@Arno Kleinebeckel

Sehr geehrter Herr Kleinbeckel, Sie haben diesen Artikel, so sehe ich das, aus einer bestimmten Haltung und, ich würde sagen, einer Voreingenommenheit heraus geschrieben. Ich möchte Ihnen deshalb wärmstens empfehlen sich auch einmal mit dem folgenden Buch, welches, soweit ich weiß, noch erhältlich ist, auseinanderzusetzen. Der Autor des Buches ist ein profunder Kenner Berdjajewschen Denkens und der russischen Philosophie etc.; darin insbesondere auch der Bezug z. B. zu Leontjew, aber überhaupt der ganze östlich-westliche Dialog in geistiger Hinsicht und darüber hinaus. Das Buch:

Wolfgang D i e t r i c h: Nikolai Berdjajew – Partner des Denkens I ( Partner des Denkens II)
Provokation der Person

In Dietrichs Buch kommt das weitreichende und äußerst befruchtende Beziehungsgeflecht des russischen Denkens insbesondere auch zum westlichen Denken sehr deutlich zum Ausdruck.

Berdjajew sah Leontjew sehr kritisch, sah aber auch viel (tiefe) Wahrheit in dem, was er dachte, war von Leontjews geistigem Freiheitsdrang beeindruckt, da Berdjajews eigene oberste Sache eben die Freiheit im weitesten und tiefsten Sinne war.

Ein Beispiel-Zitat aus Partner des Denkens:
*Berdjajew: „Die Schönheit war Leontjew teurer als der Mensch , und im Namen der Schönheit war er einverstanden mit allen beliebigen Leiden und Foltern der Menschen. Er verkündete eine Moral der Werte, der Werte der Schönheit, der blühenden Kultur, der staatlichen Macht im Gegensatz zu einer Moral , die auf den Primat der menschlichen Person , auf das Mitleiden mit dem Menschen gegründet ist ". Der Ästhetiker Leontjew leugnet die personale Moral , der Moralist Berdjajew bestreitet die antipersonale Ästhetik, — auf diese Antithese läuft das Denken beider Antipoden zu .*

Anmerkung von mir: Moralist darf hier nicht dogmatisch, sondern muss freiheitlich-schöpferisch verstanden werden. Berdjajew war ein Freiheitsdenker.