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komplexe Systeme

Irwisch schrieb am 29. März 2005 13:31

> Was die heutige Situation betrifft, möchte ich behaupten,
> gesellschaftliche Situation und massenhafte Verbreitung psychischer
> Defizite bedingen einander auf eine schwer durchschaubare Weise.
> Durch meine eingehende Beschäftigung mit dem Phänomen der
> "Reproduktion sozialer Ungleichheit" und den Werkzeugen, mit denen
> das geschieht (z.B. Scham), haben sich mir diese Zusammenhänge etwas
> erhellt, aber (noch) nicht vollständig dargestellt - falls das
> überhaupt möglich ist.
>
> Keinesfalls möchte ich dir darin widersprechen, daß Kriminalität,
> aber auch die ständige Suche nach Erhöhung der eigenen Person zu
> einem starken Entwicklungsfaktor westlich geprägter Gesellschaften
> wurden. Doch kann man auch das Ende dieser Spirale ausmachen, da sich
> solche Gesellschaften früher oder später selber erledigen, wie die
> Geschichte zur Genüge zeigt.

Wie du bereits richtig angesprochen hast, ist die Suche danach, was
die Ursache ist, in einem komplexen System völlig sinnlos. Komplexe
Systeme haben selbststabilisierende zyklische Prozesse, in denen
viele einzelne Phänomene sich in den Rollen von Ursache und Wirkung
zeitlich abwechseln. Langsame Veränderungen entstehen meist aus dem
zufälligen "Zappeln" dieser Prozesse, wenn diese dazu führen, daß ein
einzelner Zyklus aus dem Bereich des Attraktors, um den er kreist,
herausfliegt und auf einen anderen zusteuert. Plötzliche
Veränderungen entstehen, wenn ein Attraktor zusammenbricht.

Was wir versuchen können, ist, nach starken Attraktoren, die eine
bessere Welt zu versprechen scheinen, Ausschau zu halten und das
zufällige Zittern der Gesellschaft in der Richtung, wo es auf die
neuen Attraktoren hinzielt, zu verstärken. Dabei ist aber das
Problem, daß wir immer noch um die alten Attraktoren kreisen...

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