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  • Denkerpferd

101 Beiträge seit 27.04.2022

Re: Perspektivismus

Da muss ich wieder Nietzsche ins Spiel bringen mit seinem perspektivischem Sehen. Denken im Sinne von verstehen wollen erfordert nämlich, dass sich der Denkende den Gegenstand seines Denkens nicht nur in einer seiner ganzen Komplexität erfasst, sondern auch von mehreren Blickwinkeln aus betrachtet. Meistens sind nämlich mehrere Blickwinkel wahr, sogar wenn sie sich scheinbar widersprechen, z.B. Wissenschaft, Religion, Philosophie, Esoterik. Wer sich von vorneherein weigert, einen Blickwinkel einzunehmen, weil der ist "vom Anderen", der denkt nicht. Der meint vielleicht, aber er denkt nicht. Das Ergebnis ist dann natürlich eine Blase.

Wobei die Social Media uns nicht nur zunehmend in die Sozialdemenz führen, sondern im Zuge dessen eben auch unfähig gemacht haben, miteinander zu debatieren oder gar auszuhalten, dass es andere Perspektiven als die eigene gibt. In den 80ern und 90ern war das noch etwas anders. Was hat man sich damals teilweise nach ein paar Bier heftig gestritten und war am Ende des Abends doch wieder dicke Freunde. Heute läuft man quasi permanent auf Eierschalen. Aber vielleicht ist das auch nur ein vorrübergehendes Phänomen einer viel größeren Transformation des menschlichen Bewusstseins.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.06.2022 19:50).

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