Ansicht umschalten
Avatar von EvodurchKoop
  • EvodurchKoop

133 Beiträge seit 09.10.2021

Wissenschaft sollte auf alle Fälle selbstkritischer sein!

Arendt hat zur Aufklärung der Wurzeln und Überzeugungskraft des Faschismus wenig beigetragen. Gerade der von Bach zitierte Text von Arendt beweist, dass sie das wichtigste verschwiegen hat, nämlich die Berufung der Faschisten auf das Naturgesetz der Höherentwicklung durch Selektion im allgemeinen Überlebenskampf der Arten, aber vor allem auch der Menschen und Völker. Und wer hat dieses "Naturgesetz" geliefert? Charles Darwin, der selbst ausdrücklich betont hat, dass auch die Zukunft der Menschen von einer überlegten Zuchtwahl und von Überlebenskämpfen der Völker abhängen würden! Arendt hat die Verantwortung der Wissenschaften hier sträflich verschwiegen. In ähnlicher Weise war es bei Horkheimer/Adorno, die in ihrer Dialektik der Auflkärung lieber die Aufklärung selbst für den Faschismus verantwortlichen machten und nicht die dialektisch-materialistische Theorie von Darwin, die in Bezug auf den Menschen und menschliche Gesellschaften nachweislich falsch ist, weil hier die Vernunft nicht in einer Entwicklungsmechanik natürlicher Evolution liegt, sondern, eben genau, im Ausgang aus der Unmündigkeit durch Aufklärung, also Wissen, Reflexion und die Erkenntnis, dass der Mensch viel mehr Möglichkeiten und Alternativen hat, um für alle ein gutes und d.h. für den Großteil der Bevölkerung, besseres Leben zu erreichen.
Jedoch war die Evolutionstheorie, aufgrund ihres dialektischen Charakters und materialistischen Reduktionsmus bei den Theoretikern der Frankfurter Schule über alle Zweifel erhaben. Lieber also den Wissensanspruch generell bezichtigen als den Hegemonieanspruch der Naturwissenschaften auf Erklärung von allem oder gar eine bestimmte Theorie, der doch damals alle Wissenschaftler und Völker gefolgt sind.
Wissenschaft muß selbstkritisch sein und das waren in Bezug auf die Evolutionstheorie gegen Ende des 19., Anfang 20igstes Jahrhundert nur ganz wenige - aber die gab es!
Ähnlich wie Nietzsche hat sich Arendt zu fast allen wichtigen Themen des Lebens geäußert, ohne dass daraus eine konsistente Theorie ersichtlich wäre. Eine der wenigen Schlußfolgerungen von ihr, bezogen auf den Faschismus, war, dass man sich seine Freunde genau aussuchen sollte. Wie aus ihrer Beschreibung der Verdrängung politischer Gesetze durch Naturgesetze als Basis einer Staatsform hervorgeht, wäre eine ganz wichtige Schlußfolgerung die gewesen, dass der Faschismus letztlich, in seiner Legitimation, in einer wissenschaftlichen Theorie fußt, deren Anwendbarkeit auf menschliche Gesellschaften von den Wissenschaftlern selbst nicht in Frage gestellt wurde. Aus der Geschichte müßte man also lernen, dass Naturwissenschaften in ihrem hegemonialen Anspruch auf Welterklärung eingebremst werden müssen, vor allem wenn es um komplexe menschliche Lebensverhältnisse geht!

Bewerten
- +
Ansicht umschalten