Die Verlage haben (nicht nur) für die wissenschaftliche Literatur
eine Monopolstellung, die alleine aus dem sich zwangsweise angeeigneten
Veröffentlichungsrecht erwächst. Man bekommt bei keinem
Verlag der Welt einen Artikel veröffentlicht, wenn man nicht seine
Rechte am Artikel (die man bei öffentlichen Arbeiten noch nicht
einmal besitzt) an den Verlag abtritt. Da es daher unmöglich ist,
einen Artikel zugleich in anderen Zeitschriften zu publizieren,
erwächst hieraus dem Verlag das Monopol über den Artikel.
Unsere Ururgroßväter waren schlauer als unserer heutigen
Politiker mit ihrem neoliberalen Gefasel. Sie wußten
nämlich, daß man einem Monopol seitens des Staates
Zwänge auferlegen muß. Bei den Staatseisenbahnen waren es
z.B. die
Transport- und Tarifpflicht und der staatliche Einfluß auf die
Tarifgestaltung. Gleiches wäre auch für die Verlagsmonopole
notwendig: Die Preise für ihre Produkte bedürfen einer
staatlichen Reglementierung. Es ist eine Illusion zu glauben, die
Verlage würden sich freiwillig ihre Monopolprofite beschneiden!
Eine andere Alternative wäre, das Monopol zu brechen, indem das
ausschließliche Veröffentlichungsrecht ersatzlos durch den
Gesetzgeber abgeschafft wird. Dann können Artikel in mehreren
Zeitschriften publiziert werden und es kann eine tatsächliche
Konkurrenz zwischen den Verlagen entstehen.
Wie im Artikel erwähnt wurde, ist es ohnehin zweifelhaft, ob ein
Autor einen Artikel, dessen Copyright ursprünglich bei
öffentlich geförderten Forschungen beim Staat und nicht beim
Autor liegt, überhaupt an den Verlag abtreten kann.
Die dritte Alternative wäre der Aufbau und Erhaltung eines
alternativen, verlagsfreien E-Publishing. Dies erfordert jedoch
staatliche Unterstützung, da die Universitäten und anderen
Institute mit dieser Arbeit langfristig überfordert wären. Es
wurde ja schon das Problem im Artikel erwähnt, daß alle
Veröffentlichungen langfristig archiviert werden müssen. Und
wenn ich langfristig schreibe, meine ich für eine halbe Ewigkeit.
Bei jedem Wechsel der Computer- oder Speichergeneration müssen die
Informationen verlustfrei auf das neue System übertragen werden.
Außerdem gibt es noch kein praktikables Speichermedium, daß
wirklich für eine Archivierung über viele Jahrzehnte hinweg
geeignet ist. Selbst für MO-Medien als gegenwärtig geeigneste
Medium für Langzeitarchivierung werden nur 30 Jahre garantiert.
Ich persönlich könnte dieser Alternative vieles abgewinnen,
böte sie doch die Möglichkeit, Artikel (wie in diesem
Heise-Forum - hoffentlich mit mehr Qualität) zu kommentieren. Das
Gutachterwesen - selbst eine Problematik für sich - könnte so
in der herkömmlichen Art eingespart und durch ein demokratisches
Forum ersetzt werden.