Bei einer Kritik sollte berücksichtigt werden, dass der Autor Senior Fellow des Quincy Institute for Responsible Statecraft, eines einflussreichen US-Thinktanks, ist.
Er dürfte selbst wissen, dass was er als Sieg verkauft, das Eingeständnis einer Niederlage ist. Dennoch sollte anerkannt werden, dass er sich auf dem Boden der Realität bewegt - im Gegensatz zu den meisten politischen Repräsentanten des Westens, auch gerade in Deutschland.
Schon im Interesse der Ukrainer ist zu wünschen, dass Lievens Worte in den hiesigen politischen und medialen Kreisen Widerhall finden und die Kriegspropaganda allmählich heruntergefahren wird. Wie Lieven richtig erkennt, würde die Alternative nämlich nicht „weiter so“ lauten, sondern eine Eskalation des militärischen Konflikts bedeuten, u.a. durch Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.
Dass er eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO nicht erwähnt, sollte derart interpretiert werden, dass er sie - zumindest aktuell - für nicht durchsetzbar hält. Dies ist im Übrigen die Position, die von einem Vertreter der RAND-Corporation bereits vor fast einem Jahr geäußert wurde und die einen Grundpfeiler der Verhandlungen im März 2022 bildete.