Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

323 Beiträge seit 12.03.2003

Ist die Theorie aus den 70ern?

> 1. Nachweisbar fehlt es noch heute den meisten Kindern an der nötigen
> Liebe und Zuwendung, sprich an der Zeit und Intensität, die ihre
> Eltern für sie aufwenden.

Kann ich so nicht nachvollziehen. Entweder bilden mein Sohn und alle
seine Freunde eine absolute Ausnahme (was ich mir so aber nicht
unbedingt vorstellen kann) oder es sind spezielle, wenige Eltern, die
ihre Kids vernachlässigen verallgemeinert worden. Damit halte isch
bereits die erste These für nicht haltbar.
>
> 2. Kinder werden auch heute noch systematisch entmutigt. Kindlicher
> Eigensinn muß nach Ansicht der meisten Erwachsenen gebrochen werden,
> wo dieser Eigensinn doch nur der sich entwickelnde Drang zur
> Selbständigkeit darstellt. Wohlverhalten um jeden Preis scheint heute
> mehr denn je weitaus wichtiger als persönlicher Mut und
> Selbstvertrauen.

Nein, systematisch entmutigt und gebrochen werden Kinder in diesem
Lande schon lange nicht mehr (und das ist auch gut so). Wer meint,
wir haben leisetretende Kids, die ach so gebrochen durch die
Landschaft schlurfen, der möge einfach einmal morgens zwischen 7:oo
und 8:oo Uhr mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln fahren. Spätestens
dann wird er das mit dem Wohlverhalten freiwillig in das Datennirvana
verbannen. Schlechtes, lautes und unverschämtes Benehmen ist in
Deutschland so ziemlicher Standart, egal aus welcher Schicht die
Kinder kommen.
>
> 3. Gehorsam wird noch heute weitgehend erzwungen, so daß es den
> Kindern meist nicht möglich ist, einen eigenen freien Willen zu
> entwickeln. "Dabei muß jeder unverständliche Befehl, jedes ungerecht
> erscheinende Verlangen vermieden werden. Sie erschüttern das
> Zutrauen." (Adler)
>
Gehorsam erzwungen? Wo? In Deutschland? Tut mir leid, aber unsere
Kids sind dazu erzogen worden, sich grundsätzlich gegen alles und
jeden durchzusetzen und wenn es nicht klappt, dann den anderen
(Erwachsenen) möglichst übel zu beschimpfen.

> 4. Den meisten Kindern wird noch immer Furcht vor ihren Erziehern
> vermittelt. Es sind letztlich die Hilflosigkeit und Unfähigkeit der
> Erwachsenen, der Eltern und Erzieher, die sie zu solchen Mitteln
> greifen lassen wie Drohungen und Strafen bei jeder sich bietenden
> Gelegenheit.

Furcht vor Erziehern? Sorry, aber an der Stelle kann ich nur noch
lachen. Unterhalte Dich mal mit einem Lehrern (egal welche
Schulform), was die sich so alles anhören müssen. Mein Sohn hat mir
neulich noch erzählt, dass Lehrer sich nicht mehr zur Tafel umdrehen,
weil sie dann mit Kreide beworfen werden (nein, mein Sohn geht nicht
zu einer Hauptschule, sondern zu einem Gymnasium, dass in unserer
Stadt ansonsten den allerbesten Ruf genießt...).


> 5. Gerade in jenen Kreisen, die von der NPD rekrutiert werden, ist
> die elterliche Prügelstrafe noch immer sehr weit verbreitet.
> Untersuchungen in Gefängnissen haben ergeben, daß Strafe niemals
> resozialisierend oder erziehend wirkt, sondern letztlich das
> Ehrgefühl schädigen und somit zu weiterem Ungehorsam gleichsam
> verpflichten. "Je mutiger das Kind ist, um so weniger wird es lügen."
> (Adler)

Kann ich nichts zu sagen. Wobei die Frage wäre, wenn es kein
Gefängnis gibt, wie sollte der Stafvollzug denn dann aussehen? (ist
aber eine andere Baustelle und diese Diskussion gehört hier nicht
hin).
>

Alle Thesen, die oben aufgestellt wurden, entsprechen doch in
keinster Weise der heutigen Realität (zumindest nicht in Großstädten,
vielleicht ist teilweise noch so auf dem Lande, im Oberammergau oder
so, aber selbst dann wäre eine derart grobe Verallgemeinerung nicht
zulässig). Die obigen Thesen mögen vielleicht in den 60ern richtig
gewesen sein, es wäre aber sinnvoll, wenn der Autor sich die heutigen
Kinds angucken würde, vermutlich würde ihn der Schlag treffen, oder
so.... *g*

Ne, mal im ernst, wenn wir etwas nicht haben, dann ist es eine
homogene, autoritäre Gesellschaft. Was wir haben, und das ist das
Problem, ist ein autoritäres Staatswesen. Es ist doch mittlerweile
so, dass Staatswesen und Gesellschaft sich weitgehend fremd geworden
sind, der Staat nur noch als etwas anonymes, weit über der
Gesellschaft schwebendes wahrgenommen wird, ein Staat, mit dem sich
der Bürger nicht mehr identifizieren kann und will.

Wäre der Staat so wenig autoritär und homogen wie die Gesellschaft,
dann hätten wir schon längst mehr Basisdemokratie und nicht ein
derart starres Parteiensystem. Somit ist der Ansatz des von Dir
zitierten Autors, zumindest in meinen Augen, falsch und falschen
Tatsachen ausgehend.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten