ElMarkus schrieb am 28. Oktober 2005 9:02
> > Lizensierte Produktion, die - nicht gewinnorientiert ! - unter der
> > strengen Aufsicht und Leitung einer internationalen Kontrollbehörde
> > (z.B. WHO) auch wirklich den Bedürftigen zu gute kommt, ist natürlich
> > etwas anders - auch im Sinne des Patentschutzes.
>
> Da hast Du völlig recht. Traurig ist wohl eher, dass da anscheinend
> immernoch Diskussionsbedarf besteht. Dabei sollte jedem klar sein:
> Wenn man auch nur einen Menschen aufgrund von Patentansprüchen
> verrecken lässt, ist es Mord durch Unterlassung. Ob dies juristisch
> stimmt, weis ich nicht. Moralisch stimmt es aber allemal. Ganze Teile
> der Weltbevölkerung wegen eines formalen, juristischen
> Urheberanspruchs verrecken zu lassen, ist dann wohl Massenmord.
Da machst Du es Dir aber etwas zu einfach.
Wobei Du im Prinzip natürlich recht hast - aber nur im Prinzip, ich
mache das mal an zwei Beispielen klar:
1) da hättest Du recht: Ein Unternehmen lässt aus taktischen Gründen
ein Patent, das helfen kann Menschleben zu retten, im Tresor
verschwinden.
2) da sehe ich es anders: Ein Unternehmen produziert diese Gut und
verlangt dafür einen "marktüblichen" Preis. Das ist das gute Recht
dieses Unternehmens, schliesslich hat es für Lizenzen bze.
Forschungsarbeit selber viel investiert und das will refinanziert
werden - so läuft das halt. Wenn bestimmte Nutzniezer dieses
Produktes das Geld nicht aufwenden können um sich dieses Produkt zu
leisten, so ist dies zwar schade, aber (sorry wenn das zynische
klingen mag) "That´s Live".
Eine Mercedes-Benz S-Klasse hat ein unglaubliche passive und aktive
Sicherheit im Vergleich zu Kleinwagen, u.a. dank patentierter
Technik. Natürlich kann sich nicht jeder ein solches Auto leisten -
gleichwohl stiege die Lebenserwartung jedes Autofahrers im
statistischen Schnitt, wenn jeder diesen Wagen hätte (ist nur ein
abstraktes Beispiel ;-)). Würdest Du jetzt ernsthaft fordern,
Mercedes zu enteignen und (wie auch immer finanziert) S-Klassen
unters Volk zu werfen, da die mutwillige Senkung der statistischen
Lebenserwartung durch die Gesellschaft ein potentieller Mord ist -
Sicher nicht.
> > Eine Zwangsenteignung von Patenten führt auf diesem Gebiet doch nur
> > zu einer Verlagerung der Forschungsaktivitäten. Wenn man mit den
> > Geißeln der Menschheit kein Geld mehr verdienen kann, geht ds
> > Forschungsbudget halt in Medikamente gegen Wohlstandskrankheiten, wie
> > z.B. Diabetes II und Alzheimer.
>
> Mit den Leiden der Bevölkerung der 3. Welt lässt sich eh kein Geld
> verdienen, trotzdem wird da auch jetzt geforscht. Es wurde auch
> geforscht, als es noch keine Patente gab. Wo wären wir denn, wenn
> Menschen wie Da Vinci, Watt, Galilei oder Edison ihre Erfindungen
> durch Patente monopolisiert hätten ? Ganz zu schweigen von
> Erfindungen wie Penicilin, Benzin, Funksender etc. (bzw. deren
> Herstellverfahren). Patente werfen die Menschheit immer mehr zurück,
> als sie ihr helfen.
Weil sich eben doch Geld verdienen lässt - auch in der "dritten" Welt
gibt es viele potente Kunden, dies ist zwar nicht die Maße, reicht
aber für gewisse Umsätze - Touristen etc. aus der "ersten" Welt nicht
zu vergessen. Wenn ich bedenke, was bei meinem letzten
Afrika-Aufenthalt für Malaria-Prophylace, Hepatitis A/B Immunisierung
und eine Gelbfieberschutzimpfung etc. bezahlt habe - mein Lieber, da
muss eine alre Frau lange für stricken.
> Das Tamiflu jemals so einen reißenden Absatz finden würde, hat Roche
> doch nicht ahnen können. Und deswegen kann ich genauso andersrum
> argumentieren: Wenn nur noch ein Konzern in der Lage ist, das
> Medikament gegen eine bestimmte Krankheit zu produzieren, so wird der
> Konzern selbst zur Geißel der Menschheit. (Und der Anreiz, mal ein
> paar Erreger dieser Krankheit in die freie Wildbahn zu entlassen,
> wird dann sehr groß...)
Unfug - nur HlR "darf" dieses Produkt produzieren, können tun es
viele.
Sollte sich auf Basis von H5N1 ein vertitabler Virus-X entwickeln, so
würde das Patent eh fallen, aber dann ist es schon zu spät.
> > Ihre Marge machen diese Konzerne sowieso, nur der Menschheit würden
> > die norwendigen Arzneien noch ärger fehlen.
> > Also, bitte raus mit der Naivität und Gutmenschlichkeit aus der
> > Diskusion.
>
> Genau DAS ist doch das Problem. Es fehlt die Naivität und
> Gutmenschlichkeit in dieser Art der Diskussion. Jeder, der mit
> einfachen und gesunden Moralvorstellungen kommt wird (so auch von
> Dir) als Naiv und "Gutmenschlich" - seit wann ist das eigentlich ein
> Fehler ? - verächtlich aus solchen Diskussionen "verbannt". Ist doch
> kein Wunder, dass sich die Diskussionen dann mehr um den Schutz von
> Patenten als um den Schutz von Menschenleben drehen.
Das gegenteil von Gut ist gut gemeint. Viel zu groß ist die Gefahr in
guter Absicht Unfug zu betreiben. Es muss eine sachliche Diskusion
geführt werden, aber keine naive. Homus homini lupus est -
Gutmenschentum ist zwar in gewisser Art und Weise sympatisch, hilft
der Menscheit aber nicht weiter.
> Ich bleib dann lieber "gutmenschlich", auch wenn das naiv wirken mag.
Naiv ja, aber auch symaptisch.
Versteh mich nicht falsch, ich mag Ansichten wie die Deine, aber ich
hoffe, dass solche Ansichten nicht von Entscheidungsträgern geteilt
werden.
Gruss
FotH
> > Lizensierte Produktion, die - nicht gewinnorientiert ! - unter der
> > strengen Aufsicht und Leitung einer internationalen Kontrollbehörde
> > (z.B. WHO) auch wirklich den Bedürftigen zu gute kommt, ist natürlich
> > etwas anders - auch im Sinne des Patentschutzes.
>
> Da hast Du völlig recht. Traurig ist wohl eher, dass da anscheinend
> immernoch Diskussionsbedarf besteht. Dabei sollte jedem klar sein:
> Wenn man auch nur einen Menschen aufgrund von Patentansprüchen
> verrecken lässt, ist es Mord durch Unterlassung. Ob dies juristisch
> stimmt, weis ich nicht. Moralisch stimmt es aber allemal. Ganze Teile
> der Weltbevölkerung wegen eines formalen, juristischen
> Urheberanspruchs verrecken zu lassen, ist dann wohl Massenmord.
Da machst Du es Dir aber etwas zu einfach.
Wobei Du im Prinzip natürlich recht hast - aber nur im Prinzip, ich
mache das mal an zwei Beispielen klar:
1) da hättest Du recht: Ein Unternehmen lässt aus taktischen Gründen
ein Patent, das helfen kann Menschleben zu retten, im Tresor
verschwinden.
2) da sehe ich es anders: Ein Unternehmen produziert diese Gut und
verlangt dafür einen "marktüblichen" Preis. Das ist das gute Recht
dieses Unternehmens, schliesslich hat es für Lizenzen bze.
Forschungsarbeit selber viel investiert und das will refinanziert
werden - so läuft das halt. Wenn bestimmte Nutzniezer dieses
Produktes das Geld nicht aufwenden können um sich dieses Produkt zu
leisten, so ist dies zwar schade, aber (sorry wenn das zynische
klingen mag) "That´s Live".
Eine Mercedes-Benz S-Klasse hat ein unglaubliche passive und aktive
Sicherheit im Vergleich zu Kleinwagen, u.a. dank patentierter
Technik. Natürlich kann sich nicht jeder ein solches Auto leisten -
gleichwohl stiege die Lebenserwartung jedes Autofahrers im
statistischen Schnitt, wenn jeder diesen Wagen hätte (ist nur ein
abstraktes Beispiel ;-)). Würdest Du jetzt ernsthaft fordern,
Mercedes zu enteignen und (wie auch immer finanziert) S-Klassen
unters Volk zu werfen, da die mutwillige Senkung der statistischen
Lebenserwartung durch die Gesellschaft ein potentieller Mord ist -
Sicher nicht.
> > Eine Zwangsenteignung von Patenten führt auf diesem Gebiet doch nur
> > zu einer Verlagerung der Forschungsaktivitäten. Wenn man mit den
> > Geißeln der Menschheit kein Geld mehr verdienen kann, geht ds
> > Forschungsbudget halt in Medikamente gegen Wohlstandskrankheiten, wie
> > z.B. Diabetes II und Alzheimer.
>
> Mit den Leiden der Bevölkerung der 3. Welt lässt sich eh kein Geld
> verdienen, trotzdem wird da auch jetzt geforscht. Es wurde auch
> geforscht, als es noch keine Patente gab. Wo wären wir denn, wenn
> Menschen wie Da Vinci, Watt, Galilei oder Edison ihre Erfindungen
> durch Patente monopolisiert hätten ? Ganz zu schweigen von
> Erfindungen wie Penicilin, Benzin, Funksender etc. (bzw. deren
> Herstellverfahren). Patente werfen die Menschheit immer mehr zurück,
> als sie ihr helfen.
Weil sich eben doch Geld verdienen lässt - auch in der "dritten" Welt
gibt es viele potente Kunden, dies ist zwar nicht die Maße, reicht
aber für gewisse Umsätze - Touristen etc. aus der "ersten" Welt nicht
zu vergessen. Wenn ich bedenke, was bei meinem letzten
Afrika-Aufenthalt für Malaria-Prophylace, Hepatitis A/B Immunisierung
und eine Gelbfieberschutzimpfung etc. bezahlt habe - mein Lieber, da
muss eine alre Frau lange für stricken.
> Das Tamiflu jemals so einen reißenden Absatz finden würde, hat Roche
> doch nicht ahnen können. Und deswegen kann ich genauso andersrum
> argumentieren: Wenn nur noch ein Konzern in der Lage ist, das
> Medikament gegen eine bestimmte Krankheit zu produzieren, so wird der
> Konzern selbst zur Geißel der Menschheit. (Und der Anreiz, mal ein
> paar Erreger dieser Krankheit in die freie Wildbahn zu entlassen,
> wird dann sehr groß...)
Unfug - nur HlR "darf" dieses Produkt produzieren, können tun es
viele.
Sollte sich auf Basis von H5N1 ein vertitabler Virus-X entwickeln, so
würde das Patent eh fallen, aber dann ist es schon zu spät.
> > Ihre Marge machen diese Konzerne sowieso, nur der Menschheit würden
> > die norwendigen Arzneien noch ärger fehlen.
> > Also, bitte raus mit der Naivität und Gutmenschlichkeit aus der
> > Diskusion.
>
> Genau DAS ist doch das Problem. Es fehlt die Naivität und
> Gutmenschlichkeit in dieser Art der Diskussion. Jeder, der mit
> einfachen und gesunden Moralvorstellungen kommt wird (so auch von
> Dir) als Naiv und "Gutmenschlich" - seit wann ist das eigentlich ein
> Fehler ? - verächtlich aus solchen Diskussionen "verbannt". Ist doch
> kein Wunder, dass sich die Diskussionen dann mehr um den Schutz von
> Patenten als um den Schutz von Menschenleben drehen.
Das gegenteil von Gut ist gut gemeint. Viel zu groß ist die Gefahr in
guter Absicht Unfug zu betreiben. Es muss eine sachliche Diskusion
geführt werden, aber keine naive. Homus homini lupus est -
Gutmenschentum ist zwar in gewisser Art und Weise sympatisch, hilft
der Menscheit aber nicht weiter.
> Ich bleib dann lieber "gutmenschlich", auch wenn das naiv wirken mag.
Naiv ja, aber auch symaptisch.
Versteh mich nicht falsch, ich mag Ansichten wie die Deine, aber ich
hoffe, dass solche Ansichten nicht von Entscheidungsträgern geteilt
werden.
Gruss
FotH