Die vom Autor aufgelisteten Gebrechen der Ukraine dürften weitgehend, vielleicht nicht in absolut jedem Detail, stimmen. Es ist erstaunlich, dass sich dieses jedenfalls in Teilen (Donbass, Dnepropetrovsk, Charkow) einmal industriell hochentwickelte Land seit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion erkennbar zurückentwickelt hat. In den letzten Jahren waren Landwirtschaft und niedrigverarbeitete Metallproduckte zwei der drei Hauptdevisenbringer. Der dritte Hauptdevisenbringer war die IT-Branche, in der vor allem für das Ausland massenhaft zugearbeitet wurde.
Gleichwohl gibt es auch Lichtblicke:
Wirtschaft und Gesellschaft haben sich seit den wilden 1990er Jahren insgesamt doch positiv entwickelt. Die Mehrzahl der Einwohner hatte jedenfalls bis Kriegsbeginn ein leidliches Auskommen und war, erstaunlicherweise, mit dem eigenen Leben häufig durchaus zufrieden. Etwas überraschend ist, dass heutzutage trotz Krieg viele Ukrainerinnen (nur Frauen, Minderjährige und alte Männer dürfen aktuell ausreisen) nicht aus der Ukraine wegwollen, selbst wenn man ihnen einen Job nebst Wohnung z.B. in Deutschland auf dem Silbertablett präsentiert. Manche ausgereisten Ukrainerinnen wollen tatsächlich sobald wie möglich zurück in die Heimat - rational ist das angesichts des Krieges nicht nachvollziehbar.
Ukrainer hatten schon immer ein gewisses Unternehmertum im Blut, jedenfalls im Vergleich zu Russen oder Weißrussen. Nicht immer legal orientiert und auch nicht immer sehr strukturiert, aber jedenfalls nicht völlig passiv auf Hilfe wartend. Dies war nach den zahlreichen, teils sehr blutigen Umbrüchen im 20. Jahrhundert stets eine hilfreiche Basis für einen Neuanfang.
Zu guter Letzt sind natürlich aus die legendären ukrainischen Frauen zu erwähnen, häufig eine Kombination aus natürlicher Anmut, Intelligenz, guter Bildung und fehlender Zickigkeit. Es ist im Interesse Deutschlands zu hoffen, dass einige feine Exemplare, die im Zuge des Krieges zu uns gelangten, hier bleiben und den Genpool etwas auffrischen.
Noch ist die Ukraine nicht verloren, auch wenn es derzeit mal wieder etwas kracht im Gebälk.