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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Ob es einen Sinn hat, darüber entscheiden allein die Angehörigen

Weserpirat schrieb am 6. Februar 2011 18:43

> Warum Knochen suchen, was soll die sinnlose Mühe?

> Gibt es, gab es in den letzten Jahren irgendwelche Fälle daß seit
> Pinochets Diktaur vermisste Menschen lebend auftauchten?

> Gilt nicht einfach, seit 10 Jahren und mehr vermisst zu 100% tot!

Vielleicht vor dem Gesetz, nicht aber für die Betroffenen. Es fällt
Menschen leichter abzuschließen und inneren Frieden herzustellen,
wenn sie Gewißheiten haben. Du kannst das immer wieder
nachvollziehen, wenn Menschen darüber berichten, daß es für sie eine
Erleichterung darstellt, Gewißheit über das Schicksal eines vermißten
Menschen zu bekommen - selbst wenn es sich herausstellt, daß dieser
Mensch tot ist.

> Ist die Sitution vergleichbar mit dem 2.Weltkrieg als
> Gefangendenmeldungen via IRK  blockiert wurden oder Postkarten wegen
> Flucht und Vertreibung Angehörige nicht erreichen konnten, trotz
> Suchdienst? Und auch damals gab es nur sehr wenige Vermisste gar für
> tot erklärte die noch aus der UdSSR zurückkamen.

Möglicherweise ist sie vergleichbar, aber das Verhalten der Menschen
ändert sich dadurch nicht.

> Wen ich weis, mit Sicherheit den Umständen nach annehmen kann daß
> mein Bruder, Schwester, sohn, Tochter tot ist, dann suche ich keine
> Knochen, blödsinnige Gefühlsduselei oder mittelalterliche
> Reliquiendämelei! 

Es ist Deine Meinung. Du solltest zur Kenntnis nehmen, daß es auch
andere Meinungen gibt. Und: Eine Kultur wird unter anderem auch daran
gemessen, wie sie mit ihren Toten umgeht.

> Kraft und Arbeit investieren zur Vermeidung von Krieg und Diaktatur,
> das hat Sinn, halb verwitterte Knochen sortieren hilft dabei aber
> nicht!

Das nützt den Menschen, die ihre Angehörigen verloren haben, herzlich
wenig. Was geschehen ist, läßt sich nicht rückgängig machen. Da Du
aber auf die "Vermeidung von Krieg und Diaktatur" anspielst: Wie will
man soetwas künftig vermeiden, wenn man nicht bereit ist, die eigene
Geschichte aufzuarbeiten? Genau das ist es aber, was diese Frauen
tun. Sie tun es zwar vor allem für sich, aber es gibt
glücklicherweise Menschen, denen das nicht verborgen bleibt, und die
für öffentliche Aufmerksamkeit sorgen.

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