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  • Ignoramus-et-Ignorabimus

mehr als 1000 Beiträge seit 07.11.2017

To Russia with Love

ist schon richtig, irgendwie gibt es eine russische Tradition der Kritik der Aufklärung. Eine Utopie des Essentiellen gegen das real Vereinbarte. Ist ja auch nicht grundsätzlich verkehrt, die Kompromisshaftigkeit westlicher Gesellschaften gelegentlich an einem ideellen Kern zu messen. Das verleiht ihnen Richtung :)

Andererseits darf man schon auch fragen, inwiefern diese Kritik eigentlich geographisch in einer Art Ost-West Gegensatz verortet ist, oder vielmehr eine grundsätzliche Diskussion, die jeder Gesellschaft immanent ist, widerspiegelt. Wie speziell russisch ist sowas also ?

Und da fällt halt auf, dass diese neorussische, altzaristische Identität einfach mal knapp 70 Jahre jüngerer russischer Geschichte ausblendet. Switch vom Zarenreich ins 21.Jahrhundert. Und das hat ja einen guten Grund. Das ideologische Fundament der Sowjetunion war ja durch den Marxismus bis ins Mark von Ideen der europäischen Aufklärung geprägt. Kein Wunder dass Putin die Sowjetunion nicht mag, und sich vorsowjetischer Narrative bedient. Wie sonst liessen sich imperialistische Ideen rechtfertigen ?

Und das ist dann wohl auch des Pudels Kern. Russland ist so europäisch wie jedes andere europäische Land. Es hat sich nur noch nicht von den Ideen des europäischen Imperialismus verabschiedet. Da muss man aber keinen grossen kulturellen Gegensatz draus basteln. Russland ist einfach noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen. That's all.

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