outsmart schrieb am 8. März 2004 16:38
> > Wenn diese Einkommensgruppe [niedrige Einkommen]
> > überproportional entlastet wird, mögen diese Entlastungen zwar zu
> > gewissen Teilen auch in Schuldentilgung oder Ersparnisse gehen, aber
> > ganz sicher werden die Leute dann auch mehr kaufen, denn nun können
> > sie sich Dinge leisten, die sie sich ohne die Entlastungen nicht
> > leisten hätten können.
>
> Wie gesagt, wer kaum belastet ist den kann man schwer entlasten.
"Kaum belastet" ist nicht dasselbe wie "überhaupt nicht belastet". Da
bestehen doch noch beträchliche Spielräume. Außerdem habe ich ja auch
noch auf Empfänger von Arbeitslosen-, Sozialhilfe usw. hingewiesen,
denen die Leistungen drastisch gekürzt werden, neben
Zwangsarbeitsauflagen, die eben Lohndumpinggefahren bergen.
> > Für einen Spitzenverdiener dagegen machen die Lebenshaltungskosten
> > schon mal nur einen kleinen Bruchteil des Einkommens aus. Für den
> > Rest können sich diese Leute entweder teure Luxusartikel kaufen oder
> > sie legen die Überschüsse auf dem Finanzmarkt an.
>
> Was beides volkswirtschaftlich sehr sinnvoll ist.
Nun ja, über den Begriff "sinnvoll" kann man in dem Zusammenhang
streiten. Seine Bedeutung hängt von gewissen Prämissen ab. In einem
Krieg ist es auch sinnvoll, Bomben abzuwerfen.
> > Dafür bekommen sie
> > dann über Aktiendividenden und Zinsen noch Erlöse der Arbeit
> > geschenkt, die andere verrichten. Steuerentlastungen zugunsten der
> > Besserverdiener bzw. Spitzenverdiener kurbeln höchstens die
> > Konjunktur für manche Luxusartikel an.
>
> Ein Drittwagen muss ja kein Luxusartikel sein, jeder ausgegebene Euro
> ist gut für alle.
Du meinst also, der geringverdienende Gebäudereiniger, der seine
Kinder nicht mit dem Auto von der Schule abholen kann, weil er sich
gar keins leisten kann, müßte sich freuen, daß auf der anderen Seite
der Stadt sein Chef das dritte Auto für seine Famile mit im Prinzip
denselben Bedürfnissen kauft?
Das beruht auf derselben verqueren Logik, mit der gewisse
Globalisierungsfetischisten die IWF-Politik loben, weil in
betroffenen Ländern das Durchschnittseinkommen gestiegen sei. Daß
diese Steigerung oft nur daher kommt, daß ein kleiner Teil der
Bevölkerung dermaßen übervorteilt wird, daß er die Verarmung des
Rests unterm Strich ausgleichen kann, wird leicht übersehen.
> > Aber das reicht sicher nicht
> > aus, um die Gesamtwirtschaft wieder zu beleben. Ausgerechnet diese
> > Einkommensgruppe ist es, die durch die aktuelle Steuerreform
> > überproportional entlastet wird.
>
> Diese Gruppe ist ja auch überproportional belastet und bleibt es
> auch.
Aber die Preise für Lebenshaltungskosten usw. sind überwiegend nicht
proportional zum Einkommen des Käufers. Absolut betrachtet - und auf
das Absolute kommt es an - trifft die gleiche proportionale Belastung
einen Niedrigverdiener logischerweise viel härter als einen
Hochverdiener.
Tatsächlich ist es doch so: Der Besserverdiener hat ohnehin schon
mehr Geld als der Wenigverdiener. Selbst wenn die Steuerreform für
beide die gleiche prozentuale Entlastung bringen würde, spränge dabei
für den Besserverdiener - der ohnehin schon mehr Geld hat - sehr viel
mehr Geld heraus. Das wäre bereits ungerecht. Tatsächlich fällt aber
sogar die prozentuale Entlastung für die Spitzenverdiener höher aus!
