Ansicht umschalten
Avatar von Irwisch
  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Verschärft 2

> Daher kann deine Aussage verschärft werden,
> indem man schliesst, dass die Individuen
> ganz im Benthamschen Sinne nicht
> durchgefüttert werden sollten, wenn sie
> nicht arbeiten können.

Diese Forderung kenne ich noch aus meiner Jugend: wer nicht arbeitet,
soll auch nicht essen.

> Da das Schicksal des nicht arbeiten könnens,
> aber ganz unabhängig vom persönlichen Vermögen
> eintritt, ist dieser Funktionsverlust für die
> meisten kaum ertrag- und denkbar. Die Entlastung
> erfolgt dann über das Positions- und
> Konkurrenzdenken. Es findet sich immer jemand
> der noch tiefer steht und wenn auch diese
> Situation erst geschaffen werden muss. Gewalt
> von Jugendlichen schafft genau diese Entlastung
> und dient auch noch einem zweiten Zweck. Sie
> ist nichts weiter als die ins extreme fortgesetzte
> Konkurrenzsituation. Ob Konkurrenz sich nur
> zwischen Arbeitnehmer - wie im Falle Opels -
> oder zwischen Jugendlichen abspielt, indem der
> andere abgezogen oder erniedrigt wird, ist nicht
> weiter wichtig. Die Mechanismen sind ähnliche.
> Die Hauptsache ist, ich gehöre zu den Gewinnern.

Ganz genau! Das sind die eigentlichen, wesentlichen Strömungen, die
uns beschäftigten sollten, die zum allergrößten Teil dafür
verantwortlich sind, daß wir zwar in allen wissenschaftlichen
Bereichen - Technik, Physik, Medizin, Astronomie etc. - ständig
Fortschritte machen, in den Bereichen, die eine Verbesserung des
menschlichen Zusammenlebens betreffen, uns aber noch immer in grauer
Vorzeit befinden.

Alfred Adler nennt diese "Entlastung", von der du schreibst,
Sicherungsdenken bzw. Sicherungsstreben. Die größte Angst der
Menschen, so scheint es, besteht nicht in der vor dem Tode, sondern
vielmehr in der Angst vor Herabsetzung und Erniedrigung. Wer die
diversen Soziologen bzw. Psychologen kennt, die sich eingehend mit
gesellschaftlicher Reproduktion sozialer Ungleichheit
auseinandergesetzt haben, der weiß, wie rückständig wir in diesem
Bereich heute sind.

> Konkurrenz der Individuen und damit die
> Existenz ständigen Winner-Looser-Situation
> sind die notwendige Bedingung für die
> Neuschaffung von Diskriminierungsideologien,
> ganz unabhängig von der Geschichte von
> Gesellschaften. Daher meine ich auch das
> autoritäre Erziehung und Gesellschaftsform
> einander bedingen. Beides ist nicht zu trennen.

Auch hier kann ich nicht umhin, als dir ausnahmslos zuzustimmen. Ich
gehe noch weiter, indem ich behaupte, daß die Supperreichen die
größten Neurotiker bzw. Psychopaten sind, weil deren Macht- und
Geltungsstreben ins Unermeßliche aufgebläht wurde. Und diese
"Mächtigen" sind es schließlich auch, die am heftigsten darauf
bestehen, daß sich an dieser gesellschaftlichen Situation nichts
Wesentliches ändert. Meine Erfahrungen mit Teilnehmern an
Internetforen, die einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung
darstellen, hat eindrücklich gezeigt, daß wer gerade vom System
profitiert, wie Rechtsanwälte oder höhere Angestellte etablierter
Firmen, keinen Deut daran interessiert ist, an den bestehenden
Hierarchien rütteln zu wollen, verschafft dieses System ihnen doch
die angenehme Illusion, etwas Besonderes zu sein.

Irwisch

Bewerten
- +
Ansicht umschalten