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  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Der Autor hat den Unterschied zwischen Realität und Utopie und Realitätsflucht

und Utopismus nicht verstanden.

In erster Linie, weil er zwar korrekt darauf hinweist, auch bei der heutigen Zeit handle es sich um eine Transformationsperiode, aber er erklärt diese Periode nicht aus den heutigen Zuständen, sondern greift historisch zurück.
Mit diesem Hilfsmittel schafft er zwar eine historische Analogie - das ist aber nicht zu verwechseln mit einer Analyse der Jetztzeit.

Der Autor zitiert Bloch, "(w)ährend die Rechten in Bildern und Metaphern schwelgten, die in die Fantasie der Menschen griffen, langweilten die Linken die Menschen mit dem sturen Ableiern von ökonomistischen Parolen".

Und jetzt ein Zitat aus dem Abschiedsbrief von Fabio De Masi: "Dies hatte auch damit zu tun, dass es lange Zeit zu wenig Personal in unserer Partei und unserer Fraktion gab, das bereit war, sich für die ökonomischen Debatten unserer Zeit zu interessieren.

Ich habe versucht, dies durch mein Engagement auszugleichen. Denn es ist gerade im Bereich der Wirtschafts- und Finanzpolitik ungleich schwerer, als linke Oppositionspartei - ohne kurzfristige Machtperspektive - ernst genommen zu werden. Ich denke, ich konnte den Beweis erbringen, dass es die LINKE auch selbst in der Hand hat, ob sie bei ökonomischen Debatten, die nun angesichts der Corona Krise das ganze Land bewegen, eine Rolle spielt."
https://www.fabio-de-masi.de/de/article/3542.ich-werde-nicht-wieder-antreten.html

Weder gab und gibt es die "ökonomistischen Parolen" (außer der Forderung nach 13 Euro Mindestlohn) noch überhaupt ein innerparteiliches Interesse an ökonomischen Themen.

Ich habe die Linke damals entnervt verlassen, weil u.a. in der Debatte um das "bedingungslose Grundeinkommen" das rationale und von A-Z durchkalkulierte Argument, "es ist nicht finanzierbar" mich zu einem moralisch schlechten Menschen gemacht hat.

Das Problem ist erstens die Unterscheidung zwischen einer machbaren Utopie und einem bloßen Phantasma, insbesondere wenn es zweitens eine innerparteiliche Debattenkultur gibt, in der die "richtige moralische Haltung" das rationale Argument ersetzt.

Nichts gegen "Träume, Wünsche und Sehnsüchte", aber das ersetzt nicht die Auseinandersetzung mit der empirischen Realität und letzteres hat in der Linken viel zu lange nicht stattgefunden.

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