Hinzu kommen absolute Beträge, die im Gesundheitssystem die Patienten
neuerdings zusätzlich selbst dazuzahlen sollen. Die schlagen bei
einem Geringverdiener natürlich auch viel stärker zu Buche als bei
einem Besserverdiener. Diese ganzen Maßnahmen sind völlig antisozial,
ohne der Wirtschaft dabei überhaupt etwas zu bringen! Sie bringen
vielmehr den Eignern großer Kapitale etwas, einer Gruppe, die sich
gern mit der Wirtschaft gleichsetzt. Den Megaschmarotzern, die sich
als treibende Kraft ausgeben.
> > Mich würde mal Deine genaue
> > Erklärung interessieren, warum das so richtig sein soll, im Gegensatz
> > zu der Linie, die etwa Ottmar Schreiner immer fordert.
>
> Ottmar Schreiner will gar keinen entlasten, der will neue Steuern auf
> Vermögen und genau die Leute weiter belasten die heute schon
> überproportional den Staat finanzieren. Diese Gruppen weiter zu
> demotivieren ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Daran sieht man, daß diese Gruppen bereits viel zu mächtig sind. Der
Staat ist in seiner Souveränität eingeschränkt, weil er vorm Kapital
buckeln muß. So wird er an der Sicherstellung einer gerechten und
sozialen Ordnung gehindert. Im Grundgesetz heißt es unter anderem,
daß das Volk der Souverän ist, daß die Bundesrepublik ein
demokratischer, sozialer Bundesstaat ist und daß Eigentum
verpflichtet. Diese Grundsätze müssen geltend bleiben bzw. besser
geltend gemacht werden.
Die Vermögenssteuer wäre ein guter Weg, Kapitalakkumulation zu
kompensieren. Allerdings scheinen mir das Freigeldkonzept da
ausgeklügelter zu sein, da dort besser Ersatzinvestionsanreize
geschaffen werden.
> > Wenn diese Einkommensgruppe [niedrige Einkommen]
> > überproportional entlastet wird, mögen diese Entlastungen zwar zu
> > gewissen Teilen auch in Schuldentilgung oder Ersparnisse gehen, aber
> > ganz sicher werden die Leute dann auch mehr kaufen, denn nun können
> > sie sich Dinge leisten, die sie sich ohne die Entlastungen nicht
> > leisten hätten können.
>
> Wie gesagt, wer kaum belastet ist den kann man schwer entlasten.
"Kaum belastet" ist nicht dasselbe wie "überhaupt nicht belastet". Da
bestehen doch noch beträchliche Spielräume. Außerdem habe ich ja auch
noch auf Empfänger von Arbeitslosen-, Sozialhilfe usw. hingewiesen,
denen die Leistungen drastisch gekürzt werden, neben
Zwangsarbeitsauflagen, die eben Lohndumpinggefahren bergen.
> > Für einen Spitzenverdiener dagegen machen die Lebenshaltungskosten
> > schon mal nur einen kleinen Bruchteil des Einkommens aus. Für den
> > Rest können sich diese Leute entweder teure Luxusartikel kaufen oder
> > sie legen die Überschüsse auf dem Finanzmarkt an.
>
> Was beides volkswirtschaftlich sehr sinnvoll ist.
Nun ja, über den Begriff "sinnvoll" kann man in dem Zusammenhang
streiten. Seine Bedeutung hängt von gewissen Prämissen ab. In einem
Krieg ist es auch sinnvoll, Bomben abzuwerfen.
> > Dafür bekommen sie
> > dann über Aktiendividenden und Zinsen noch Erlöse der Arbeit
> > geschenkt, die andere verrichten. Steuerentlastungen zugunsten der
> > Besserverdiener bzw. Spitzenverdiener kurbeln höchstens die
> > Konjunktur für manche Luxusartikel an.
