Poppers Hauptwerk "Logik der Forschung" ist eine Widerlegung des logischen Positivismus des Wiener Kreises um Moritz Schlick. Die in der Folge ausgearbeitete, deduktive Methode der Falsifikation von naturwissenschaftlichen Theorien durch die Empirie und der Beweis, dass eine Theorie niemals abschließend verifiziert werden kann, ist das heutige Paradigma der naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Dabei sind solche Theorien zu bevorzugen, die eine bessere Vorhersagekraft haben.
Die Kritik über die verschiedenen Schulen des Positivismus zieht sich durch das Gesamtwerk von Popper. Er wird gerne mit dem Satz zitiert, "Wir wissen nicht, wir raten", was so ungefähr das Gegenteil jedes positivistischen Ansatzes ist.
Wenn nach deiner Definition Popper ein "Positivist" war, dann war es Lakatos erst recht.
"Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band I und II" hat so ziemlich die gesamte politische Elite Deutschlands beeinflusst, insbesondere die linksliberale und linkskonservative Elite von Willi Brandt, über Dahrendorf bis hin zu Schmidt, sicher mit Ausnahme von Herbert Wehner, was man in den jeweiligen Biografien nachlesen kann. Dahrendorfs Streitschriften unter dem Titel "Bürgerrecht auf Bildung" war eine der wesentlichen Grundlagen der einsetzenden Bildungsexpansion in der Bundesrepublik.
Horkheimer war seit 1931 Leiter des Instituts für Sozialforschung, die kritische Theorie ist angewandte Marxismusforschung mit einem Schuss Psychoanalyse nach Freud. Der Raub des Stiftungsvermögens durch die Nationalsozialisten auf der Basis des Gesetzes zur Einziehung kommunistischen Vermögens kam er mit einer Transaktion eben dieses Vermögens, über verschiedene Stationen, in die Schweiz zuvor. Über dieses Vermögen wurde auch die "Odyssee" des Instituts und seiner Mitarbeiter in der Zeit der Migration finanziert.
Bekannt ist die private Korrespondenz von Horkheimer, in der er immer wieder seine tief sitzende Angst vor Repressionen in der Bundesrepublik aufgrund seines Forschungsgegenstandes des (westeuropäischen) wissenschaftlichen Marxismus zum Ausdruck gebracht hat. Kein Wunder bei dem Lebenslauf.
Horkheimer den Marxisten abzusprechen, hat in Kenntnis der historischen Ereignisse schon etwas von Victim Blaming.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.01.2022 12:44).