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Avatar von Axel Farr
  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Ich teile die Sorgen des Autors - würde aber andere Schlüsse ziehen

Für mich hat der 22. Februar 2022 die Welt wieder so unsicher gemacht wie zu den Hochphasen des Kalten Krieges, die ich (Jahrgang Ende 1960er Jahre) selbst nur als Kleinkind erlebt hatte.

Dass die Amerikaner weltweit das meiste Geld für Atomwaffen ausgeben, obwohl sie nach Russland nur an 2. Stelle stehen kann man auch so interpretieren, dass sie sich wenigstens um ihre Waffen kümmern - was man von Russland jahrzehntelang nicht unbedingt sagen konnte...

Dass der Ukraine-Krieg läuft und läuft liegt nicht unbedingt nur am Westen: Solange Russland die Ukrainer kleinkriegen will, ist es durchaus verständlich dass die Ukraine sich zur Wehr setzen möchte. Das letzte russische Kapitulationsangebot war in dieser Richtung ja sehr eindeutig. Wann hatte der Westen gleichartiges von Russland gefordert (Rückzug aus allen nichtrussischen Oblasten Russlands, Denazifkikation und Entmilitarisierung)?

Es ist im übrigen Russland, das den Krieg verlängert weil die russische Regierung nicht von ihren Zielen ablassen will:
- In Russland darf der Krieg noch immer nicht als solcher bezeichnet werden. Trotzdem wurden im Herbst 2022 hundertausende ehemalige Zeitsoldaten mobilgemacht. Sie durften bis heute nicht in ihre Heimat zurückkehren.
- Etwa seit 2023 werden in Russland monatlich 30.000 Soldaten neu ausgehoben und nach teilweise nur sehr kurzer Ausbildungszeit an die Front geschickt und dort zu einem beträchtlichen Teil gnadenlos verheizt.
- Russlands Präsident Putin wird seit 2023 vom internationalen Gerichtshof in Den Haag als Kriegsverbrecher gesucht. Trotzdem wurde er in Russland wieder als Kandidat zugelassen, während gemäßigte Kandidaten nicht zugelassen waren. Die Russen haben ihn wieder gewählt.
- Russland hatte Anfang 2024 militärisch wieder Oberwasser gesehen, weil sich die Amerikaner über weitere Waffenlieferungen uneins waren. Statt jedoch da mit realistischen Ideen von russischer Seite einen neuen Anfang für Waffenstillstandsverhandlungen zu starten, wurden nochmal so richtig Soldaten in mäßig erfolgreichen Angriffen verheizt.

Russland hat sich über jede der "roten Linien" des Westens gefreut. Frieden wird es erst wieder geben, wenn Russland sich in der Ukraine geschlagen gibt - oder wenn der Westen die Ukraine wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. In letzterem Fall wird es aber 3 Millionen Tote geben. Im ersteren vielleicht auch - aber die hatten sich zu einem beträchtlichen Teil dann vorher schon mal für Putin entschieden gehabt, im zweiten Fall dann wohl eher nicht.

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