>
> Ein Drittwagen muss ja kein Luxusartikel sein, jeder ausgegebene Euro
> ist gut für alle.
Du meinst also, der geringverdienende Gebäudereiniger, der seine
Kinder nicht mit dem Auto von der Schule abholen kann, weil er sich
gar keins leisten kann, müßte sich freuen, daß auf der anderen Seite
der Stadt sein Chef das dritte Auto für seine Famile mit im Prinzip
denselben Bedürfnissen kauft?
Das beruht auf derselben verqueren Logik, mit der gewisse
Globalisierungsfetischisten die IWF-Politik loben, weil in
betroffenen Ländern das Durchschnittseinkommen gestiegen sei. Daß
diese Steigerung oft nur daher kommt, daß ein kleiner Teil der
Bevölkerung dermaßen übervorteilt wird, daß er die Verarmung des
Rests unterm Strich ausgleichen kann, wird leicht übersehen.
> > Aber das reicht sicher nicht
> > aus, um die Gesamtwirtschaft wieder zu beleben. Ausgerechnet diese
> > Einkommensgruppe ist es, die durch die aktuelle Steuerreform
> > überproportional entlastet wird.
>
> Diese Gruppe ist ja auch überproportional belastet und bleibt es
> auch.
Aber die Preise für Lebenshaltungskosten usw. sind überwiegend nicht
proportional zum Einkommen des Käufers. Absolut betrachtet - und auf
das Absolute kommt es an - trifft die gleiche proportionale Belastung
einen Niedrigverdiener logischerweise viel härter als einen
Hochverdiener.
Tatsächlich ist es doch so: Der Besserverdiener hat ohnehin schon
mehr Geld als der Wenigverdiener. Selbst wenn die Steuerreform für
beide die gleiche prozentuale Entlastung bringen würde, spränge dabei
für den Besserverdiener - der ohnehin schon mehr Geld hat - sehr viel
mehr Geld heraus. Das wäre bereits ungerecht. Tatsächlich fällt aber
sogar die prozentuale Entlastung für die Spitzenverdiener höher aus!
Hinzu kommen absolute Beträge, die im Gesundheitssystem die Patienten
neuerdings zusätzlich selbst dazuzahlen sollen. Die schlagen bei
einem Geringverdiener natürlich auch viel stärker zu Buche als bei
einem Besserverdiener. Diese ganzen Maßnahmen sind völlig antisozial,
ohne der Wirtschaft dabei überhaupt etwas zu bringen! Sie bringen
vielmehr den Eignern großer Kapitale etwas, einer Gruppe, die sich
gern mit der Wirtschaft gleichsetzt. Den Megaschmarotzern, die sich
als treibende Kraft ausgeben.
> > Mich würde mal Deine genaue
> > Erklärung interessieren, warum das so richtig sein soll, im Gegensatz
> > zu der Linie, die etwa Ottmar Schreiner immer fordert.
>
> Ottmar Schreiner will gar keinen entlasten, der will neue Steuern auf
> Vermögen und genau die Leute weiter belasten die heute schon
> überproportional den Staat finanzieren. Diese Gruppen weiter zu
> demotivieren ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Daran sieht man, daß diese Gruppen bereits viel zu mächtig sind. Der
Staat ist in seiner Souveränität eingeschränkt, weil er vorm Kapital
buckeln muß. So wird er an der Sicherstellung einer gerechten und
sozialen Ordnung gehindert. Im Grundgesetz heißt es unter anderem,
daß das Volk der Souverän ist, daß die Bundesrepublik ein
demokratischer, sozialer Bundesstaat ist und daß Eigentum
verpflichtet. Diese Grundsätze müssen geltend bleiben bzw. besser
geltend gemacht werden.
Die Vermögenssteuer wäre ein guter Weg, Kapitalakkumulation zu
kompensieren. Allerdings scheinen mir das Freigeldkonzept da
ausgeklügelter zu sein, da dort besser Ersatzinvestionsanreize
geschaffen werden.