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  • Lucqx

mehr als 1000 Beiträge seit 24.05.2019

Nationalismus

Ich pflichte Wilde Hilde und Rasel bei, denn der Nationsbegriff ist erst mit dem bürgerlichen Staat entstanden. Der davon abgeleitete Nationalismus ist folglich bürgerlich und in politisch-intellektuellen Kreisen in seinen verschiedenen Ausprägungen entwickelt worden. Da hat auch Russland keine Ausnahme gemacht, nur wurde eine der europäisch-amerikanischen gleichende Entwicklung durch die Revolution von 1917 ab- und ggf nur unterbrochen. Ich glaube nicht, dass die Werke eines Dugin oder M.S.Jurjew in der SU eine Publikationschance gehabt hätten. Ebenso war auch die Orthodoxie nur geduldet, weil sie im Gegensatz zur katholischen oder gar den protestantischen Kirche/n im Grunde eine reine Ritualkirche mit erstarrten Traditionen war. Wegen ihrer politikneutralen staatstragenden Nützlichkeit wurde sie unter neu entstehenden bzw zurückkehrenden bürgerlichen Grundverhältnissen, mit denen auch der bürgerliche Nationalismus (in Reinform besonders weit in der Ukraine gediehen) zurückkehrte, wiederbelebt. Mit dieser Religion war/ist dann auch die Bewahrung des byzantinischen Erbes und damit der imperiale Anspruch der Zaren auf die Nachfolge Ostroms verbunden.
Im Westen erhoben verschiedene Herren Roms im Laufe der Zeit den Anspruch, Nachfolger des Imperium Romanum zu sein, aber Byzanz hat keinen von ihnen als solchen anerkannt. Das wurde erst mit seinem Untergang möglich (der osmanische Sultan wollte und konnte das ja schlecht sein als selbsterklärter Nachfolger der Kalifen von Baghdad) und der Kaiser des HRR wurde der Nachfolger Westroms, allerdings irgendwann ohne Rom (wie der russische und bulgarische Zar ohne Byzanz), aber durch dessen Papst.
Der Unterschied zwischen Westeuropäern und Russen ist vornehmlich durch ihre Geschichte und die Geografie - Weite und Klima der (nordischen) Landschaft soll das Gemüt beeinflussen - bestimmt. Beide hatten zu unterschiedlichen Zeiten andere Hauptfeinde, die zT selber Europäer bzw (Afro-)Asiaten waren.

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