Ansicht umschalten
Avatar von Carl_F_G.
  • Carl_F_G.

mehr als 1000 Beiträge seit 14.04.2002

BWL Theorie braucht keinen Realitätscheck

Willi Waelzlager schrieb am 30. April 2008 09:39

> > > Das mit der Souveränität ist Blödsinn, denn ohne Öl, Maschinen und
> > > Verteil-Infrastruktur bricht deine Illusion innerhalb von Tagen
> > > zusammen.
> > Man kann sich aber bei Öl etc. wesentlich leichter bzw. stärker
> > einschränken als bei Nahrungsmittel (außer mit Demand destuction
> > durch Hungertot).

> Du willst nicht sehen, dass die lokale Nahrungsproduktion von so
> vielen Importen abhängig ist, dass es keinen Unterschied macht, ob
> man diese Hilfsstoffe importiert oder gleich die Lebensmittel.
Das stimmt gleich in mehrfacher Hinsicht nicht. Erstens zeigt gerade
die aktuelle Erfahrung, dass Agrarexportländer ziemlich schnell
Exportbeschränkungen (Exportstopp oder zumindest Sondersteuern)
einführen (Wie jetzt z.B. Indien, Vietnam, etc. bei Reis, Russland,
Ukraine, Argentinien ... bei Weizen). Dabei gibt es noch gar keine
echten Engpässe! Von Exportrestriktionen bei Maschinen, Dünger ...
wird dagegen nichts berichtet.
Was die Abhängigkeit der hiesigen Produktion von Importen betrifft,
so ist diese viel geringer als behauptet. 1. Landmaschinen werden in
Deutschland produziert (zumindest aber in der EU). 2.
Pflanzenschutzmittel: Da dürfte Deutschland und insbesondere Europa
weitestgehend Selbstversorger sein. 3. Dünger: Kali ist hier
ausreichend vorhanden, Stickstoff wird teilweise hier produziert
(benötigt halt entsprechende Energiemengen. vgl. Punkt 4). Schwierig
wird es nur mit Phosphatdünger. Allerdings ist ein deutlicher
Ertragsabfall erst zu erwarten wenn über mehrere Jahre kein Phosphat
gedüngt wurde (--> großer zeitlicher Puffer). 4. Energie.
Stickstoffdünger kann man auch auf Basis von Strom (Windenergie oder
KKW) produzieren, und der Bedarf an ÖL Erdgas + Öl für die Traktoren,
Pflanzenschutzmittel ist nicht so groß, dass man diesen nicht aus
europäischen Quellen in Notzeiten decken könnte, wenn man
entsprechnde Prioritäten setzt.


> > Außerdem sind die Ölstaaten sicher bereit gegen
> > Nahrungsmittel auch Öl zu liefern. Denn der Nahe Osten kann sich
> > schon lange nicht mehr selbst mit Nahrung versorgen.

> Du scheinst Deutschland als Agrarstaat zu sehen. Das stimmt schon
> seit 200 Jahren nicht mehr. 
Was ist ein Agrarstaat? 
a) Ein Staat dessen bedeutendster Wirtschaftszweig die Landwirtschaft
ist (klassische Definition)? Dann ist D in der Tat schon lange kein
Agrarstaat mehr.
b) Ein Staat dessen Landwirtschaft so gut und effizient funktioniert,
dass diese erstens die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen kann
und zweitens ermöglicht, dass ein großer Teil der Bevölkerung anderen
Tätigkeiten nachgeht.
Das trifft auf Deutschland schon zu. Immerhin ist Deutschland der 8.
größte Weizenproduzent auf der Welt. Und gerade die gut
funktionierende Landwirtschaft hat erst die industrielle Entwicklung
hier doch ermöglicht. Daher wäre es dumm, wenn man die Grundlagen
gefährdet.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten