Diese schlechte Mathematik erinnert stark an den Finanzprofessor Homburg, der im April in der WELT behauptet hatte, Schweden habe weniger Corona-Tote als Deutschland. Ja, San Marino hat insgesamt auch weniger Tote als Deutschland, aber pro 1 Mio Einwohner eben 11 mal mehr. So wie die Schweden schon damals 3 mal, mittlerweile 4,6 mal mehr C-19-Tote als Deutschland haben, von der Diffferenz zu den Nachbarländern Finnland (Faktor 9) und Norwegen (Faktor 10) ganz zu schweigen.
Die Zahl der C-19 Toten ist schon aufgrund unterschiedlicher Zählweisen nicht unbedingt miteinander vergleichbar. Am Ende aber spielt es auch keine Rolle, ob jemand mit oder an C-19 stirbt oder ohne C-19 an Altersschwäche und Kreislaufversagen. Der Tod ist in allen Fällen immer der gleiche. Die einzig zuverlässige Analyse berücksichtigt daher die absolute Zahl der Verstorbenen, ggf. bereinigt um die Änderung der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur. In erster Näherung kann man darauf verzichten, wenn man rückwirkend nur kleine Zeiträume betrachtet und dabei unterstellt, dass sich die Bevölkerung weder in Zahl noch Struktur wesentlich geändert hat. Und siehe da:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=66536
Schweden hat in den ersten 3 Quartalen 2020 sogar weniger Tote insgesamt zu beklagen als in 2015.
Das ist der einzig objektive Vergleich, der wirklich zählt. Schweden 2020 mit Schweden früherer Jahre. Nicht mit dem Mittelwert, denn da muss 2020 zwangsläufig drüber liegen. Und auch nicht mit dem selektiven Vergleich bestimmter Todesarten. Denn wenn man C-19 Tote in Schweden mit denen in Deutschland vergleicht, dann muss man auch die Zahl der an Altersschwäche verstorbenen vergleichen. Und da wird dann vermutlich Schweden "besser" abschneiden.
Nebenbei, das ist der erste Bericht, bei dem ich eine Grafik sehe, welche die ersten 3 Quartale in 2020 mit früheren Quartalen vergleicht. Die Suche nach einer solche Auswertung war wie die Suche nach der Heunadel im Steckhaufen. Alle Suchen führten immer nur zu Aussagen von Leuten, die mit dem Verstand eines dressierten Affen die Sterblichkeit in Schweden mit der vor 150 Jahren verglichen und dabei verschwiegen, dass die Bevälkerung in diesem Zeitraum sich auf das 2,5 fache verfielfacht hat (von der Überalterung mal zu schweigen) oder zu Vergleichen von Aktuell zu Mittelwert vergangener Jahre, wo ja schon vorhersehbar ist, dass 2020 über dem Mittelwert liegen muss.
Aber wir können noch eine kleine Nagelprobe machen: Wer auf der Covid-19-Intensivstation liegt, dürfte unzweifelhaft auch infiziert sein, umgekehrt sollten Falsch-Positive wohl kaum auf die ITS geraten. Oder gar sterben. Walach schreibt zu Infektionen:
Hier unterstelle ich einmal (mit 90% Wahrscheinlichkeit), dass nicht nur Patienten mit für C-19 typischen Krankheitssymptomen gezählt werden, sondern auch der Patient mit den Blinddarmdurchbruch, der wegen C-19 zu spät zum Arzt gegangen ist und bei dem nun zufällig auch C-19 festgestellt wurde.
Die Statistik über die Belegung der Krankenhausbetten ist also in sofern verzerrt, weil man alle Patienten mit einem positiven C-19 Test in der Statistik als C-19 Patienten führt. Und nicht nur solche, wie ursächlich wegen C-19 eingeliefert werden.
Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Ein User bemerkte heute in einem Kommentar die erschreckende Abwesenheit von Fehlerbetrachtungen und Fehlerfortpflanzungsrechnungen in der Medizin im Vergleich mit Elektoingenieuren.
Systematisches anlaytisches Arbeiten scheint in der Medizin, inbesondere bei Virologen und Epidemologen nicht weit verbreitet zu sein.
Es wird daher leider auch von dieser Seite sehr viel Unsinn erzählt. Was mich eigentlich wundert. Denn selbst ernstzunehmende Kriitker der aktuellen Maßnahmen bestreiten ja nicht die Gefährlichkeit von C-19 gegenüber einer schweren Grippe.
Aber wer mit Taschenspielertricks, Unterlassungen und Verdrehungen versucht, die Zahlen ein wenig "aufzuhübschen", der untergräbt am Ende nur das Vertrauen in die Wissenschaft und erweist seinem Anliegen einen Bärendienst.