Karla Ulat schrieb am 26.09.2023 19:31:
Feldor schrieb am 26.09.2023 14:05:
Militärisch klug wäre es daher aus ukrainischer Sicht eher, in die Defensive zu gehen und nur kleinere Nadelstiche zu setzen, um die Russen in eine potentiell verlustreiche Offensive zu zwingen.
Ich stimme Deinem Beitrag völlig zu, aber die Ukrainer haben nicht wirklich diese Möglichkeit: Russland kontrolliert die Ostgebiete, und hat sie ja sogar schon eingegliedert. Gleichzeitig kann Russland die Ukraine durch Aufrechterhaltung des Krieges (Langstreckenschläge in alle Teile das Landes) daran hindern, jemals in die NATO oder EU aufgenommen zu werden.
Die derzeitige Situation ist also sehr viel positiver für Russland als für die Ukraine. Die ganzen toten oder geflüchteten Ukrainer kommen ja auch nicht mehr zurück (wer will denn schon in ein aktives Kriegsland zurückkehren?).
Ich gehe davon aus, daß sich die Ukraine zahlenmäßig bald verausgabt hat. Wenn Russland dann noch einmal einen größeren Vorstoß macht, dann wird das wahrscheinlich taktisch kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA oder anderen Wahlen im Westen sein.
Ja, die derzeitige Situation ist für die Ukraine nicht gut - aber was kann diese Gegenoffensive daran ändern? Die Erfolge sind ja sehr begrenzt, auch wenn man in den westlichen Medien ständig von Durchbrüchen der Ukrainer liest. Der Blick auf die Karte zeigt aber, dass die Front sich im Grunde seit Monaten nicht mehr geändert hat. Die vermeintlichen Erfolge sind auch eher fragwürdig, wie z.B. letzter Zeit ständig erwähnte und mittlerweile völlig zerstörte Dorf Robotyne, das die Ukraine zurückerobert haben soll. Die Ukrainer gehen dort dann freiwillig in einen Halbkessel, denn die Gebiete westlich, östlich und südlich des ehemaligen Dorfes werden weiterhin von den Russen gehalten. Normalerweise versucht man eigentlich eher eine Frontbegradigung, um solche unvorteilhaften Situationen zu vermeiden - die Ukraine macht das Gegenteil, nur um einen Propagandaerfolg verkünden zu können. Da geht es eher darum, das westliche Publikum bei der Stange zu halten, damit die Waffenlieferungen bloß nicht eingestellt werden.