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  • displayer

967 Beiträge seit 16.12.2002

Re: Gewaltbereitschaft = kompensierte Unsicherheit

Irwisch schrieb am 31. März 2005 8:19

> displayer schrieb am 29. März 2005 22:47

> > Die Anwendung des "Macht"-Paradigmas von
> > Nietzsche, Adler, u.a. auf alle möglichen
> > Gewaltformen von der Vergewaltigung bis
> > hin zum Faschismus vernachlässigt doch,
> > dass das, was die Gewalttäter erreichen
> > wollen, nicht das selbe sein kann, wie die
> > Mittel zur Erreichung des Angestrebten.

> Macht- bzw. Gewaltausübung durch niedere bzw. defizitäre Charaktere
> ist letztlich immer Selbstzweck:

Das verschleiert den politischen oder sonstigen Inhalt von Macht- und
Gewaltausübung und spielt damit der Volksverdummung in die Hände.

Alles wird einfach mit einem Drang zur "Machtausübung" erklärt. Alle
politischen, ökonomischen und militärstrategischen Ziele fallen
ebenso unter den Tisch wie die Motive einfacher Vergewaltiger oder
Raubmörder.

> Macht- bzw. Gewaltausübung ... dient der Kompensation
> erfahrener Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle.

Der arme Hitler! So wird der Täter zum Opfer. Die Millionen
ermordeten haben sicher Verständnis für so eine Entschuldigung!

> Umfangreiche Darstellung dieses Sachverhalts findest du in Erich Fromms
> "Anatomie der menschlichen Destruktivität" und in Wilhelm Reichs
> "Massenpsychologie des Faschismus".

Kenne ich schon. Leider kenne ich auch noch anderes.

> > Also, a) die Anwendung von Macht - genauer:
> > von Machtmitteln! - b) zum Zwecke der
> > Erreichung bestimmter Ziele, die selbst nicht
> > durch das "Macht"-Paradigma erfasst werden
> > können, - das sind zwei verschiedene Dinge.

> Aber ja doch, hat aber mit meinen Ausführungen nur am Rande zu tun.
> (Ablenkungsmanöver?)

Was kann ich dafür, dass bei Dir die Ziele und Mittel der
Machtausübung nicht differenziert sind?

> > Die durch die Anwendung bestimmter Machtmittel
> > anvisierten Ziele sind darüber hinaus nicht nur
> > etwas anderes als Macht, sondern als spezifische
> > (!) Ziele der Grund für die Anwendung bestimmter
> > Mittel.

> Hier irrst du gewaltig!

Ach so. "Gewaltig" irre ich da. Na so was.

> Die jeweils angeführten Gründe für
> Machtausübung sind allermeist vorgeschobene.

Nicht nachgeschobene? Oder zwischengeschobene?

Könnte doch auch sein, oder? So rein theoretisch natürlich!

> Macht in diesem Sinne,
> wie ich diesen Ausdruck hier verwende, war schon immer Selbstzweck.

Auch schon bei Adam und Genoveva? Oder wie die hiess?

> In diesem Zusammenhang ist Macht immer mit einer gehörigen Portion
> Eitelkeit bzw. Narzißmus verziert, einer von meiner Warte aus
> ungesunden Egozentrik. Ich plädiere in diesem Zusammenhang für
> charakterliche Prüfung aller, die ein öffentliches Amt auszuüben
> trachten.

Ich plädiere mit Dir.

Freut Dich das?

> > So sind die Ziele eines Vergewaltigers durchaus
> > sexuell, die Ziele der Faschisten sind durchaus
> > ökonomisch, etc.

> Die Literatur weist etwas anderes nach.

Zum Beispiel Erich Fromm? Oder hast Du noch andere Literatur zu
bieten?

> Der sexuelle Aspekt im Falle
> eines Vergewaltigers rangiert weit hinter der Befriedigung durch die
> Macht über sein Opfer.

Auf welchem Rang? Platz 2, Platz 10 oder gar unter "ferner liefen"?

> Selbstbewußte Frauen werden i.d.R. nicht zu
> Vergewaltigungsopfern. Weitere Recherchen zu diesem Thema werden dich
> davon überzeugen.

Ja, dann leg' doch mal ein paar vor!

Pardon, aber eine Vergewaltigung ohne sexuelle Motive - das ist so
wie ein Bankraub ohne Interesse am Kasseninhalt.

> >> Man sollte sich zweitens generell nicht
> >> von Worten verwirren lassen, insbesondere
> >> nicht von jenen, die zwar Gleichheit vorgeben,
> >> bei genauerer Betrachtungsweise aber
> >> verschiedene Dinge bezeichnen. So besteht z.B.
> >> ein grundlegender Unterschied zwischen der
> >> Aggression zur reinen Verteidigung in realen
> >> Gefahrensituationen und der nervösen Aggression,
> >> die schon im Vorfeld sich durch neurotischen
> >> Angriff abzusichern sucht. Ebenso verhält es
> >> sich mit dem Begriff "Macht" und vielen anderen,
> >> deren unreflektierte Verwendung heute zur
> >> allgemeinen Verwirrung und Verdummung beitragen.

> > Das ist sprachlich eher unklar.
> > Im einen Fall dient "Aggression" einem bestimmten Zweck, nämlich der
> > "Gefahrenabwehr".

> Genau das habe ich oben ausgedrückt! Das nennt sich "vitale
> Aggression".

> > Im zweiten "neurotischen" Fall sichert die Aggression sich selbst,
> > wobei der Zweck verloren geht.

> Erkennst du den Widerspruch in diesem Satz?

Nö. Macht um der "Macht um der Macht willen" ist Unsinn. Dass Du
"Macht" durch "Aggression" ersetzt, macht es nicht origineller.

> > Macht um der Macht willen - dies ist eine
> > völlig undifferenzierte und untaugliche
> > Konzeption zur Erklärung des Faschismus in
> > einer bestimmten historischen und ökonomischen
> > Situation.

> Diese Konzeption erklärt tatsächlich nicht alles, lediglich die
> Grundsituation. Selbstbewußte und daher vom Zwang zur ständigen
> Kompensation freie Menschen werden sich niemals faschistoid
> verhalten.

Was ist denn ein "faschistoides Verhalten", wenn ich mal fragen darf?

Ist das das selbe wie "Macht"-Verhalten oder "Aggressions"-Verhalten
oder "autoritäres" ...-?

Hat denn der Faschismus keinerlei polit-ökonomisches Inhalte, ausser
"Macht", "Aggression", "Autoritarismus"? Ein bisschen armselig, eine
solche "Erklärung" dieses Phänomens.

> > Der Faschismus als angebliches
> > "Erziehungsproblem" - eine solche
> > "Erklärung" verschleiert die Hauptsache
> > dieser bürgerlichen Diktaturform zwecks
> > Zerschlagung der Arbeiter- und
> > revolutionären Bewegung und zur Rettung
> > des bürgerlichen Klassenverhältnisses.

> Ganz im Gegenteil: Das Fundament jeglicher menschlicher Haltung wird
> in der Erziehung gelegt, wo sonst. Selbstverständlich bedingen
> gesellschaftliche und individuelle (charakterliche) Determination
> einander.

"bedingen einander" - damit kannst Du alles und nichts erklären.

Die Leistung des Fussballmannschaft und die Unterstützung des
Publikums "bedingen einander", sagte der Trainer, als er von der
Presse interviewt wurde.

Auf welche Weise findet denn diese gegenseitige Bedingheit statt und
wieso kommt denn daraus ausgerechnet das heraus, was dabei heraus
kommt?

> > Oder um es mal anders auszudrücken: Die
> > Identifikation der faschistischen Bewegungen
> > mit der kapitalistischen Ordnung und ihren
> > Institutionen bedarf einer ebenso
> > spezifischen Erklärung wie sie diese
> > spezifische Identifikation selbst darstellt!
> > Karl, der displayer

> Ich kann damit leben, daß du so verquastes Zeugs schreibst.

Du scheinst ein wenig ärgerlich zu sein. Warum die Unsachlichkeit?

Hast Du keine konkreten Argumente zu bieten ausser nebulösen
Hinweisen auf die Literatur?

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