worden. In der Zeit der klassischen Antike haben darüber hinaus griechische und römische Autoren die Existenz von Kyrtioi und Cyrtii im heutigen Aserbaidschan im Nordwest-Iran bestätigt. Sie lebten im Herrschaftsbereich von Atropatene-Medern, wurden als Migranten, Räuber-Banden und Söldner beschrieben, die immer wieder Fronten gewechselt hätten."

"Dasselbe trifft auch für alle Heimatbegriffe und Völkernamen von Bergvölker-Kurden und deren Land zu. Auch diese stammen von keinem einzelnen Herrn oder Stamm Kurd ab, auch wenn noch immer (und vergeblich) danach gesucht wird. Diese Termini sind vielmehr Sammel-Begriffe für Mehr-Völker-Kulturen verschiedenster Herkunft und lassen sich nicht auf Einzel-Entwicklungen wie mutmaßliche, bestimmte Gründungsväter zurückführen."

"Kurden gehen nachweisbar auf kein bestimmtes Einzelvolk zurück und sind von ihrer ursprünglichen, ethnischen Herkunft her auch keine Iranier."

Wissenschaftliche Dissertation von Dr. Max Behrendt, er analysiert die sog. "Kurden" anhand zahlreicher Kriterien. Die Finale Feststellung, als er zum Thema Religion, Herkunft und Sprache eine Analyse durchführt hat:
http://www.max-behrendt.de/texte/dissertation/kap21.html

Je mehr man sich offenbar bemüht, die zunächst so ‚hart‘ scheinenden Kategorien „Kurde“, „kurdisches Volk“ oder „die Kurden“ zu fassen, desto mehr zerinnen sie einem zwischen den Fingern.

Das ist übrigens auch das Fazit des kurdischstämmigen Kurdologen Jemal Nebez, der nach eigenen Aussagen ein kurdischer Ultranationalist ist. Auch Jemal Nebez kann nicht sagen und definieren, was Kurden sein sollen. Den Artikel dazu hatte ich schon mehrfach zitiert.

Jemal Nebez und Dr. Ferdinand Hennerbichler haben sich wissenschaftlich darauf geeinigt, dass Kurden keine gemeinsamen Vorfahren haben (somit auch keine gemeinsame Geschichte), dass Kurden multiethnisch und multikulturell zusammengesetzt sind.

Ich habe zudem anhand der Biographie des kurdischen Ultranationalisten Musa Anter bewiesen, dass bis in die 60er Jahre kaum einer der Bergbewohner das Wort Kurde jemals gehört hatte. Diese Bergbewohner bezeichneten sich nach Stammesnamen oder Sprachgruppierung. Hier gibt es die Biographie in Deutsch zu lesen:
https://www.skytower.org/~ernstjtremel/downloadableKurdishFiles/MAnterFIX.pdf

Kurde bedeutet direkt übersetzt ins Deutsche einfach nur Bergbewohner, die Araber sagen dazu Ekrad, was ins Deutsche übersetzt ebenfalls Bergbewohner bedeutet. Historisch war der Begriff Bergbewohner/Kurde/Ekrad, das habe ich anhand der wissenschaftlichen Arbeit von Behrendt bewiesen, kein ethnischer Begriff, sondern schlichtweg ein Sammelbegriff für Bergbewohner verschiedener Herkunft und Kultur (siehe auch Kurdologe Hennerbichler).

Wie heisst es so schön, lesen bildet!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.03.2021 19:23).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten