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  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Verschärft

Moin DrFunfrock, du schreibst:

> Das Individuum enpfindet sich nicht nur
> als Ware, es wird auch als solche definiert
> und behandelt. Als Beispiel sei hier nur die
> Bildungsdiskussion genannt mit Slogans wie
> "Fit für den Job" usw.

Korrekt. Das eine (Empfindung) und das andre (Definition) bedingen
einander.

> Arbeitslosigkeit wird meistens als
> Sinnlosigkeitsdebatte geführt, daher das
> Individuum ohne Arbeit ist wertlos. In diesem
> Zusammenhang ist auch die Debatte um sie
> belastenden Alten zu sehen, die sich doch bitte
> am besten noch freiwillig dem Tode ergeben
> möchten.

Davon, wie Arbeitslose bzw. Rentner die freie Zeit sinnvoll nutzen
könnten, ist so gut wie nie und nirgends die Rede. Ich fürchte gar,
daß die meisten mit so viel freier Zeit nicht viel anzufangen wissen,
weil sie mit sich selbst nichts anzufangen können. Meinen
Beobachtungen nach sind die allermeisten Menschen hier relativ
interessenlos, wenn man von ihren Konsumwünschen absieht. Das einzige
durchgängige Interesse, das ich bei fast allen Menschen feststelle,
ist das an der eigenen Geltung für andere - eine neurotische, weil
aus verdrängtem Minderwertigkeitsgefühl enstandene Sucht, sich selbst
ständig wie auch immer zu erhöhen, und sei es, indem man andere
herabzusetzen trachtet.

> Dieses Thema ist nicht nur in England
> aufgekommen, sondern führte auch zum
> Rücktritt eines Vorsitzenden eines
> Landesverbandes der Jungen Liberalen.

Ist ja groß und breit darüber berichtet worden, wie der junge Mann
nach der Alten Silbergeschirr trachtete und sie dazu aufforderte, den
Löffel abzugeben, auch wenn er das häufig zu dementieren bzw.
abzuschwächen suchte.

Man kann die Situation der Industriestaat-Bewohner dieses Planeten
nicht beurteilen, ohne die psychische und geistige Entwicklung der
Individuen zu berücksichtigen. Ich bin inzwischen davon überzeugt,
daß die systematische Entmutigung während der Dressur der Kinder und
Heranwachsenden bei allen einen bleibenden Minderwertigkeitskomplex
etabliert. Diejenigen, bei denen dieser Schaden zu weit getrieben
wurde und denen es nicht gelingt, ihr Streben nach Geltung und
Bedeutung innerhalb legaler gesellschaftlicher Möglichkeiten zu
verwirklichen, erhalten das Etikett "Krimineller" oder "Neurotiker"
bzw. "Psychopath". Schon allein die Tatsache, daß bei den
allermeisten Menschen ihr Selbstwertgefühl ausschließlich von äußerer
Anerkennung abhängt, im Gegensatz von in sich selbst ruhenden
Menschen, die kaum auf äußere Anerkennung angewiesen sind, spricht
für meine Überzeugung.

Irwisch

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