Obwohl es 1 Million Gründe gibt, warum Katalonien nicht auf absehbare Zeit unabhängig wird, klammern sich trotzdem noch 100 000ende daran.
Ist zwar irgendwie sogar verständlich. Die Unabhängigkeitsbewegung bietet vielen Menschen in Katalonien eine Utopie als Erlösung an: Statt in einer defizitären realen Demokratie zu leben (und versuchen diese zu reformieren) bietet die Unabhängigkeitsbewegung zumindest den "Traum" etwas zu erschaffen, was sie für die "wahre Demokratie" hält. Obwohl alleine schon ein kurzer Blick auf die unterschiedlichen politischen Strömungen der Unabhängigkeitsbefürworter zeigen würde, dass es außer der Unabhängigkeit keine gemeinsame Vision gibt.
Und zweitens bietet sich der verhasste Zentralstaat super als Projektionsfläche für jeglichen Misstand an. Nach dem Motto: "Wir können, nix dafür. Madrid ist Schuld." Das ist natürlich bequem, aber auch nicht zweckführend.
Es ist ein moralisches Überheblichkeitgefühl, dass, die die Unabhängigkeitsbefürworter nicht sehen lässt, in welche Lage sie sich und Spanien manövrieren.
Aber andereseits ist das alles ziemlich traurig. Indem man permanent weiter an der Eskalationsschraube dreht, verschwendet man viel wertvolle Energie, die man gebrauchen könnte um den spanischen Staat zu reformieren, die Klimakrise anzugehen (auch Spanien muß ja seine Wirtschaft umbauen), die EU weiterzuentwickeln usw.
Im schlechtesten Fall eskaliert man eben solange bis es zum Bürgerkrieg kommt. Und im besten Fall verhedert man sich in politischen Schlammschlachten in den nächsten Jahrzehnten schadet der Wirtschaft, zementiert alte Seilschaften und bringt nix voran.
Fähige Politiker, die verschuchen zu versöhnen und Land und Gesellschaft zusammenführen sind leider nirgends zu sehen.