Ludwig schrieb am 26.09.2023 08:58:
... mit welchen Ideen oder Forderungen sich Leute in der Öffentlichkeit bemerkbar machen könnten.
"Ich frage mich auch, warum das russische GPS-Pendant GLONASS nicht gestört oder zerstört wird,"
Diese Frage ist eigentlich eine Frage danach, warum die USA noch nicht längst Atombomben auf Russland geworfen haben. Eine No Fly Zone ist ja schon ein probates Mittel für einen sortierten Krieg in Europa. Aber das russische "GPS" System zu zerstören oder anzugreifen hat echt Charm. Warum Selenski das noch nicht gefordert hat ist mir ehrlich ein Rätsel.
Auch wenn ich die Analysen von Herrn Oberst Reisner sehr schätze, aber hier hast du recht. Da die Ukraine keinerlei Satellitenabwehrwaffen hat, bliebe nur dass die USA russische Satelliten abschießen müssten. Das wäre eine direkte Kriegsbeteiligung. Selbst wenn die USA diese an die Ukraine liefern würden, müsste Russland symmetrisch Antworten und das amerikanische GPS System zerstören. Das Russland dazu fähig ist sollte man besser annehmen. Es wäre eine extreme Eskalationsstufe.
Was macht man eigentlich wenn die Russen dann Beidou nutzen? Will man das auch zerstören? Spätestens dann wäre man in einen Weltkrieg verwickelt.
Der Gedankengang ist absurd.
Aber wenn ich schon einmal dabei bin:
Durch den Einsatz der Himars war es so, dass die Russen ihre Logistik und Gefechtsstandorganisation neu strukturieren mussten, da sie plötzlich mit einer Waffe konfrontiert waren, die 70 Kilometer wirken konnte. Allerdings ist es so, dass die Ukraine 100 oder 150 Stück gefordert hat, sie haben aber nur 20 bekommen. Frage: Warum?
Hier hat er recht. Aber warum hat die Ukraine nur 20/38 bekommen? Weil die USA selbst nur ca. 400 davon haben und weltweit im Einsatz sind. Wenn sie 150 Stück abgeben würden, wäre dies 35% des Gesamtbestandes. Niemand wäre so blöd mal eben 35% seines besten Waffensystems zu verschenken.
Jetzt gerade, nachdem die Offensive nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, verstärkt sich die Diskussion, ob die Ukraine diese ATACMS jetzt erhalten wird, um ihr wieder Luft zu geben, über den Winter, um sich dadurch auf die nächste Offensive im Frühjahr vorzubereiten.
Hier genau das gleiche ATACMS ist schlicht nur in geringen Stückzahlen verfügbar (ca. 3000). Des weiteren ist es OHNE GPS recht ungenau (CEP 200-300m). Es wird die Russen wieder zwingen ihre Verteidigung anzupassen oder es zwingt sie in die Offensive um entsprechend Raum zu schaffen. Das kann ein zweischneidiges Schwert werden.
Es gibt auch noch einen Grund, warum man nicht gleich am ersten Tag 200 Leopard, 100 F-16, 150 Himars usw. geschickt hat. Man braucht nämlich auch Personal welches die Geräte bedient.
Zum Vergleich: Deutschland hat etwa 150 M-270, das Gegenstück zu Himars nur auf Kette. Man hätte also bei der Lieferung von 150 Himars die Ausbildung der gesamten verfügbaren Raketenartillerie der Bundeswehr in kurzer Zeit bewältigen müssen. Dies ist vollkommen unrealistisch.
Das dritte Beispiel ist die Diskussion um die F-16, die jetzt geliefert werden und möglicherweise im Frühjahr für die nächste Offensive zur Verfügung stehen. Hier muss gesagt werden, dass die F-16 für die jetzt noch laufenden Offensive einen Unterschied gemacht hätten, wenn sie am 4. Juni bereits verfügbar gewesen wären.
Hier im Prinzip das gleiche. Vielleicht hätte die F-16 etwas geholfen oder sie hätte nur die noch funktionsfähige russische Luftabwehr und Luftwaffe etwas mehr gefordert. Kann man schwer einschätzen. Nach einer Schnellausbildung der Piloten dürften es auch nicht gerade Topgun Piloten sein.
Das letzte Beispiel ist der erfolgreiche Abzug der Russen aus Cherson – das hätte man womöglich unterbinden können.
Ja, vielleicht, aber dies mündet in eine ähnliche Diskussion wie die Evakuierung bei Dünkirchen. (Warum haben die Panzer angehalten? usw.) Eventuell würde man dann noch heute in den Ruinen von Cherson gegen die Russen kämpfen.
Die Ukraine muss sich auf einen langen Krieg einstellen. Was bedeutet das? Dass die Ukraine eine funktionierende, industrielle Basis braucht, um diesen Krieg mit Ressourcen nähren zu können. Das Dilemma ist aber, dass die Russen am 10. Oktober vorigen Jahres mit einer strategischen Luftkampagne begonnen haben.
Ja bräuchte sie, aber es ist unrealistisch, dass die Ukraine diese während des laufenden Konfliktes selbst schaffen wird. Die industrielle Basis der Ukraine ist das was der Westen liefert und dies wird sich in diesem Krieg auch nicht mehr zum positiven ändern lassen.
Oder wenn sie sehen, dass die Russen eine Drohnenfabrik in Betrieb nehmen wollen, die 6.000 Drohnen iranischer Provenienz herstellen kann, was natürlich heißt, dass all diese Drohnen erst mal abgeschossen werden müssen, denn wenn sie treffen, dann hat das natürlich einen Impakt.
Völlig richtig. Die Drohnen spielen die gleiche Rolle wie die V-1 im ersten Weltkrieg, sie beschäftigen die feindliche Luftabwehr und im Gegensatz zur V-1 treffen sie auch mal Ziele. Der Aufwand sich mit Luftabwehr vor 6000 Drohnen (im Jahr/Monat/Woche?) schützen zu wollen, steht in keinem Verhältnis zum nutzen. Wer alles verteidigt, verteidigt nichts. Meiner Meinung hätte die Luftverteidigung an der Front (inklusive Nachschubwege) klare Priorität. Die Ukraine ist in der guten oder eben schlechten Position ihre industrielle Basis nicht mehr schätzen zu müssen, da diese größtenteils auf NATO Gebiet liegt. (Dies war einmal anders)
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.09.2023 11:06).